Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
wieder nicht in die Kantine gehen«, sagte Schwester Uschi. »Wie lange wollen Sie noch so weitermachen? Ich kann mir vorstellen, daß Ihnen der Appetit vergeht, wenn Sie mehr oder weniger mißgünstig angesehen werden, trotzdem müssen Sie etwas essen. Sie haben in den letzten Tagen mindestens fünf Pfund verloren.«
»So schlimm ist das nicht.« Isabelle ging eilig hinaus, bevor Uschi Leisten ihr anbieten konnte, sie in die Kantine zu begleiten. Zwar hatte sie eine halbe Stunde später Mittagspause als sie, doch es sah der jungen Schwester ähnlich, den Dienstplan einfach über den Haufen zu werfen.
Sie machte sich in einem der Personalwaschräume etwas frisch, ließ den Kamm in der Kitteltasche verschwinden und stieg die Treppe zur Chirurgie hinunter. Sie wollte ihre Mittagspause bei Karsten verbringen, der bereits vor einer Stunde sein Essen bekommen hatte.
Ingmar Hofer stieg die Treppe hinauf. In der rechten Hand hielt er einen Strauß blaßgelber Rosen. Wie stets war er sehr teuer g ekleidet. Isabelle fand, daß er etwas Dandyhaftes an sich hatte. Sie kannte ihn noch vom Sankt Anna Krankenhaus, hoffte jedoch, daß er sie nicht ansprechen würde.
»Hallo, Schwester Isabelle.« Er lachte. »So sieht man sich also wieder.«
»Guten Tag, Herr Hofer.« Isabelle nickte ihm flüchtig zu und wollte weitergehen.
»Da muß sich ja meine Stiefmutter gefreut haben, Ihnen hier zu begegnen«, meinte er. »Komisch, daß sie mir bei meinen beiden Besuchen nichts davon gesagt hat.«
So seltsam fand Isabelle das nicht. Sie wußte genau, warum der junge Mann seine Stiefmutter besuchte. Schon im Sankt Anna Krankenhaus war er nur gekommen, wenn er Geld brauchte. Bei seinem letzten Besuch vor einigen Tagen hatte man Michaela Nolden und ihn laut streiten hören. Warum sollte ihm also seine Stiefmutter erzählen, womit sie sich in der Schloßklinik die Zeit vertrieb?
»Ich habe zu tun, Herr Hofer. Auf Wiedersehen.« Isabelle machte, daß sie weiterkam. Sie hatte nicht die geringste Lust, sich mit ihm zu unterhalten.
Karsten Rotenberg saß aufrecht im Bett und las, als sie kurz darauf sein Zimmer betrat. Ein Leuchten ging bei ihrem Anblick über sein Gesicht. Er legte das Buch beiseite. »Schön, daß du kommst, Isabelle«, sagte er. »Hast du etwas Zeit, oder mußt du gleich wieder gehen?«
»Ich habe Zeit.« Sie schloß die Tür hinter sich. »Wie geht es dir?« Sie wußte, daß Amanda Krug an diesem Morgen begonnen hatte, leichte Bewegungsübungen mit Karsten durchzuführen. »War es sehr schlimm?«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist ja nur zu meinem Besten«, sagte er und wies auf den Bettrand. »Setz dich.« Ohne großen Übergang hatten sie vor zwei Tagen damit begonnen, einander zu duzen. »Weißt du, daß ich in der vergangenen Nacht von dir geträumt habe, Isabelle?«
»Woher sollte ich das wissen?« fragte sie zärtlich.
Er zog sie an sich. »Ich hatte gehofft, ich wäre auch in deinen Träumen er- schienen«, meinte er. Leicht küßte er sie auf die Wange.
»Karsten, sei vernünftig«, bat Isabelle und entzog sich seinen Armen. »Es könnte jemand hereinkommen.«
»Was interessiert es mich?«
»Vergiß nicht, ich arbeite hier.«
»Worüber ich sehr froh bin, denn ohne dich hätte ich niemals aus meinen Depressionen herausgefunden.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt? Seit Tagen merke ich, daß da irgend etwas nicht in Ordnung ist.« Er ließ sie los und lehnte sich zurück. »Schwester Vilma glaubte neulich, mich vor dir warnen zu müssen. Sag, hat sie etwas gegen dich inszeniert?«
»Man hält mich für eine Diebin«, erwiderte Isabelle.
Karsten lachte auf. »Dich, ausgerechnet dich? ... Doch, es stimmt, denn du hast mein Herz gestohlen, Isabelle.« Erneut wollte er sie an sich ziehen, was ihm aber nicht gelang, weil Isabelle den Oberkörper zurück bog. Er wurde wieder ernst. »War das jetzt ein Witz?... Nein, kein Witz.«
»Ich hätte es dir längst erzählen müssen«, meinte Isabelle. »Ich komme nicht gerade aus einer Familie, mit der man gerne ve rkehrt.« Sie berichtete mit wenigen Worten von ihrer Kindheit und kam dann auf die Sache im Sankt Anna Krankenhaus zu sprechen. »Und ausgerechnet hier muß ich Frau Nolden wiedersehen. Manchmal glaubt man wirklich, der Teufel hätte seine Hand im Spiel.«
»Nolden… Nolden«, sagte Karsten nachdenklich. »Ist sie in dritter Ehe mit einem Möbelfabrikanten verheiratet?«
»Ja, ihr Mann ist ganz
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