Was bisher geschah
der Inka und Azteken. Sie machen Spanien samt dem römisch-deutschen Reich und all den dazugehörigen Gebieten zur gold- und silberreichen Weltmacht, in der nach Karls Worten »die Sonne nie untergeht«.
Zwar kann Spanien 1571 mit katholischen Verbündeten noch die osmanische Flotte bei Lepanto vernichten und 1580 Portugal in Besitz nehmen. Doch bahnt sich gegen Ende des Jahrhunderts mit dem Abfall der Niederlande und der Niederlage Philipps II. gegen England der Niedergang Spaniens an. Zumindest kulturell aber glänzt Spanien. Das Siglo de oro (goldenes Jahrhundert) erstreckt sich überlang bis ins 17. Jahrhundert – dank der Malereien von El Greco, Velázquez und Murillo und dank Cervantes’ Don Quichotte , dem Roman über den Ritter von der traurigen Gestalt, der die Zeichen der Zeit nicht erkennt und gegen Windmühlen kämpft.
Karl V. siegt im Krieg gegen den Schmalkaldischen Bund von Protestanten. Sein Nachfolger Ferdinand schließt 1555 den Augsburger Religionsfrieden: Von nun an dürfen die Landesfürsten sich für ihr Gebiet für den Protestantismus entscheiden. Dass diese Religionsfreiheit nicht von Dauer ist, wird auf drastische Weise der Dreißigjährige Krieg im 17. Jahrhundert zeigen. Und in Frankreich metzelt die katholische Partei schon 1572 unter dem Einfluss der Königin-Mutter Katharina von Medici in der »Bartholomäusnacht« mehrere Tausend Hugenotten nieder, die dortigen Protestanten. Besonders skurril ist dieses Morden insofern, als wenige Tage zuvor der protestantische Heinrich von Navarra, der spätere König Heinrich IV., und die katholische Margarete von Valois (La Reine Margot) heiraten, um eine Versöhnung der Konfessionen zu signalisieren. So wird das Gemetzel der Bartholomäusnacht auch zynisch Pariser Bluthochzeit genannt.
Später wird Heinrich IV. den Hugenotten im Edikt von Nantes von 1598 immerhin Religionsfreiheit gewähren. Als erster Bourbone besteigt er den französischen Thron, nachdem das Haus Valois mit dem Mord an Heinrich III. endet. Um Frankreich zu einigen, tritt er sogar selbst als Hugenottenführer vom calvinistischen Glauben zum Katholizismus über – angeblich mit den Worten: »Paris ist eine Messe wert«. Was heute als Ausdruck von Toleranz erscheint, ist damals aber für viele dubios.
Insgesamt ist Heinrich IV., auch »bon roi« (»guter König«) tituliert, ein herausragendes Beispiel dafür, wie sich das Image eines Herrschers wandeln kann. Ist er heute womöglich einer der historischen Könige, die spontan eher sympathisch erscheinen, tragen dazu spätere Anekdoten und Verbrämungen bei. So wird ihm der Ausspruch zugeschrieben, er wünsche sich sehnlich, dass jeder Untertan sonntags ein Huhn im Topf haben soll. Im 18. Jahrhundert besingt der Aufklärungsdenker Voltaire seine Toleranz. Wahr ist wohl, dass Heinrich IV., bevor er ermordet wird, das Land stabilisiert und die Vorstellung von einer Nation fördert.
Öl ins Feuer der Glaubenskämpfe gießen allerdings die Vertreter der Gegenreformation, die auf dem Tridentinum, dem Konzil, das insgesamt 18 Jahre in Trient tagt (1545 – 1563), zunächst für eine innere Reformierung der dekadenten Kirche einige Grundsätze des Katholizismus festzurren. Mit der Festlegung von Ablass, Fegefeuer, Heiligenverehrung und der Betonung päpstlicher Autorität neben der Bibel baut man zudem eine klare Front gegen die Protestanten auf. Auf dem Index für verbotene Bücher landen Werke der Weltliteratur, auf dem Scheiterhaufen Gelehrte wie Giordano Bruno. Indem er pantheistisch – und aus Sicht der Kirche ketzerisch – das Universum und Gott gleichsetzt, nimmt er Gedanken Baruch de Spinozas vorweg.
Zusammen mit Repressalien gegen vermeintliche Ketzer und Hexen baut die katholische Kirche ihre Medienmacht aus den guten alten Zeiten des Hochmittelalters aus – und bringt sie mit frühmoderner Wucht zum Einsatz. Besonders engagiert zeigt sich hier der Jesuitenorden, den der Spanier Ignatius von Loyola (1491 – 1556) 1540 gründet. Loyola ist eine Art katholischer Calvin, ein Besessener – ähnlich wie rund 1500 Jahre zuvor Apostel Paulus, der vom Krieger zum Glaubenskämpfer konvertiert. Zunächst Offizier Spaniens, wird Loyola während einer Verwundung zur religiösen Lebensweise bekehrt und denkt sich ein System von Exerzitien aus, extremen Übungen zur körperlichen und geistigen Selbstdisziplinierung. Nachdem Papst Paul III. die Gründung der »Gesellschaft Jesu« genehmigt hat, sind die Jesuiten, die
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