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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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dich um das kleine Mädchen. Wo ist das kleine Mädchen?« Sie sah sich um und entdeckte Veesey. »Dieses kleine Mädchen da«, fuhr sie fort. »Sei ein guter Junge zu diesem kleinen Mädchen. Wenn du nicht gehorchst, dann wirst du deiner Mutter das Herz brechen, dann wirst du das Leben deiner Mutter ruinieren und ihr das Herz brechen, genau wie es dein Vater getan hat. Ich will es nicht ein zweites Mal sagen.«
    Sie bückte sich und küsste Talatashar auf die Stirn, und für einen Moment hatte Veesey den Eindruck, beide Gesichtshälften des Mannes seien verzerrt.
    Sie richtete sich wieder auf, blickte sich um, nickte Trece und Veesey höflich zu und kehrte zurück in den Lagerraum, schloss die Tür hinter sich.
    Talatashar stürzte ihr nach, riss die Tür heftig auf und ließ sie mit einem Knall hinter sich zufallen.
    Trece rief ihm nach: »Bleib nicht zu lange dort drinnen. Sonst wirst du erfrieren.« An Veesey gewandt setzte er hinzu: »Dein Würfel ist dafür verantwortlich. Dieser Sh’san ist der mächtigste Beschützer, von dem ich je gehört habe. Dein psychologischer Wächter muss ein Genie gewesen sein. Und weißt du, was mit ihm los ist?« Er nickte in Richtung Tür. »Er hat es mir einst erzählt, wenn auch nur in groben Umrissen. Seine eigene Mutter hat ihn großgezogen. Er wurde im Asteroidengürtel geboren, und sie hat ihn nicht abgegeben.«
    »Du meinst, seine eigene, richtige Mutter?«, fragte Veesey.
    »Ja, seine genealogische Mutter.«
    »Wie scheußlich !«, entfuhr es Veesey. »So etwas habe ich ja noch nie gehört.«
    Talatashar kam in die Kabine zurück und sagte zu keinem von ihnen ein Wort. Die Mutter blieb verschwunden.
    Aber Sh’san, der eidetische Mann, der dem Würfel einprogrammiert war, wachte weiter über die drei.
     
    Drei Tage später erschien Marcia selbst, sprach mit Veesey eine halbe Stunde über ihre Abenteuer mit den Mondmenschen und verschwand dann wieder. Marcia gab niemals vor, wirklich zu sein. Sie war zu schön, um sich als real ausgeben zu können. Dichtes blondes Haar krönte einen wohlgeformten Kopf, dunkle Brauen wölbten sich über funkelnden braunen Augen, und ihr bezauberndes, keckes Lächeln erfreute Veesey, Trece und Talatashar gleichermaßen. Marcia gab zu, dass sie die imaginäre Heldin einer spannenden Serie war, wie sie von den Dramawürfeln übertragen wurden. Talatashar hatte sich völlig beruhigt, seit nach Sh’sans Erscheinen das seiner Mutter erfolgt war. Er schien Furcht davor zu empfinden, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Aber er versuchte es, indem er Marcia fragte.
    Sie antwortete ihm bereitwillig.
    »Was bist du?«, wollte er wissen. Das freundliche Lächeln der gesunden Hälfte seines Gesichtes war furchterregender, als es ein finsterer Blick hätte sein können.
    »Ich bin ein kleines Mädchen, du Dummer«, erwiderte Marcia.
    »Aber du bist nicht wirklich.«
    »Nein, aber wie ist es denn mit dir?« Sie lachte ein glückliches, mädchenhaftes Lachen – ein Kind, das einen verwirrten Erwachsenen mit seinem eigenen Paradoxon schlug.
    »Hör mal zu«, fuhr er fort, »du weißt genau, was ich meine. Du bist nur etwas, das Veesey in den Dramawürfeln gesehen hat, und du bist gekommen, um ihr imaginäre rote Schuhe zu schenken.«
    »Du kannst die Schuhe auch noch anfassen, wenn ich wieder fort bin.«
    »Das bedeutet, dass der Würfel sie aus etwas gemacht hat, was sich auf diesem Schiff befindet«, erklärte Talatashar triumphierend.
    »Warum nicht?«, nickte Marcia. »Ich kenne mich mit Schiffen nicht aus. Er schon, nehme ich an.«
    »Aber selbst wenn die Schuhe real sind – du bist es nicht. Wohin gehst du, wenn du uns ›verlässt‹?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Marcia zu. »Ich bin hierhergekommen, um Veesey zu besuchen. Wenn ich fortgehe, werde ich, glaube ich, wieder dort sein, wo ich vorher war, bevor ich kam.«
    »Und wo war das?«
    »Nirgendwo«, sagte Marcia, und sie wirkte fest und real.
    »Nirgendwo? Also gibst du zu, dass du ein Nichts bist?«
    »Von mir aus«, entgegnete Marcia, »aber dieses Gespräch kommt mir recht sinnlos vor. Wo bist du gewesen, bevor du hier warst?«
    »Hier? Du meinst auf diesem Schiff? Ich war auf der Erde.«
    »Und bevor du in diesem Universum gewesen bist, wo warst du da?«
    »Ich war noch nicht geboren, also habe ich noch nicht existiert.«
    »Nun«, sagte Marcia, »genauso ist es bei mir, nur ein klein wenig anders. Bevor ich existierte, habe ich nicht existiert. Wenn ich existiere, bin ich hier.

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