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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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homosexuell ist. Dies erfuhren sie an dem Tag voneinander, an dem sie sich in einer fröhlichen Kneipe im Allentown-Viertel kennenlernten. Es war der zweite Jahrestag von Aminas Scheidung und zufällig der erste Jahrestag von Albrechts Trennung von dem Künstler, der ihn überredet hatte, von Chicago zu ihm nach Buffalo zu ziehen, ihn dann aber wegen eines jüngeren Mannes verlassen hatte.
    So waren es die gemeinsame Nationalität und das gemeinsame Schicksal, das Amina und Albrecht zusammengebracht hatte – doch Bette Press machte sie unzertrennlich. Albrecht liebte das gedruckte Wort. Er lud jeden, der zuhören wollte, in seine magische Welt aus Schrifttypen und Druckpressen ein und erklärte ihnen mit der Leidenschaft eines Künstlers, wie eine einzelne Serife Wut entfachen oder Ruhe ausstrahlen und wie Struktur und Gewicht von Papier bedrohlich oder lyrisch, schwülstig oder tröstend sein können. Er brachte Amina den alten Kampf zwischen Lesbarkeit und Kreativität nahe, der wie keine andere Kunstform Typographie und Tradition miteinander verbindet und nur unterschwellige Neuerungen zulässt. Und wie Aminas frühe Lehrer der Romantik, appellierte er an ihren germanischen Stolz, indem er sie daran erinnerte, dass Johannes Gutenberg der Menschheit die Druckpresse schenkte. In der darauffolgenden fröhlichen Hochzeit von Papier und Tinte erlebten Amina und Albrecht die Harmonie der Gegensätze, die sich ihrem Privatleben entzogen hatte.
    Im Haus ist es kalt, als die Reisenden aus den Tropen zurückkehren, was Amina wütend macht, weil sie den Hausmeister extra angewiesen hat, die Heizung zwei Tage vor ihrer Rückkehr einzuschalten. Amina bittet Albrecht, sich darum zu kümmern und außerdem im Arbeitszimmer den Kamin anzuzünden, bevor sie sich an die Post macht, die sauber auf dem großen Mahagonitisch im Esszimmer gestapelt wurde. Rasch überfliegt sie die Umschläge, sucht nach irgendwas, das wichtig oder interessant aussieht, und legt die langweiligen Rechnungen und Werbebriefe beiseite. Zwei Umschläge passen auf ihre aufgestellten Kriterien: ein großer, beigefarbener, quadratischer, aus schwerer Baumwollfaser, adressiert an »Miss Amina Rabun und Gast«, sowie ein bedrohlich aussehender Geschäftsumschlag mit einer Rücksendeadresse an »Weinstein & Goldman, Rechtsanwälte«. Sie nimmt beide Umschläge in die Küche mit, setzt Wasser für einen Tee auf und öffnet zunächst die Einladung. Zu ihrer Freude bittet die angesehene Niagara Society sie zum ersten Mal um ihre Anwesenheit beim alljährlichen Frühlingsball – dem sozialen Ereignis in Buffalo.
    »Albrecht!«, ruft sie.
    »Was ist?«, hustet er zurück. Sein Kopf steckt im Kamin, in dem der Rauch wabert. Er hat bereits die halbe Sonntagszeitung verbraucht, das Holz aber immer noch nicht zum Brennen gebracht.
    »Wir gehen auf den Ball der Niagara Society!«, singt Amina. »Lass deinen Smoking aufbügeln.«
    »Nur, wenn ich bis dahin nicht erstickt bin.«
    Das Telefon klingelt, als das Wasser anfängt zu kochen.
    »Kannst du rangehen, Albrecht?«, fragt Amina. »Ich muss den Tee aufgießen.«
    Albrecht lässt glücklich den Kamin im Stich und nimmt den Anruf im Wohnzimmer entgegen, während Amina das blubbernde Wasser in eine cremefarbene Teekanne gießt. Sie gibt die passende Menge Earl Grey hinzu und stellt die Kanne und zwei Tassen auf ein Tablett, das sie mit ins Arbeitszimmer nimmt. Nachdem sie sich eine Tasse eingeschenkt und sich in ihren Lieblingsschaukelstuhl gesetzt hat, öffnet sie den Brief der Anwaltskanzlei.
Sehr geehrte Miss Rabun,
ich vertrete Mrs Katharina Schrieberg-Wolfson in ihrer Eigenschaft als Erbschaftsverwalter des Vermögens von Mr und Mrs Jared A. Schrieberg.
Wie Sie wissen, schrieb Ihnen meine Mandantin mehrere Male bzgl. der Eigentumsrechte bestimmter Theatersäle und Immobilien in Dresden, die Ihre Familie während des Krieges den Verstorbenen für eine Summe von 35 000 Reichsmark mit einem damaligen Gegenwert von ca. 22 000 US-Dollar abkaufte. Mit Sicherheit ist Ihnen bewusst, dass der Kaufpreis weit unter dem tatsächlichen Marktwert lag und der Verkauf unter dem Druck und der Drohung der Enteignung durch die nationalsozialistische Regierung und angesichts der drohenden Deportation der mittlerweile verstorbenen Familienangehörigen in die Todeslager der Nazis erfolgte. Daher war und ist der Verkauf ungültig.
Mrs Schrieberg-Wolfson strebt nun im Namen der Erbengemeinschaft die Aufhebung des Kaufvertrags und eine

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