Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
wollen.«
»Das ist keine Mühe für mich, Herr Rotenberg«, erwiderte Isabelle. »Ich tu' es gern.« Sie umfaßte den Griff des Rollstuhls. »Ich werde erst in fünfzig Minuten auf meiner Station erwartet. Wann wird man Sie abholen?«
»Leider schon in dreißig Minuten«, sagte Karsten. »Ich hatte gehofft, daß Sie eher kommen.«
»Wieso?«
»Weil ich sehr gern mit Ihnen zusammen bin, Schwester Is abelle. Wenn es mir heute besser geht, ist das auch zum Teil Ihr Verdienst.« Er blickte zu ihr auf. »Und ich möchte Ihnen etwas gestehen. Mutter hat sich gestern erkundigt, wann Sie Ihre Freistunde haben, deshalb habe ich mich erst so spät in den Park bringen lassen.«
Isabelle war sprachlos. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. Schon längst fühlte sie sich zu Karsten hingezogen und hatte den Wunsch gehabt, öfter mit ihm zusammen zu sein, und nun gestand er ihr, daß es ihm genauso erging.
»Sind Sie mir böse?« fragte er.
Isabelle schüttelte dein Kopf. »Nein, ich bin Ihnen nicht böse«, sagte sie verlegen und gab sich einen Ruck. »Ich bin auch sehr gern mit ihnen zusammen, Herr Rotenberg.«
Der junge Mann hob eine Hand. »Dann sollten wir auch nicht mehr so förmlich miteinander sein. Ihr Name klingt viel hübscher ohne das Schwester davor. Und ich heiße Karsten.«
»Das geht nicht.«
»Und warum nicht? Haben Sie Angst, daß Sie Ärger bekommen, Isabelle?« Er legte den Kopf in den Nacken. »Niemand wird etwas dabei finden.«
»Ärger habe ich schon genug am Hals, auf etwas mehr kommt es auch nicht mehr an.« Isabelle ergriff seine Hand.
»Was für Ärger?«
»Nichts, was Sie interessieren würde«, wich sie aus. »Aber jetzt sollten wir aufbrechen, Herr… Karsten, sonst ist meine Fre istunde um, und wir sind noch nicht unten am Ufer gewesen.« Sie umfaßte erneut den Griff des Rollstuhls, schob ihn unter der Eibe hervor und rollte ihn in Richtung See.
Es dauerte etwas länger als geplant, bis sie zurückkehrten. Schon von weitem konnte sie Schwester Vilma sehen, die aufg eregt die nächste Umgebung absuchte. »Ich hatte erwartet, daß mich Herr Kohn abholen würde«, sagte Karsten. »Und nun ist es ausgerechnet Schwester Vilma, die sowieso schon meine Nerven auf eine harte Probe stellt.«
Auch Isabelle war es nicht recht, von Schwester Vilma mit Karsten Rotenberg überrascht zu werden. Seit ihrem Zusamme nstoß im Schwesternzimmer waren zwar einige Tage vergangen, doch sie wußte, daß Vilma ihr den Verweis, den sie von der Oberschwester erhalten hatte, nicht vergeben konnte. Und nun sah Schwester Vilma sie auch noch mit dem Mann, um den sie sich seit Wochen vergeblich bemühte. Reichlich beklommen schob sie ihr den Rollstuhl entgegen.
Schwester Vilma glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie Isabelle mit Karsten Rotenberg kommen sah. Sie mußte sich zwingen, ihnen nicht entgegen zulaufen und sie auseinander zu reißen. Zornig preßte sie die Lippen so heftig aufeinander, daß sie wie ein weißer Strich wirkten. Alles in ihr kochte.
»Warten Sie auf mich, Schwester Vilma?« fragte Karsten freundlich.
»Ja, ich wollte Sie zur verabredeten Zeit nach oben bringen.« Die junge Frau warf Isabelle einen Blick zu, der Bände sprach.
»Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, Schwester Vilma.« Karsten schenkte ihr ein Lächeln. »Schwester Isabelle war so freundlich, mich etwas am Seeufer entlang zufahren.«
»Wer hat Ihnen den Auftrag dazu erteilt, Schwester Isabelle?« erkundigte sich Vilma eisig. Sie war zu wütend, um sich noch länger beherrschen zu können. »Herr Rotenberg dürfte kaum in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen.«
Isabelle kam nicht dazu, ihr zu antworten. Karsten sagte: »Schwester Isabelle hat eine Freistunde. Ich habe sie gebeten, mir Gesellschaft zu leisten.« Er faßte nach dem Arm der jungen Frau. »Bleibt es dabei, daß Sie mir auch morgen etwas die Zeit vertreiben?«
Vilmas Gesicht verfärbte sich erst rot, dann weiß. Isabelle glaubte ihre Blicke wie Nadeln auf ihrer Haut zu spüren. »Ich komme auch morgen wieder in den Park, Herr Rotenberg«, ve rsprach sie. Unten am See hatten sie beschlossen, sich im Beisein von Fremden noch mit Schwester und Herr anzureden.
»Wir sollten gehen, Herr Rotenberg«, drängte Schwester Vilma ungeduldig.
»Entschuldigen Sie, ich habe nicht daran gedacht, daß Sie auch noch andere Patienten haben.« Karsten drückte Isabelles Hand. »Bis morgen, Schwester. Ich freue mich darauf.«
Schwester Vilma griff nach dem
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