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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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und verwandte dafür Untermenschen, denn er hoffte, damit Feinde zu rekrutieren, die erkennen würden, dass er ein freundlicher Feind war, und ihm so im Lauf der Zeit Kontakte zu den Führern der Untermenschen verschaffen würden.
    Falls diese Führer existierten, dann mussten sie gerissen sein. Wodurch hatte ein Girlygirl wie K’mell je verraten, dass sie der Vorposten eines Agentenrings war, der in Erdhafen selbst agierte? Sie mussten, falls es sie gab, sehr, sehr vorsichtig sein. Die telepathischen Monitore, sowohl Roboter wie Menschen, überwachten stichprobenartig jedes Gedankenband. Selbst die Computer registrierten nichts Auffälligeres als ein überdurchschnittliches Glücksgefühl bei Wesen, die keinen objektiven Anlass zum Glücklichsein hatten.
    Der Tod ihres Vaters, der berühmteste Katzenathlet, den die Untermenschen hervorgebracht hatten, lieferte Jestocost den ersten definitiven Hinweis.
    Er ging zu dem Begräbnis. Man hatte den Leichnam in eine Tiefkühlrakete gelegt, um ihn in den Weltraum zu schießen. Unter den Trauergästen befanden sich auch viele Schaulustige. Sport ist international, interrassisch, interweltlich und in jeder Kunst vertreten. Hominide hatten sich eingefunden, Wahre Menschen, hundertprozentige Menschen, die einen unheimlichen und entsetzlichen Anblick boten, weil sie oder ihre Vorfahren sich körperlichen Modifikationen unterzogen hatten, um den Lebensbedingungen von tausend Welten begegnen zu können.
    Untermenschen, die von Tieren abstammenden »Homunkuli«, waren ebenfalls da, und die meisten von ihnen trugen ihre Arbeitskleidung und wirkten menschlicher als die menschlichen Wesen von den Außenwelten. Keiner von ihnen durfte leben, wenn er nicht mindestens halb so groß oder nicht mehr als sechsmal so groß wie ein Durchschnittsmensch war. Alle mussten über ein menschliches Äußeres und eine akzeptable menschliche Stimme verfügen. Die Strafe für Versagen in ihren Grundschulen war der Tod.
    Jestocost blickte über die Menge und sagte sich im Stillen: »Wir haben die Anforderungen für das Überleben so hochgeschraubt, dass es nur die Widerstandsfähigsten von ihnen schaffen, und wir geben ihnen den schrecklichsten Anreiz, das Leben selbst, als Bedingung des absoluten Fortschritts. Was sind wir doch für Narren, dass wir glauben, sie könnten uns nicht überflügeln!«
    Die Wahren Menschen in der Menge schienen nicht wie er zu denken. Sie tippten die Untermenschen herrisch mit ihren Spazierstöcken an, obwohl dies doch eine Untermenschen-Beerdigung war, und die Bärenmenschen, die Stiermenschen, die Katzenmenschen und die anderen traten bereitwillig und mit entschuldigenden Phrasen zur Seite.
    K’mell stand dicht neben dem Tiefkühlsarg ihres Vaters.
    Jestocost sah sie nicht nur an, weil sie ein hübscher Anblick war. Er unternahm etwas, was bei einem normalen Bürger eine Ungehörigkeit, für einen Lord der Instrumentalität allerdings völlig legal war: Er las ihre Gedanken.
    Und dort entdeckte er etwas, was er nicht erwartet hatte.
    Als der Sarg hinauf in den Himmel schoss, da rief sie: »I-telly-kelly, hilf mir, hilf mir!«
    Sie hatte phonetisch gedacht, nicht in Schriftzeichen, und für seine Nachforschungen blieb ihm lediglich der Klang.
    Jestocost wäre ohne Wagemut nicht ein Lord der Instrumentalität geworden. Sein Verstand war flink, zu flink, um hochintelligent zu sein. Er dachte ganzheitlich, nicht logisch. Er beschloss, dem Mädchen seine Freundschaft aufzuzwingen.
    Als sie von der Bestattung nach Hause ging, drängte er sich in den Kreis ihrer grimmig dreinblickenden Freunde, Untermenschen, die versuchten, sie von den Beileidsbezeugungen taktloser, aber wohlmeinender Sportenthusiasten abzuschirmen.
    Sie erkannte ihn und erwies ihm den gebührenden Respekt. »Mylord, ich hatte Sie nicht hier erwartet. Sie kannten meinen Vater?«
    Er nickte ernst und richtete mit sonorer Stimme Worte des Trostes und des Beileids an sie, Worte, die bei Menschen und Untermenschen zustimmendes Gemurmel hervorriefen. Aber mit seiner linken Hand, die locker an seiner Seite herabhing, machte er das Dauersignal für Alarm! Alarm! , das die Beschäftigten von Erdhafen benutzten – ein wiederholtes Zusammendrücken von Daumen und Mittelfinger  –, wenn sie sich gegenseitig warnen wollten, ohne die Besucher von den Außenwelten in Unruhe zu versetzen.
    Sie wurde davon so aus der Fassung gebracht, dass sie fast alles verpatzt hätte. Während er mit seinem geheuchelten Mitleid

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