Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
Tabletten an Hand der Liste überprüfte.
»Tatsächlich, die falschen Tabletten.« Johanna wies auf das Naturheilprodukt. »Herr Härtner muß ein anderes Medikament bekommen.«
»Ich weiß gar nicht, wie mir… das passieren… konnte«, stammelte Schwester Vilma.
»Vielleicht sollten Sie zur Abwechslung ihre Gedanken mal bei der Arbeit haben«, erklärte die Oberschwester. »Melden Sie sich in einer halben Stunde in meinem Zimmer.« Nacheinander sah sie die anderen Schwestern an. »Und Sie, meine Damen, lassen Sie sich das eine Lehre sein. Gerade beim Medikamentenausteilen kommt es auf hundertprozentige Genauigkeit an. Sie alle sollten sich bei der Arbeit weniger ablenken lassen.« Wütend ging sie hinaus.
»Habe ich das Ihnen zu verdanken?« fuhr Vilma Schwester Isabelle an. Obwohl sie froh war, daß sie dem Patienten nicht das falsche Medikament gegeben hatte, wurde sie von einem unbarmherzigen Zorn ergriffen. »Mußten Sie damit gleich zur Oberschwester rennen?«
»Ich wollte…«
»Schwester Isabelle ist dir nachgelaufen, aber die Oberschwester hat sie zurückgehalten«, nahm Marina Hinzen die junge Frau in Schutz. »Sie wollte dich nicht verraten.«
»Aber sie hat es getan.« Vilma warf Isabelle einen bösen Blick zu. »Dabei hätten gerade Sie allen Grund, Ihren Mund zu halten. Von Ihnen habe ich inzwischen ganz andere Dinge gehört.«
»Was meinen Sie damit?« fragte Isabelle.
»Tun Sie doch nicht so, als wenn Sie es nicht wüßten. Jeder hier in der Schloßklinik weiß schließlich inzwischen, daß Sie ziemlich lange Finger haben.« Vilma ergriff das Medikamentent ablett. »Oder…«
»Vilma, jetzt ist Schluß!« Amanda Krug ergriff den Arm der Jüngeren. »Dieser Klatsch ist nichts als böswilliges Gerede. Im Grunde sollten Sie Schwester Isabelle dankbar sein. Wäre es Ihnen lieber, Herr Härtner hätte die falschen Tabletten geschluckt?«
»Ach, lassen Sie mich in Ruhe.« Vilma stieß mit dem Ellbogen die Tür auf. »Und Sie, Schwester Isabelle, sollten sehr vorsichtig sein. So leicht vergesse ich nicht.«
»Sie wird sich schon wieder beruhigen«, meinte Schwester S abine. »Sie hätte auch wirklich besser aufpassen müssen. Aber mit ihren Gedanken ist sie die ganze Zeit bei Herrn Rotenberg.«
»Ich muß gehen, man wird sich schon fragen, wo ich bleibe«, sagte Isabelle bedrückt. Zu all dem Gerede, für das Frau Nolden gesorgt hatte, hatte sie sich nun auch noch eine Feindin gescha ffen. So schnell vergaß Schwester Vilma nicht, davon war sie überzeugt. Und trotzdem hatte sie gar nicht anders handeln können. Niedergeschlagen stieg sie die Treppe zur Inneren hinauf.
* * *
Langsam begann Karsten Rotenberg Hoffnung zu schöpfen. Es sah aus, als würde die Behandlung in der Schloßklinik Erfolg zeigen. Er hatte noch immer schlimme Schmerzen, doch Eiterung und Entzündung der Wunde gingen zurück. Zuerst hatte er die täglichen Besuche des Masseurs gefürchtet, jetzt waren sie ihm willkommen, denn auch sie trugen dazu bei, daß sein Bein besser wurde.
»Ich kann es noch kaum glauben«, sagte er zu seiner Mutter, als sie ihn an einem Wochenende besuchte. »Es ist wie ein Wu nder.«
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue, Karsten.« Herta Rotenberg lächelte glücklich. »Überhaupt siehst du viel besser aus als bei meinem letzten Besuch. Dein Gesicht bekommt langsam etwas Farbe.«
»Ich werde jeden Tag in den Park hinuntergebracht«, erwiderte Karsten.
»Dann hast du ja auch Kontakt zu deinen Mitpatienten«, meinte seine Mutter. »Das finde ich besonders gut, denn du mußt dich wieder daran gewöhnen, unter Menschen zu kommen.«
Karsten verzog das Gesicht. »So groß ist der Kontakt nicht«, gestand er. »Ich habe keine Lust, andere Leute kennenzulernen. Ich lasse mich meist an einen ziemlich ruhigen Ort bringen. Allerdings…« Er sprach nicht weiter, sondern strich versonnen seine Bettdecke glatt.
»Was ist allerdings?« forschte Frau Rotenberg. »Verheimlichst du mir etwas?«
»An und für sich gibt es da nichts zu verheimlichen, Mutter.« Karsten mußte lachen. »Du siehst mich an, als…« Wieder unterbrach er sich. Er hatte gelacht. Zum ersten Mal seit Monaten gelacht. »Es gibt da eine Krankenschwester, mit der ich sehr gern zusammen bin«, gestand er, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte. »Seit ich sie kenne, verblaßt Erikas Bild. Sie ist so anders...«
»Schwester Vilma?«
»Man bewahre mich davor«, stieß er entsetzt
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