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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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machiavellistisch agieren und auch vor Morden nicht zurückschrecken, als Missionare tätig, im Lehrbetrieb und als Berater mächtiger Kirchenleute. In der Neuen Welt im heutigen Paraguay gründen sie in der Tradition mittelalterlicher Orden sogar einen eigenen Staat.
    Die umtriebigen Jesuiten passen dem Vatikan gut, hatte man doch schon 1622 die Congregatio Propaganda Fide ins Leben gerufen, die Behörde zur Verbreitung des Glaubens. Mit ihr wird der Begriff der Propaganda geprägt, der im 19. Jahrhundert die Bedeutung von Reklame bekommt und erst im 20. Jahrhundert mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg seine heutige, klar negative Färbung im Sinn von Manipulation. Zwar lässt sich die Verbindung zwischen Kunst und Propaganda nicht so direkt herstellen wie später im Kommunismus und Faschismus. Doch Kulturleistungen der Gegenreformation wie die Architektur der Kirche Il Gesù in Rom, die Mutterkirche der Jesuiten, dienen mit der Betonung eines Zentralraumes und einer gebündelten Lichtführung, welche die Kunst zum Vorläufer des Barock macht, dazu, den Betrachter mit visuellen und emotionalen Effekten für den Glauben (zurück) zu gewinnen. Die Bandbreite gegenreformatorischer Tendenzen reicht in der Malerei von religiösen Szenen bei Tintoretto (1518 – 1594) in Das Wunder des hl. Markus mit dem an Superman erinnernden Sturzflug des Evangelisten bis zur ekstatischen Glaubensinbrunst bei El Greco (um 1541 – 1614).
    Mit Hilfe der gegenreformatorischen Image- und Medienkampagnen gewinnt man weite Teile Deutschlands, Frankreichs und Polens für den Katholizismus zurück. Die realpolitische Macht des Katholizismus beziehungsweise des Kaisertums beruht zunächst auch noch darauf, dass man einen Vorsprung bei der Ausbeutung von Kolonien hat.

Konfessionsübergreifender Kolonialismus – und die aufkeimende Konkurrenz
     
    Den Anfang in Sachen Kolonialismus machen zu Beginn des 16. Jahrhunderts katholische Länder. Sie erlangen den Status von Großmächten. Portugal hat Stützpunkte in Afrika und betreibt früh Sklavenhandel. Seefahrer wie Pedro Alvares Cabral, der 1500 Brasilien entdeckt, und Vasco da Gama, der den Seeweg nach Indien findet und zeitweise sogar Vizekönig der indischen Besitzungen wird, verschaffen Portugal internationale Geltung. Zur Supermacht wird allerdings Spanien. Ein gewisser Größenwahn wird hier schon früh durch die relativ bequeme Eroberung etwa des Aztekenreiches im heutigen Mexiko gefördert.
    Es ist nicht ganz klar, ob und wenn ja wie konkret die Eroberung dadurch erleichtert wird, dass die Azteken die Spanier und insbesondere den Konquistador Hernando Cortés für den bärtigen Gott Quetzalcoatl gehalten haben. Zwar empfangen die Azteken Cortés zunächst wohl freundlich, doch entbrennen bald Kämpfe. Obzwar in der absoluten Unterzahl, siegen die Spanier dank furchterregender Feuerwaffen und Pferde – beides den Azteken unbekannte Ungetüme.
    Das Bild der einfachen Eroberung und des angeblich unterwürfigen Empfangs der Spanier durch die Azteken stützt sich vor allem auf Dokumente wie den Brief von Cortés an Karl V. vom 30. Oktober 1520. In dem Brief berichtet Cortés über die Azteken und König Montezuma (Moctezuma): »Vom Hauptsaale der Tempel gelangt man durch einige Türen in kleine Kapellen, wo kleinere Götzenbilder standen. Diese Räume waren alle voller Menschenblut, das bei den Opfern vergossen worden war. Ich ließ sie reinigen, warf die Götzen allesamt die Treppe hinunter und hing in den Kapellen die Bilder unserer lieben Madonna und anderer Heiliger auf, was Herrn Montezuma und die Edelleute der Temixtitaner arg verdroß.« Dennoch, so Cortés weiter, habe der Aztekenherrscher eingelenkt und sogar zugegeben: »Es sei wohl möglich, dass sich allmählich Irrtümer in ihren Glauben eingeschlichen hätten. Ich aber, der ich erst neulich hergekommen wäre, ich kenne vielleicht besser als sie die Dinge des wahren Glaubens. Also solle ich ihnen diesen verkünden und verständlich machen.«
    Ganze Arbeit leisten diesbezüglich die Franziskaner, Dominikaner, Augustiner und die Jesuiten, die als Missionare nach Lateinamerika kommen. Länger als die Azteken können die Inka den Spaniern widerstehen. Ihre mysteriöse Stadt Machu Picchu im heutigen Peru in rund 2500 Metern Höhe wurde nie erobert. Doch nimmt der zweite bekannte Eroberer neben Cortés, Francisco Pizarro, den Inkakönig Atahualpa fest. Pizarro lässt sich vom Inkavolk angeblich ein ganzes Zimmer voll Gold als

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