Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
überle gte, ob er es bei der neuen Schwester versuchen sollte, die erst am Vortag ihren Dienst angetreten hatte. Sie arbeitete drüben im Anwendungszentrum. Sicher war sie nicht so spröde wie Schwester Isabelle. Die Hände in den Kitteltaschen vergraben, wandte er sich der Treppe zu.
Außer Schwester Marina, Schwester Vilma und Schwester S abine hielt sich auch die Krankengymnastin Amanda Krug im Schwesternzimmer auf. Die vier Frauen sprachen gerade über einen Patienten, als Isabelle eintrat.
»Schwester Ruth, schickt mich«, sagte sie und legte einen braunen Umschlag vor Marina Hinzen auf den Tisch. »Die Unte rlagen über Frau Fischbach, die Sie angefordert haben.«
Maria Fischbach war vor zwei Stunden von der Inneren auf die Chirurgie verlegt worden.
»Danke, Schwester Isabelle«, sagte Marina. »Uns ist von einem Patienten, der heute morgen entlassen worden ist, Kuchen spendiert worden. Möchten Sie auch ein Stückchen? Es ist reichlich da.«
»Gern.«
Marina ging in die Kaffee-Ecke des Schwesternzimmers, schnitt ein riesiges Stück ab und reichte es auf einem Pappteller Isabelle. »Und Kaffee gibt es auch«, sagte sie und schenkte eine Tasse voll ein.
»Ein Lob allen edlen Kuchenspendern!« rief Amanda Krug l achend aus. »Ich könnte übrigens noch ein Stück vertragen.«
»Und trotzdem könnte man Sie um Ihre Figur beneiden«, sagte Schwester Sabine seufzend.
Isabelle schaute Schwester Vilma zu, die ein Medikamententablett vor sich hatte und an Hand einer Liste die einzelnen Röhrchen mit den Medikamenten für die Patienten füllte. Plötzlich bemerkte sie, daß Schwester Vilmas Finger in eine falsche Reihe der Liste gerutscht war. Sie gab ein falsches Medikament in ein Röhrchen, das für eine Nierenkranke bestimmt war.
»Schwester Vilma«, sagte sie leise, um nicht die anderen da rauf aufmerksam zu machen.
Vilma war so in Gedanken, daß sie nicht auf Isabelle hörte. Erst vor einer halben Stunde hatte ihr Karsten Rotenberg sehr bestimmt gesagt, daß er es sich nicht länger gefallen lassen würde, weiter mit Gefälligkeiten, die er nicht verlangte, belästigt zu we rden.
»Schwester Vilma.« Isabelle stellte ihren Kuchenteller ab. Sie wollte ihre Kollegin am Arm greifen, aber da kam Oberschwester Johanna herein. Erschrocken ließ sie die bereits erhobene Hand sinken.
»Scheint mir ja hier eine gemütliche Runde zu sein«, bemerkte die Oberschwester leicht ironisch. »Bis auf Schwester Vilma hat offensichtlich keine der Damen etwas zu tun.«
»Wir machen nur eine kurze Pause, Oberschwester«, ergriff Amanda Krug das Wort.
Schwester Vilma verließ mit dem Tablettentablett das Schwesternzimmer. Sie wollte gleich die Medikamente austeilen. Isabelle folgte ihr.
»Schwester Isabelle, bitte bleiben Sie noch einen Moment«, hielt sie die Stimme der Oberschwester zurück.
Isabelle blieb stehen. »Oberschwester Johanna, ich bin gleich zurück«, versprach sie und sah entsetzt, wie Schwester Vilma bereits eines der Krankenzimmer betrat.
»Was gibt es denn so Wichtiges?« fragte die Oberschwester.
»Ich muß Schwester Vilma… etwas sagen«, stotterte Isabelle.
»Das wird wohl noch Zeit bis später haben«, erklärte die Vo rgesetzte unwillig.
»Nein, es…«
»Dann sagen Sie es mir.« Ober Schwester Johanna glaubte nicht richtig zu hören. Ausgerechnet Schwester Isabelle widersetzte sich ihr. Von ihr hätte sie das am allerwenigsten erwartet. Nein, so etwas durfte sie nicht durchgehen lassen.
Es gab für Isabelle nur zwei Möglichkeiten. Entweder, sie ließ Vilma die falschen Tabletten austeilen, oder sie mußte der Obe rschwester sagen, was sie beobachtet hatte. Aus ihrem Verantwortungsgefühl heraus entschied sie sich für das letztere. »Ich glaube, Schwester Vilma hat versehentlich ein Medikament vertauscht«, flüsterte sie. »Ich…«
Oberschwester Johanna wartete keine weitere Erklärung ab. Sie eilte zu dem Krankenzimmer, in dem Vilma verschwunden war. Eine Minute später kam sie mit der Schwester zurück. Sie schob Vilma in das Schwesternzimmer, wo ihnen die übrigen Schw estern und Frau Krug wie erstarrt entgegen blickten. Isabelle folgte bedrückt.
»Ich möchte, daß Sie ihre Medikamente überprüfen, Schwester Vilma«, befahl Oberschwester Johanna.
»Bitte«, erwiderte Vilma verwundert und warf Isabelle einen raschen Blick zu. Sie war sich zwar sicher, keinen Fehler gemacht zu haben, trotzdem zitterten ihre Finger, als sie unter den scharfen Augen der Oberschwester die
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