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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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einer dualistischen Zuspitzung vor die Wahl zwischen Gut und Böse, fasziniert aber auch schlicht mit einem speziellen Feuerkult. Zarathustra dient 2500 Jahre später Friedrich Nietzsche in Also sprach Zarathustra (1885) als Projektionsfigur für einen pathetischen Abgesang auf die christliche »Sklavenmoral« und ein Loblied auf den »Übermenschen«, der an die Stelle Gottes tritt.
    Insgesamt hat die persische Kultur allerdings keine so prägende Wirkung auf die westliche Welt wie die griechische. Das Persische Reich wird 333 v. Chr. in der Schlacht bei Issos vom Makedonier Alexander dem Großen (356 – 323 v. Chr.) besiegt und besetzt werden. Natürlich ist es nicht ganz fair, dass man heute mit dem damaligen Persien wenig Positives verbindet: Entsprechende oft mehr oder weniger subtil manipulierte Vorstellungen und Bilder vom Alten Persien reichen von Albrecht Altdorfers Renaissancegemälde Alexanderschlacht (1529) bis nach Hollywood. Bei Altdorfer jagt Alexander den persischen König Dareios III., der steif im Streitwagen steht, bei Issos quer durchs Bild. In Zack Snyders Spielfilm 300 (2007) über die Schlacht bei den Thermopylen, der auf dem gleichnamigen Comic von Frank Miller basiert, will der Spartanerkönig Leonidas 480 v. Chr. mit nur 300 Spartanern heroisch das Riesenheer der Perser aufhalten. Deren König Xerxes I. ist zwar ein imposanter kahlköpfiger Riese mit Piercings. Doch wirkt er auf viele wohl etwas merkwürdig, wenn er auf seinem überdimensionalen abgestuften Schiebe-Thron dahergerollt kommt, der auch als Kulisse für die Bühne des Pariser Crazy Horse -Varietés dienen könnte.
    Entsprechend waren iranische Kommentatoren nach der Premiere von 300 im Frühjahr 2007 aufgebracht, eine Zeitung titelte: »Hollywood erklärt Iran den Krieg.« Die Darstellung des Xerxes im Film 300 ist auch insofern kurios, als er schon in antiken Quellen, etwa bei Herodot und in Aischylos’ Stück Die Perser, nicht ganz gerechterweise als dekadenter, rachsüchtiger, grausamer Frauenheld deutlich schlechter wegkommt als sein Vater Kyros II., der Gründer des Reiches. Einerseits spielen die Perser die Griechen lange Zeit schlau gegeneinander aus. Andererseits ist es bis heute erstaunlich, dass die zahlenmäßig unterlegenen Griechen die Perser im historisch wohl ersten großen Ost-West-Konflikt mehrmals besiegen können.
    Eine deutliche Kräfteverschiebung bewirkt Alexander der Große (356 – 323 v. Chr.), der Makedonier, der Griechenland regiert und Persien, Mesopotamien, Ägypten sowie Teile des heutigen Pakistan und Indiens erobert. Er strebt eine Völkerverschmelzung an, fördert Mischehen, heiratet selbst die persische Prinzessin Roxane. Er sieht sich als Friedensbringer. Ist er aus heutiger Sicht kriegs- und eroberungssüchtig, warnt der Aufklärungsdenker Voltaire schon 1737 in seinen Ratschlägen für Journalisten in Sachen Geschichtsdarstellung, dass man Alexander eben nicht »lächerlich machen« und nicht leichtfertig als »Wahnsinnigen bezeichnen« soll, da er »mitten im Kriege Gesetze gibt, Kolonien schafft, den Handel in Gang bringt«. Man soll Alexander sozusagen im Zeitkontext sehen. Immerhin zollt Alexander der Legende nach dem Philosophen Diogenes Respekt, einem frühen Zyniker (damals »Kyniker«, von griech. kyon = Hund) und Konsumkritiker: Diogenes sitzt nachlässig gekleidet vor seiner Tonne, als Alexander vor ihn tritt. Als der Herrscher dem Denker anbietet, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, bittet ihn Diogenes nur selbstbewusst, ihm aus der Sonne zu gehen.
    Es hat eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet Alexanders Vater Philipp II., König der Makedonier, die zerstrittenen Griechen zumindest nach außen einigt. Schließlich sehen die Griechen die Makedonier prinzipiell als unkultivierte Bauern, Barbaren, Ausländer. Deshalb dürfen sie auch nicht an großen Wettkämpfen wie den Olympischen Spielen teilnehmen. Doch in Zeiten der makedonischen Vorherrschaft wendet sich das Blatt. Alexander der Große trägt dann auch noch maßgeblich zur globalen Verbreitung der Kultur des Hellenismus bei (nach Hellenes , der Selbstbezeichnung der Griechen). Das Münzwesen, unter dem reichen Lyderkönig Krösus im 6. Jahrhundert v. Chr. etabliert, sowie die Schrift und den Städtebau übernehmen Araber, Perser, Inder, Karthager und Römer. Im ägyptischen Alexandria, einer Gründung Alexanders, entsteht das welterste Forschungszentrum, eine Art Universität mit besoldeten Professoren, und eine Bibliothek mit

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