Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)
über das, was ich erschaffe. » Und dann ist die Rede davon, daß die Menschen nicht mehr als Säuglinge sterben, sondern in jugendlichem Alter leben, daß sie Häuser bauen, Reben pflanzen und ihre Früchte genießen … Und neue Schöpfung: das heißt zugleich – nach Jeremia – »Neuer Bund« und – nach Ezechiel – »neue Herzen, neuer Geist«.
Dies also sind die Bilder für das Reich Gottes, für die Vollendung der Menschheitsgeschichte durch den getreuen Gott, den Schöpfer und Neuschöpfer, im Neuen Testament aufgenommen und vermehrt: Braut und Hochzeitsmahl, das lebendige Wasser, der Baum des Lebens, das neue Jerusalem. Bilder für Gemeinschaft, Liebe, Klarheit, Fülle, Schönheit und Harmonie. Aber spätestens hier haben wir uns zu erinnern: Bilder sind – Bilder. Sie dürfen wie nicht eliminiert so auch nicht verobjektiviert, verdinglicht werden. Wir haben uns an das zu erinnern, was wir im Zusammenhang mit der Auferweckung Jesu so deutlich gesagt haben: Es geht in der Vollendung von Mensch und Welt um ein neues Leben in den unanschaulichen Dimensionen Gottes jenseits unserer Zeit und unseres Raumes. »Der allein Unsterbliche, der wohnt in unzugänglichem Licht, den kein Mensch gesehen hat, noch zu sehen vermag«, heißt es im ersten Timotheusbrief. Wie sollten wir da unsere Bilder mit der Wirklichkeit Gottes identifizieren können? Über allem menschlichen Erfahren, Vorstellen und Denken ist Gottes Vollendung. Völlig neu, ungeahnt und unfaßlich, undenkbar und unsagbar ist die Herrlichkeit des ewigen Lebens: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.«
Und so wird unsere Rede von der Vollendung, wenn sie weder allzu sinnenhaft-abstrus noch allzu blutleer-abstrakt sein soll, sich am besten auf der Grenze von Bild und Begriff bewegen. Erfahrung ist dabei als Korrelat unverzichtbar, sollen die Bilder sich nicht in Abstraktionen verflüchtigen; doch ist Erfahrung keinesfalls einziges Kriterium, sollen unsere Bilder nicht zu reinen Wunsch-Bildern ausarten. Je feiner also die Dialektik zwischen Erfahrung und Abstraktion gewahrt ist, desto geeigneter dürfte ein Bild-Begriff sein, um das auszudrücken, was mit Vollendung gemeint ist. Und sind so nicht vielleicht doch die großen symbolträchtigen Begriffe des Menschen, Leben, Gerechtigkeit, Freiheit, Liebe, Heil, wie schon in der Schrift, so auch noch heute am geeignetsten, um auf der Grenze von Begriff und Bild deutlich zu machen, um was es in der Vollendung geht?
Bild-Begriffe, die gewiß vom Ganzen der Schrift her gewonnen, im Lichte Jesu von Nazaret aber zugespitzt werden müssen. So läßt sich – vom Gekreuzigten und Auferweckten her gesehen – die Vollendung in dialektischer Denkbewegung umschreiben: als Leben, Gerechtigkeit, Freiheit, Liebe, Heil.
• Ein Leben , in das wir mit unserer ganzen Geschichte hineingenommen sind, in welchem aber Vorläufigkeit und Sterblichkeit überwunden sein werden durch Dauer und Beständigkeit; ein wahres, unvergängliches Leben in jenem Gott, der sich am Gekreuzigten als der lebendige, lebenschenkende Gott erwiesen hat: ein ewiges Leben!
• Eine Gerechtigkeit , für die wir in dieser Gesellschaft bereits kämpfen, ohne sie aber wegen der Ungleichheit, Unfähigkeit und Unwilligkeit der Menschen je zu erreichen; eine Gerechtigkeit, die – vom gerechtfertigten Jesus her – sich als das Recht seiner Gnade erweist, die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit vereint: eine allesübersteigende Gerechtigkeit!
• Eine Freiheit , die wir auf Erden schon gespürt haben, deren Relativitäten jedoch aufgehoben sein werden durch das Absolute selbst; eine Freiheit, die – Gottes großes Geschenk in Jesus – Gesetz und Moral endgültig hinter sich gelassen hat: eine vollkommene Freiheit!
• Eine Liebe , die uns hier schon zuteil wurde, die wir hier schon gestiftet haben, deren Schwäche und Leid indessen verwandelt sein werden durch göttliche Kraft und Macht; eine ganz und gar erfüllte Liebe durch den Gott, dessen Liebe sich in Jesus als stärker denn selbst der Tod erwiesen hat: eine unendliche Liebe!
• Ein Heil, dessen Ahnung wir hier schon erfahren haben, dessen Gebrechlichkeit und Bruchstückhaftigkeit jedoch gänzlich aufgehoben sein werden in einem definitiven Ganz-Sein, Heil-Sein Gottes, das im Lichte der Auferweckung des Getöteten den Menschen in allen seinen leib-seelischen Dimensionen
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