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Was bin ich wert

Was bin ich wert

Titel: Was bin ich wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joern Klare
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spannender, entscheidender Punkt für meine Recherche und ein, wie ich jetzt schon ahne, schwieriges Thema. Hier ist die Zeit allerdings um, das Schlußwort kommt von Halling:
    –   Die Gefahr ist, daß sich aus den Berechnungen eine Norm entwickelt, bei der derjenige, der sie nicht erfüllt, aus dem Raster fällt. Was auch immer das bedeutet, ob diese Person dann keine neue Hüfte bekommt oder eben Schlimmeres.
    Nach der Begegnung mit Halling und Vögele zweifle ich wieder, wie schon nach dem Gespräch mit Hermann Scheer, für etwas mehr als einen Moment am Sinn meiner persönlichen Marktforschung. Aufgeben möchte ich allerdings nicht, meine Liste ist noch längst nicht abgearbeitet. Doch trotz meiner ganz persönlichen Neugier auf meinen ganz persönlichen Wert drängt eine andere Frage in den Vordergrund: Wenn es bei der monetären Berechnung von Menschenleben so viele Abgründe gibt, wie Halling und Vögele gezeigt haben, wieso wird dann trotzdem so viel in diese Richtung kalkuliert? Mein Mißtrauen wächst. Zur Entspannung gönne ich mir einen kleinen Ausflug zu einer besonderen Preisliste für schöne Gefühle.

28.
»Ein Haustier haben« ist 78   640 Pfund wert. Kleine Erholung mit einer Bewertungsliste der anderen Art
    Über einen Zeitungsartikel stoße ich auf eine Bewertungsliste, die zwar nicht den Menschen, aber doch alles Wichtige um ihn herum bewertet. Demnach ist es 125   840 Pfund, etwa 140   000 Euro, wert, wenn einem jemand »Ich liebe dich« zuflüstert. So hat es der Brite Steve Henry zusammen mit anderen Autoren ausgerechnet und in dem Buch You Are Really Rich: You Just Don’t Know It Yet (Sie sind wirklich reich – Sie wissen es nur noch nicht ) veröffentlicht. Auch wenn die Idee bei einem warmen britischen Bier entstanden sein mag, steckt hinter der Zahl eine Methode, der man durchaus eine gewisse Logik zugestehen kann. Die Autoren wollten »Unbezahlbares« bewerten und zielten dabei nicht auf das Leben eines Menschen, sondern eben auf die »unbezahlbaren« Momente in unserem Alltag. Sie fragten 1000 Personen, was sie glücklich macht. Jeder hatte 50 Lebenssituationen auf einer zehnstufigen Gefühlsskala zu bewerten. Zur Einführung eines monetären Maßstabs mußten die Studienteilnehmer dann schätzen, wie glücklich sie ein Lotteriegewinn über eine bestimmte Summe machen würde. Wenn dann beispielsweise ein Gewinn von 10   000 Pfund, gut 11   000 Euro, einem »Glückspunkt« entspricht, dann ist ein Gefühl, dem fünf Punkte zugemessen wurden, entsprechend 50   000 Pfund wert.
    So kamen die Forscher zu folgender Hitliste:  [5]
     
Gesund sein:
180 105 £
»Ich liebe dich« gesagt bekommen:
163 424 £
In einer festen Partnerschaft leben:
154 849 £
In einem friedlichen und sicheren Land leben:
129 448 £
Kinder haben:
123 592 £
Zeit mit der Familie verbringen:
110 040 £
Lachen:
108   021 £
Sex haben:
105   210 £
In Urlaub fahren:
91   759 £
Ruhe auskosten und entspannen:
89   828 £
Ein Haustier haben:
78   640 £
Zeit mit guten Freunden verbringen:
63   256 £
Sich einen Tag frei nehmen:
54   428 £
Ein Buch lesen:
53   660 £
Sich auf das Wochenende freuen:
49   764 £
Am Abend von der Arbeit nach Hause gehen:
45   328 £
Schokolade essen:
40   808 £
Auf der Arbeit glücklich sein:
37   229 £
Teil einer Gemeinschaft sein:
33   698 £
Kochen:
31   947 £
Eine Mannschaft unterstützen:
29   100 £
In einer Mannschaft spielen:
23   475 £
Ins Kino gehen:
21   615 £
Morgens aufwachen und sich auf den Tag freuen:
17   652 £

29.
600   000 Euro, wenn ich mich selbst verkaufe, schätzt mein indischer Freund
    Mohsin ist bei mir zu Besuch in Berlin. Er ist als Halbwaise in einem Slum in Kalkutta aufgewachsen, bis er das riesige Glück hatte, den Mitarbeitern der kleinen Hamburger Hilfsorganisation H.E.L.G.O. über den Weg zu laufen. Die Bildungschancen, die sich ihm daraufhin boten, nutzte er trotz aller Schwierigkeiten auf beeindruckende Art und Weise.
    Vor zwei Jahren übersetzte er für mich bei der ersten Begegnung mit meinem »Patenkind« Gulam, einem 12jährigen Jungen aus ebenfalls ärmlichsten Verhältnissen, den ich seit einigen Jahren mit ein paar Euro im Monat unterstütze. Der Nachmittag mit dem schüchternen, eher wortkargen und lieben Gulam war bedrückend. Ihm fehlt es an Mohsins Willen und vielleicht auch Intelligenz.
    Wir besuchten sein Zuhause, ein 12 Quadratmeter großes Wohnloch in einem Rohbau, das

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