Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)
erfaßt: ein endgültiges Heil!
Das alles also ist als das Reich der vollkommenen Freiheit, der alles übersteigenden Gerechtigkeit und der unendlichen Liebe das endgültige Heil: das ewige Leben – für Mensch und Welt ein Leben ohne Leid und Tod in der Fülle eines ewigen Jetzt, wie schon Boethius die Ewigkeit klassisch definiert hat: »… eines unbegrenzten Lebens gleichzeitig ganzer und vollkommener Besitz«. Aber diese klassische Definition der Ewigkeit neuzeitlich-dialektisch interpretiert als wirkliches Leben:
• Ewigkeit nicht rein affirmativ verstanden als linear fortgesetzte Zeit: als fortlaufende Endlosigkeit eines reinen Prozesses ausdehnungsloser Augenblicke;
• Ewigkeit aber auch nicht rein negativ verstanden als statische Negation aller Zeit: als pure Zeitlosigkeit einer unveränderlichen Identität;
• Ewigkeit vielmehr, von der Botschaft des zum Leben Erweckten her, dialektisch verstanden als die Zeitlichkeit, die »aufgehoben« ist in die Endgültigkeit: als die vollendete Zeitmächtigkeit eines Gottes, der gerade als der Lebendige zugleich Identität und Prozeß in sich schließt.Jüdisch-christlich-islamisches Denken (von der Wiedergeburt zum ewigen Leben) und indisches Denken (von Wiedergeburt und Nirwana) könnten sich hier vielleicht doch finden.
• Realsymbol von unersetzlichem archetypischen Symbolwert für Gottes und so des Menschen ewiges Leben wird – nach Entmythologisierung durch Astronomie und Theologie – der Himmel bleiben: Zeichen der Entgrenzung und Unendlichkeit, des Hellen, Lichten, Leichten, Freien, des überirdisch Schönen, wahrhaftig nie Langweiligen, sondern ständig Neuen, unendlich Reichen, der vollkommenen Glückseligkeit.
Aber es geht hier nicht etwa um eine Schwärmerei aus lauter Hoffnungsseligkeit, sondern um eine möglichst präzise zusammenfassende Umschreibung dessen, was ewiges Leben heute bedeuten kann. Alle Vorfreude, dies muß bis zum Ende festgehalten werden, darf Christen nie diese Zeit, darf nie das Kreuz, den Gekreuzigten , vergessen lassen, welches nun einmal das große christliche Distinktivum bleibt gegenüber allen sonstigen Unsterblichkeitshoffnungen und Ewigkeitsideologien. Daß das Leben hier und jetzt oft genug durchkreuztes Leben ist, wer wüßte das besser als solche, denen es um die Nachfolge des gerechtfertigten Gekreuzigten ernst ist. Daher gilt: Nicht die intellektuelle Bewältigung des – im spekulativen Detail höchst komplexen – Problems des ewigen Lebens ist von uns gefordert. Auch nicht das individualistisch-spiritualistische »Rette deine Seele!«. Sondern mit den anderen zusammen, die mit uns leben – aus der Hoffnung auf ein ewiges Leben und im Einsatz für eine bessere Menschenwelt angesichts des kommenden Gottesreiches –, ein praktisches Leben im Heute , welches sein Maß an Jesus dem Gekreuzigten nimmt.
»Ewiges Leben« (1982), S. 274 – 282.
Das Ende aller Dinge
Visionen vom apokalyptischen Ende der Welt hatten und haben zu allen Zeiten Konjunktur. Als gläubiger Christ und aus theologischer Überzeugung spricht Hans Küng nicht vom »Weltenende«, sondern von »Vollendung« in Gott, auf die der Mensch hoffen darf, und die er vor dem Hintergrund physikalischer Hypothesen plausibel skizziert.
Wie schon beim Propheten Joel (2,10) ist auch im Neuen Testament davon die Rede, daß sich in der letzten Drangsal die Sonne verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren wird, daß die Sterne vom Himmel fallen und die Himmelskräfte erschüttert werden (Mt 24,29). Sind dies im Lichte physikalischer Endzeittheorien nicht gespenstisch genaue Visionen? Doch vor theologischen Kurzschlüssen über das Weltende muß ebenso gewarnt werden wie vor Kurzschlüssen über den Weltanfang! Auch hier hat die Theologie einiges gutzumachen, was bei Naturwissenschaftlern verständliche Vorurteile entstehen ließ.
Physikalische Hypothesen vom Ende
Selbstverständlich spekulieren auch Astrophysiker über das Ende: In rund fünf Milliarden Jahren würde die Andromeda-Galaxie mit unserer Milchstraße zusammenprallen, und Milliarden Sterne würden durch das Universum gewirbelt. Zugleich würde die Sonne zu einem »Roten Riesen« anschwellen. Dann aber würde alles noch vorhandene Leben auf unserer Erde absterben. Ist das alles so sicher? Vieles, was da über die »letzten drei Minuten« des Universums physikalisch gelehrt wird, ist spekulativ. Der amerikanische Physiker Paul Davies gab denn auch seinem
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