Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
des Hügels konnten wir sie empfangen.«
Oda brach in Gekicher aus. »Du stellst ebenso viele Fragen wie ich, Vater.«
»Wir wissen nur«, erklärte Charls, »dass dieses Ding vom Himmel fiel und sie sich in seinem Innern befand. Hast du diesen kreischenden Lärm gehört, mit dem es herunterkam?«
Kae lachte. »Wer hätte ihn wohl nicht gehört!«
»Das Ding ist genau dort drüben aufgeprallt. Man kann gut erkennen, wo es die Böschung getroffen hat.«
Das Absturzgebiet war schwarz und von dem Objekt durchpflügt worden. In seiner Nähe glühten die entwurzelten Kampfbäume, die auf dem Boden einen undurchdringlichen Wirrwarr bildeten.
Bil sah Juli an und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum sie durch den harten Aufprall nicht getötet wurde.«
Wieder begann Juli laut zu sprechen, aber schließlich schien sie zu begreifen. Ihre für die anderen fremdartigen Worte würden ihr nicht weiterhelfen. Stattdessen dachte sie: Bitte, ihr lieben kleinen Hundewesen. Bitte helft mir. Bitte versteht mich.
Bil behielt zwar seine Würde, aber missbilligend registrierte er, dass sein Schwanz ganz von selbst zu wedeln begonnen hatte. Ihm wurde klar, dass diese Reaktion nicht seinem Willen unterstand. Er empfand gleichzeitig Widerwillen und Freude, als er telepathierte: Natürlich verstehen wir dich, und wir werden dir helfen. Aber, bitte, denke nicht mehr so laut und rücksichtslos. Es schmerzt uns, wenn wir deine Gedanken so klar und scharf empfangen.
Juli versuchte die Intensität ihrer telepathischen Impulse zu verringern. Sie bat: Bringt mich nach Deutschland.
Die vier Unbefugten Menschen – Mutter, Vater, Tochter und Sohn – blickten einander an. Sie hatten nicht die geringste Vorstellung, um was es sich bei Deutschland handeln mochte.
Es war Oda, die sich von Mädchen zu Mädchen an Juli wandte und sprakk: Denke für uns etwas Deutsches, damit wir verstehen können, was das ist.
Und aus dem fremden Mädchen drangen Bilder von unglaublicher Schönheit. Vision auf Vision folgte, bis die kleine Familie fast geblendet war von der Pracht der Übertragung. Sie sahen, wie die ganze alte Welt zum Leben erwachte. Prächtige Städte erhoben sich über einer grünen Erde. Es gab keine gleichgültigen, kraftlosen Wahren Menschen – stattdessen erinnerten alle Wesen, die sie in Julis Bewusstsein erblickten, an Juli selbst. Sie waren vital, oft wild und mächtig. Sie waren groß, hochgewachsen, langgliedrig. Und natürlich besaßen sie nicht Schwänze wie die Unbefugten Menschen. Ihre Kinder aber waren so hübsch, dass es kaum zu glauben war.
Das Erstaunlichste an dieser Welt jedoch war die ungeheure Vielzahl an Menschen. Die Menschen drängten sich enger zusammen als ein Schwarm Zugvögel, traten in größeren Mengen auf als Lachse zur Laichzeit.
Charls hatte sich bislang für einen weitgereisten jungen Mann gehalten. Außer seiner Familie war er mindestens vier Dutzend anderen Personen begegnet, und bei Hunderten von Gelegenheiten hatte er über sich am Himmel die Wahren Menschen gesehen. Oft hatte er die unerträgliche Helligkeit der Städte aufgesucht und sie mehr als einmal umrundet, bis er schließlich einsehen musste, dass es wirklich keinen Zutritt für ihn gab. Ihm gefiel sein Tal. In ein paar Jahren würde er alt genug sein, um die Nachbartäler aufzusuchen und Ausschau nach einer Frau zu halten.
Aber diese Visionen, die Julis Bewusstsein entsprangen … er konnte sich nicht vorstellen, wie es möglich war, dass so viele Menschen zusammenlebten. Wie konnten sie einander alle am Morgen begrüßen? Wie konnten sie sich einig werden? Wie war es ihnen möglich, so ruhig zu werden, dass sie die Gegenwart der anderen wahrnehmen und die Bedürfnisse aller verstehen konnten?
Ein besonders durchdringendes, klares Bild formte sich heraus. Kästen auf kleinen Rädern beförderten Menschen mit unvernünftiger Geschwindigkeit über glatte, breite Straßen.
»Dafür haben also die Straßen gedient«, erkannte er erstaunt.
Außer den Menschen sah er auch viele Hunde. Sie unterschieden sich erheblich von den Wesen, die in der Welt von Charls existierten. Sie waren nicht die großen, ottergleichen Tiere, die die Unbefugten Menschen als minderwertig schmähten; auch waren sie nicht wie die Unbefugten Menschen selbst; und ganz gewiss bestand nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen ihnen und den modifizierten Tieren, die rein äußerlich kaum von den Wahren Menschen unterschieden werden konnten. Nein, diese
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