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Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Titel: Was bleibt: Kerngedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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Woher und Wohin unseres Daseins .
    •    Religion vermag oberste Werte, unbedingte Normen, tiefste Motivationen und höchste Ideale zu garantieren: das Warum und Wozu unserer Verantwortung .
    •    Religion vermag durch gemeinsame Symbole, Rituale, Erfahrungen, Ziele ein Zuhause des Vertrauens, des Glaubens, der Gewißheit, Ich-Stärke, Geborgenheit und Hoffnung zu schaffen: eine geistige Gemeinschaft und Heimat .
    •    Religion vermag Protest und Widerstand gegen Unrechtsverhältnisse zu begründen: die schon jetzt wirksame, unstillbare Sehnsucht nach dem »ganz anderen« .
    Echte Religion, die sich auf das eine Absolute (Gott) bezieht, unterscheidet sich wesentlich von jeder Quasi- oder Pseudoreligion , die etwas Relatives verabsolutiert, vergöttlicht: sei es die atheistische »Göttin Vernunft« oder den »Gott Fortschritt« mit all seinen (lange Zeit ebenfalls nicht hinterfragten) »Untergöttern« im Pantheon der Moderne: Wissenschaft (Naturwissenschaft), Technologie (»High Tech«) und Industrie (»Kapital«). Sie alle erscheinen jetzt in der Postmoderne weitgehend entmythologisiert und entideologisiert, das heißt: relativiert. Wir sollten sie in dieser neuen Weltkonstellation auch nicht durch einen neuen Götzen, etwa den »Weltmarkt«, dem alle Werte unterzuordnen wären, ersetzen, sondern durch den erneuerten Glauben an den einen wahren Gott. Echte Religion , die sich so auf das eine und einzige Absolute bezieht, hat in der Postmoderne wieder eine neue Chance – nicht mehr und nicht weniger. Doch: Wo immer man in dieser oder anderer Weise von der Religion spricht, wird man den Einwand vernehmen, die Religionen seien sich ja selber keineswegs einig, ihre Aussagen nicht nur über das Absolute, sondern auch über das Ethos des Menschen seien verschieden, ja widersprüchlich.
    »Projekt Weltethos« (1990), S, 64   –   66. 75   –   79.

Ethische Perspektiven der Weltreligionen
    Der thematische Kern von »Projekt Weltethos« ist die Frage nach dem Beitrag der Weltreligionen zu einem Weltethos. Kompakt und präzise wie in keinem anderen Text umreißt Hans Küng hier das ethische Potential der Weltreligionen und verortet es zugleich in den unterschiedlichen religiösen Traditionen.
    Das Wohl des Menschen
    Gewiß, Religionen waren und sind immer in Versuchung, zum Zwecke des Machterhalts ihrer Institutionen, Konstitutionen und Hierarchien nur um sich selber zu kreisen. Und doch vermögen sie, wo sie wollen, mit noch anderer moralischer Kraft als viele internationale Organisationen der Welt glaubwürdig zu machen, daß es ihnen um das Wohl des Menschen geht. Denn alle großen Religionen bieten ja mit Autorität eine religiöse Grundorientierung an – Halt, Hilfe und Hoffnung angesichts der Eigenmechanik aller menschlichen Institutionen, angesichts des Eigeninteresses der verschiedenen Individuen und Gruppen und angesichts der Überinformation durch die Medien.
    Konkret: Gerade wer in der prophetischen Tradition an Gott wahrhaft glaubt, dem sollte es in der Praxis konsequenterweise um das Wohl des Menschen gehen. So das jüdische Doppelgebot von Gottes- und Nächstenliebe und dessen Radikalisierung (bis hin zur Feindesliebe) in der jesuanischen Bergpredigt, so auch die unablässige Forderung des Koran nach Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und guten Werken. Aber auch die buddhistische Lehre von der Überwindung menschlichen Leids ist hier zu nennen, ebenso das hinduistische Streben nach Erfüllung des »dharma« und die konfuzianische Forderung, die kosmische Ordnung und damit das Humanum zu bewahren. Hier überall werden mit unbedingter Autorität – wie es eben nur die Religionen können und dürfen – das Wohl und die Würde des Menschen als Grundprinzip und Handlungsziel des menschlichen Ethos herausgestellt. Das heißt: des Menschen Leben, Integrität, Freiheit und Solidarität im ganz konkreten Fall. Menschenwürde, Menschenfreiheit, Menschenrechte lassen sich so nicht nur positivistisch statuieren, sondern in einer letzten Tiefe begründen, religiös begründen.
    Maximen elementarer Menschlichkeit
    Gewiß, Religionen waren und sind immer in Versuchung, sich auf spezielle Traditionen, mysteriöse Dogmen und rituelle Vorschriften zu fixieren und sich abzukapseln. Und doch können sie, wo sie wollen, mit noch anderer Autorität und Überzeugungskraft als Politiker, Juristen und Philosophen grundlegende Maximen elementarer Menschlichkeit zur Geltung bringen. Denn alle großen Religionen fordern

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