Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)
Jesu;
– ebenfalls Reform der Liturgie der Sakramente, des Kirchenjahres, des Priestergebetes;
– darin inbegriffen die positive Regelung klassischer Kontroverspunkte: Volkssprache und Laienkelch, jetzt ebenfalls grundsätzlich gestattet.
• Aufwertung der Laienschaft : Der direkte Zugang der Laien zur Heiligen Schrift und die Verwirklichung des Volksgottesdienstes bedeuten bereits eine wichtige Erfüllung dieses dritten reformatorischen Anliegens; dazu kommen zahlreiche theologische Ausführungen über die Bedeutung des Laien in der Kirche und eine implizite Kritik am Klerikalismus; jeder Bischof soll einen Seelsorgerat aus Seelsorgern und Laien bilden.
• Anpassung der Kirche an die Nationen : Gegenüber einem zentralisierten System wird immer wieder die Bedeutung der Ortskirche und der Partikularkirchen (Diözesen, Nationen) hervorgehoben; der praktischen Dezentralisierung sollen die nationalen und kontinentalen Bischofskonferenzen dienen, die römische Kurie selbst soll internationalisiert werden.
• Reform der Volksfrömmigkeit : Reform der Fastenvorschriften, des Ablass- und Andachtenwesens; Einschränkung eines ausartenden Marianismus (das Zweite Vatikanische Konzil hat ihm besonders durch die Ablehnung eines eigenständigen Mariendokumentes eine deutliche Grenze gesetzt); zu weiteren Mariendogmen ist es nicht gekommen.
Diese weithin durchgeführte vielfältige Verwirklichung reformatorischer Anliegen lässt wiederum Rückfragen aufkommen: Wäre es nun nicht Sache der evangelischen Kirchen, den Katholiken mit mehr selbstkritischem Verständnis wirksam entgegenzukommen? Also ganz konkret:
Hochschätzung der Bibel, gewiss: aber wie steht es mit der im Protestantismus oft vernachlässigten gemeinsamen altkirchlichen und mittelalterlichen Tradition?
Echter Wort- und Volksgottesdienst, gewiss: aber die Feier des in den evangelischen Kirchen an den Rand gedrängten oder gar faktisch ausgeschalteten Abendmahles?
Aufwertung der Laienschaft, gewiss: aber die Bedeutung der Ordination und des kirchlichen Amtes (auch im überregionalen Bereich)?
Anpassung an die Nationen, gewiss: aber die durch protestantischen Provinzialismus so oft in Frage gestellte Internationalität und Universalität der Kirche?
Reform der Volksfrömmigkeit, gewiss: aber die durch protestantischen Intellektualismus gefährdete Volksnähe von Kirche und Gottesdienst?
Was hat sich verändert für die östlichen Kirchen?
Die Kirchen des Ostens, die oft nur als Anhängsel der lateinischen Kirche angesehen wurden, werden seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil als mit denen des Westens gleichberechtigt ausdrücklich anerkannt. Wiedertaufe von orthodoxen Christen, die katholisch werden, wird nicht gefordert; eben so wenig die Neuordination von orthodoxen Priestern; für diese wird auch der Zölibat nicht verlangt. Orthodoxe Christen können, falls sie es wünschen, in katholischen Kirchen die Sakramente empfangen; umgekehrt katholische Christen in orthodoxen Kirchen, wenn kein katholischer Priester zur Verfügung steht. Mischehen zwischen Katholiken und Orthodoxen sind gültig, auch wenn sie nicht in einer katholischen Kirche geschlossen werden.
Müsste dies alles nicht auch bezüglich der protestantischen Kirchen gefordert werden? Unmittelbar vor Konzilsschluss erfolgte in Rom und Konstantinopel gleichzeitig der feierliche Widerruf der gegenseitigen Exkommunikation, die 1054 das fast 1000jährige Schisma zwischen Ost- und Westkirche eingeleitet hatte. Ruft aber gerade diese Tat nicht nach Konsequenzen für beide Seiten, vor allem für die Abendmahlsgemeinschaft? Allzu statisch verharrten die orthodoxen Kirchen auf dem Stand nicht etwa der Urkirche, wohl aber auf dem der byzantinischen Jahrhunderte. Müssten nicht auch sie sich zu einer ernsthaften Reform ihrer Liturgie, Theologie und Kirchenstruktur aufraffen? Umgekehrt aber beharrte die römisch-katholische Kirche gegenüber den orthodoxen Kirchen starr auf dem Jurisdiktionsprimat und der päpstlichen Unfehlbarkeit. Müsste man nicht beides vom Neuen Testament und von der gemeinsamen altkirchlichen Tradition her ehrlich überprüfen statt sich der Diskussion über diese Lehrpunkte zu verweigern?
Die Aufgaben der Zukunft
In der Tat ist das Papsttum mit seinen Absolutheitsansprüchen, wie auch Papst Paul VI. zugegeben hat, die Hauptschwierigkeit für eine ökumenische Verständigung. Aber ist hierin eine Verständigung überhaupt möglich? Ja, wenn
• der
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