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Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Olive hineinfallen. Wenn der Geist von F. Scott Fitzgerald noch irgendwo umging, dann da drüben auf der Terrasse, wo er lachte und Gläser zerbrach.
    Aber der Geist von Wallace Stevens hatte es nicht nötig, sich zu betrinken und Gläser zu zerscheppern. (Der Dichter hatte für eine Versicherung gearbeitet, was sie sehr wunderte.) Maud ging sogar so weit, zu glauben, daß der Geist von Wallace Stevens durchaus gemütlich in jenem für Sam (und Chad, wenn er hier war) reservierten Klappstuhl am Ende des Piers sitzen und nachdenklich die Party über dem Wasser betrachten konnte.
    Sie sang, der Genius der See verstand sie nicht.
    (Maud las)
    Das Wasser wurde weder Geist noch Stimme,
    War wie ein Körper, völlig Körper, der flattern läßt
    die leeren Ärmel -
    Sie legte den Flamingo-Cocktailspieß, den sie als Lesezeichen benutzte, wieder ins Buch und schlug es zu. Sie schlürfte an ihrem Martini und grübelte, wobei sie ein wenig die Stirn runzelte. Das Meer war - ganz offensichtlich - etwas Formloses. Daher mußte die Frau, die in diesem Gedicht sang... mußte sie ... sie kniff die Augen zusammen, blickte hoch und über den See... Was? Sie schüttelte den Kopf. Es würde ihr schon einfallen, irgendwann, was Wallace Stevens damit meinte.
    Und dann kam ihre Lieblingszeile - ach, was für eine Zeile!
    Ramon Fernandez, sage mir, wenn du es weißt...
    »Ich frage mich, wer Ramon Fernandez war«, hatte sie im Juli zu Sam gesagt.
    Sam hatte eine Weile geschwiegen, da er nie sofort antwortete, und dann die Vermutung geäußert, daß er wahrscheinlich ein Freund des Dichters sei. »Wenn ich nächste Woche nach Hebrides komme, kann ich in die Bibliothek gehen und nachschauen, ob’s über dieses Gedicht irgendwas gibt.«
    Maud schlug das Buch zu und stierte ihn an. »Nein! Ich hab doch nur gesagt, daß ich mir Gedanken drüber mache. Gedanken - Gedanken! Was dann dabei herauskommt, das muß ich schon selber entscheiden.« Sie hatte geradezu ein bißchen Angst, daß Sam das Gedicht tatsächlich nachschlagen würde.
    Er seufzte. »Maud. Wenn Ramon ein persönlicher Freund von -«
    »Ramon Fernandez. Wir sind nicht per du mit ihm«, fuhr sie ihn an.
    Sam schüttelte den Kopf. »Also, wenn Señor Fernandez ein Freund von Mr. Stevens war, dann gibt’s da für dich nichts zu entscheiden.«
    »Du nimmst alles so wörtlich. Und was heißt hier ›Señor‹? Woher willst du wissen, daß er Spanier oder Mexikaner ist?« Maud sah stirnrunzelnd auf die Popov-Flasche und versicherte sich, daß noch genug Martini da war, um dieses Gespräch durchzustehen. »Es wundert mich nicht, daß du dieses Gedicht nicht verstehst.«
    »Kubaner«, sagte Sam gleichmütig, wobei er sich noch eine Dose Coors aufriß.
    »Was?« Maud schoß kerzengerade in ihrem Stuhl hoch. »Er ist kein Kubaner.«
    Sam zuckte die Achseln. »Ist doch nur zu wahrscheinlich. Immerhin ist der Dichter auf Key West, oder? Florida. Der nächste Ort, wo jemand namens Ramon Fernandez her sein könnte« - er hob sein Bier und trank -, »ist Kuba.«
    Maud schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Du hast doch einen holländischen Namen, oder? Holländisch. Heißt das, daß du jeden Tag zwischen Lancaster, Pennsylvania und La Porte hin und her pendelst?« Sie wandte ihm ihr zorniges Gesicht zu. »Du willst mir dieses Gedicht kaputtmachen.« Sie wandte sich ab und starrte auf das Wasser hinaus. »Dabei bedeutet es mir soviel.« Ihr war zum Heulen zumute.
    »Tut mir leid.«
    Nach einem quälenden Schweigen, während dessen Maud hin und her schaukelte und dabei über den See starrte, meinte Sam, wenn sie so neugierig auf das Paar am anderen Seeufer sei, könne er ja mal mit einer Anzeige wegen Ruhestörung dort rüberfahren. Außer sich vor Wut, brüllte Maud ihn an, was sie sonst nur bei Chad machte. Er solle sich unterstehen, sie sei nicht »neugierig«, und wessen Ruhe sollten die schon stören, wo ihnen doch wahrscheinlich eine halbe Meile vom Seeufer gehörte?
    Sie glaubte, ein Knirschen auf dem Pfad gehört zu haben, Sam, der sich mit seinem Sechserpack näherte. Doch als sie sich umdrehte, sah sie, daß es die schwarze Katze war, die vor etwa einem Monat zum erstenmal aufgetaucht war und seitdem immer wieder. Die Katze schlich langsam auf das Pier und saß dann einfach da und blinzelte.
    Maud versuchte, sie nicht anzuschauen, denn beim Anblick der kranken und wahrscheinlich herrenlosen Katze zog sich ihr immer der Magen zusammen. Das Tier hatte ein krankes rechtes Auge, wohl ein

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