Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
mein Verstärker. Ein Loch wird in deinem Kopf entstehen, und dein Blut und dein Gehirn werden heraustropfen, genau wie das Blut jetzt aus deiner Hand tropft. Schau dir deine Hand an, wenn du mir nicht glaubst.«
Talatashar verzichtete darauf.
Wohlüberlegt fuhr der Fremde fort: »Dabei wird keine Kugel aus meiner Pistole dringen, kein Strahl, kein Feuer, nichts. Absolut nichts. Aber dein Körper wird mir glauben, selbst wenn sich deine Gedanken weigern. Deine Knochenstruktur wird mir glauben, ob du es nun willst oder nicht. Ich stehe mit jeder einzelnen Zelle deines Körpers in Verbindung, mit allem, von dem ich fühle, dass es lebt. Wenn ich Kugel denke, dann werden sich deine Knochen für die imaginäre Wunde öffnen. Deine Haut wird sich teilen, dein Blut wird herausströmen, dein Gehirn wird spritzen. Nicht durch physische Einwirkung, sondern durch meinen Willen. Durch meinen direkten Willen, du Narr! Es mag sich dabei vielleicht nicht um wirkliche Gewalt handeln, aber es dient meinen Zwecken ebenso gut. Verstehst du mich nun? Schau dir dein Handgelenk an.«
Talatashar wandte seine Augen nicht von dem Fremden. Mit einer Stimme, die merkwürdig kalt klang, sagte er: »Ich glaube dir. Ich nehme an, ich bin verrückt. Wirst du mich töten?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte der Fremde.
Trece fragte: »Bitte, bist du ein Mensch oder eine Maschine?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete der Fremde auch ihm.
»Wie heißt du?«, wollte Veesey wissen. »Hat man dir einen Namen gegeben, als man dich schuf und dich mit uns hinausschickte?«
»Mein Name«, erklärte der Fremde und verbeugte sich vor ihr, »lautet Sh’san.«
»Ich freue mich, dich kennenzulernen, Sh’san«, sagte Trece und streckte ihm die Hand entgegen.
Sie schüttelten sich die Hände.
»Ich habe deine Hand gefühlt«, entfuhr es Trece. Verblüfft starrte er sein Gegenüber an. »Ich habe seine Hand gefühlt, ich habe sie wirklich gefühlt … Was hast du die ganze Zeit dort draußen im Weltraum gemacht?«
Der Fremde lächelte. »Auf mich wartet viel Arbeit. Ich habe keine Zeit für Geplauder.«
»Wie lauten deine Befehle«, warf Talatashar ein, »jetzt, da du alles in die Hand genommen hast?«
»Das habe ich nicht getan«, entgegnete Sh’san, »ihr werdet vielmehr tun, was ihr tun müsst. Ist das nicht die Art der Menschen?«
»Aber, bitte …«, begann Veesey.
Doch da war der Fremde schon verschwunden, und die drei waren wieder allein in der Kabine des Raumschiffes. Treces Knebel und Fesseln waren inzwischen zu Boden gesunken, aber Talatashars Blut schwebte noch immer reglos neben ihm in der Luft.
Bedrückt murmelte Talatashar: »Nun, das haben wir hinter uns. Glaubt ihr, dass ich verrückt war?«
»Verrückt?«, wiederholte Veesey. »Ich kenne dieses Wort nicht.«
»Im Denken gestört«, erklärte ihr Trece. Er wandte sich an Talatashar und begann ernst auf ihn einzureden. »Ich glaube, dass …« Er wurde von dem Schaltpult unterbrochen, von dem leises Klingeln zu hören war. Sie sahen ein Zeichen blinken. Besucher kommen, verriet die leuchtende Schrift.
Die Tür zum Lagerraum öffnete sich, und eine wunderschöne Frau trat zu ihnen in die Kabine. Sie sah sie an, als würde sie sie alle kennen. Veesey und Trece waren neugierig und verwirrt, aber Talatashar wurde blass, leichenblass.
V
Veesey bemerkte, dass die Frau nach einer Mode gekleidet war, wie sie vor einer Generation geherrscht hatte – eine Mode, die man jetzt nur noch aus den Dramawürfeln kannte. Das Kleid besaß kein Rückenteil. Eine gewagte Tätowierung breitete sich fächerförmig über ihren ganzen Rücken aus. Vorn war das Kleid wie gewöhnlich an den Magnetösen befestigt, die in das Fettgewebe der Brust eingelassen waren, aber bei ihr befanden sich die Ösen über dem Schlüsselbein, so dass das Kleid bis zum Kinn hoch reichte und einen Hauch altmodischer Prüderie verbreitete. Magnetösen waren ebenfalls an der üblichen Stelle knapp unterhalb des Brustkastens angebracht und hielten das reich gefältelte Oberteil. Die Frau trug eine Halskette und ein dazu passendes Armband; beides war aus Korallen von den Außenwelten gefertigt. Die Frau warf Veesey nicht einmal einen Blick zu. Sie wandte sich ohne Zögern an Talatashar und sagte gebieterisch, aber auch voll Zuneigung: »Tal, sei ein guter Junge. Du bist böse gewesen.«
»Mama«, keuchte Talatashar. »Mama, du bist tot!«
»Streite nicht mit mir«, wies sie ihn zurecht. »Sei ein guter Junge. Kümmere
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