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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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Lösegeld auffüllen – und lässt den König trotzdem erwürgen. Die kriminelle Karriere Pizarros ist beispielhaft für die vieler Eroberer. Als Statthalter von Karl V. nimmt er Peru ein. Er hebt den Inka Manco Capac II. als Marionette auf den Thron und gründet die spätere Hauptstadt Lima. Nach dem gemeinsamen Kampf mit Diego del Amagro gegen die Indianer lässt er seinen Landsmann und potentiellen Rivalen umbringen – und wird seinerseits von dessen Sohn getötet.
    Vor allem aber sterben Millionen von Ureinwohnern – durch die Raubzüge der Kolonialisten, durch Sklavenarbeit oder durch aus Europa importiere Krankheiten wie die Pocken, gegen die die Indianer keine Abwehrkräfte haben. Die Schätzungen darüber, wie viele Einwohner Mittel- und Süd-amerika vor der Entdeckung hatte, gehen weit auseinander. Sie reichen von fünf bis 100 Millionen; ein Mittelwert sind 50 Millionen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts ist es nur noch ein Bruchteil davon.

     
    Bild 14
    Angriff spanischer Truppen in Tenochtitlan, Zeichnung, Anfang des 16. Jahrhunderts. Hier kämpfen die spanischen Konquistadoren mit indianischen Verbündeten gegen die Azteken.
    Trotz der umfassenden Eroberungen durch Katholiken erstarken im Lauf des Jahrhunderts die protestantisch geprägten Mächte Niederlande und England. Sie werden auch bei der Ausbeutung der Kolonien zur Konkurrenz. Während es in Spanien etwa eine schwerfällige Behörde zur Verwaltung von Kolonien gibt, wird in den Niederlanden die wohl erste große Aktiengesellschaft gegründet – die Vereinigte Ostindische Kompanie (1602). Auf der Iberischen Halbinsel steckt man Ressourcen in Prachtbauten wie den Escorial und das antiquierte und umständliche burgundische Hofzeremoniell. In den protestantischen Ländern dagegen konzentriert man sich auf Effizienz. Um als Kolonialherren auftreten zu können, müssen sich die Protestanten allerdings erst einmal selbst befreien – vom Papst mit seinen Steuerforderungen und vom Kaiser mit seinem Anspruch auf umfassende (katholische) Machtbefugnisse. Zu einem besonders gründlichen Befreiungsschlag holen die spanischen Niederlande aus.
    Nach der Abdankung des Habsburgers Karl V. erhält sein Bruder Ferdinand I. die Kaiserkrone und die österreichischen Länder; sein Sohn Philipp II. – der Namensgeber der Philippinen – bekommt Spanien samt Kolonien, Mailand, Neapel, Sizilien, Sardinien und die Niederlande. Die Niederlande waren den Habsburgern im Spätmittelalter durch die politische Ehe zwischen der Burgunderin Maria, Tochter von Karl dem Kühnen, mit Maximilian I. von Österreich zugefallen. Als nun Philipp die Gegenreformation mit Hilfe des brutalen Herzogs Alba durchsetzen will, sagen sich 1581 sieben nördliche Provinzen als Utrechter Union los. Unter der Führung von Prinz Wilhelm von Oranien, ursprünglich aus dem südfranzösischen Orange (Oranien) und Statthalter von Philipp II., erkämpfen sie in langen Schlachten ihre Freiheit. Heraus kommt die Republik der Vereinigten Niederlande, die wohlhabende Adelige und Bürger, oft Kaufleute, regieren.
    Da die südlichen Provinzen um Brüssel im heutigen Belgien habsburgisch bleiben, spaltet sich nicht nur das Land, sondern auch die Kultur. Einerseits entwickelt sich im protestantischen Norden bei aller Strenge mit demokratischen Elementen eine Kultur der politischen Toleranz. So fliehen Juden, die nach der Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch Katholiken vertrieben werden, nach Amsterdam. Andererseits kommt eine frühe Kolonialismuskritik nicht etwa vom berühmten Begründer des Völkerrechtes Hugo Grotius (1583 – 1645), der mit seiner Forderung nach der Freiheit der Meere die Expansion der Niederlande und des Freihandels legitimiert. Es sind vielmehr der spanische Pionier des Völkerrechtes Francisco de Vitoria in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und vor allem der Dominikaner Antonio de Montesinos, die sich gegen die brutale Behandlung friedlich lebender Indianer wenden. Immerhin erlässt Karl V. die Leges Nuevas , die Neuen Gesetze zum Schutz der Ureinwohner – die aber leider nicht wirklich zur Anwendung kommen.
    In einer rechtlichen Grauzone bewegen sich auch die neuen Global Player wie der Weltumsegler, Sklavenhändler und Soldat Francis Drake. Als Freibeuter, als Pirat wird er staatlich toleriert, ist sogar erwünscht, weil er Schiffe des Feindes aufbringt. Ein ähnlich wilder Geselle, der Seefahrer, Dichter und Historiker Walter Raleigh, gründet als Günstling von

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