Was dein Herz dir sagt
drohende Gefahr nicht immer.«
Michael fing Edwards Blick auf, dann nickte er. Elizabeth schlug die letzten, aufbrausenden Töne an; sein Politikerlächeln aufsetzend durchquerte Michael den Raum und verabschiedete sich von ihr.
Spät am nächsten Nachmittag kamen sie in London an. Es war schwül, Wärme stieg von den gepflasterten Straßen auf, die Sonne spiegelte sich in Fensterscheiben, und auch die Mauern waren aufgeheizt. Im späten Juli war die Hauptstadt praktisch verlassen, denn viele Mitglieder der guten Gesellschaft verbrachten die warmen Wochen lieber auf ihren Landsitzen oder in Gutshäusern auf dem Land. Der Park, in dem nur ein paar Reiter unterwegs waren und nur ab und zu eine Kutsche, lag wie eine grüne Oase in einer Wüste aus grauen und braunen Steinen. Doch als die Kutsche in die Straßen von Mayfair einbog, spürte Michael, wie sein Herz schneller zu schlagen begann - ein Zeichen, dass sie die politische Bühne betraten, den Ort, wo Entscheidungen vorbereitet, beeinflusst und schließlich getroffen wurden.
Politik lag ihm, wie er Caro gesagt hatte, einfach im Blut.
Sie setzte sich neben ihm anders hin, nahm die Schultern zurück und schaute aus dem Fenster; mit plötzlicher Einsicht erkannte er, dass sie ebenfalls und ganz ähnlich wie er auf die Hauptstadt reagierte - den Sitz der Regierung.
Sie drehte sich zu ihm um. »Wo soll ich dich absetzen?«
Er hielt ihren Blick, fragte: »Wo willst du wohnen?«
»Bei Angela am Bedford Square.«
»Ist Angela in London?«
Caro lächelte. »Nein - aber es werden Dienstboten da sein.«
»Nur die notdürftigste Dienerschaft.«
»Nun, ja - es ist schließlich Hochsommer.«
Er sah nach vorne, bemerkte: »Ich denke, es wäre wesentlich klüger für uns, für uns beide, wohlgemerkt, bei meinem Großvater zu wohnen, in der Upper Grosvenor Street.«
»Aber ...« Caro schaute nach draußen, als die Kutsche langsamer wurde. Sie sah das Straßenschild; die Kutsche bog bereits in die Upper Grosvenor Street ein. Ihr kam der Gedanke, dass sie wohl oder übel unwissentlich bei ihrer eigenen Entführung mitgeholfen hatte. Zu Michael sagte sie: »Wir können doch nicht einfach bei deinem Großvater einfallen.«
»Natürlich nicht.« Er beugte sich vor. »Ich habe ihm heute Morgen einen Boten mit einer Nachricht geschickt.«
Die Kutsche verlangsamte ihr Tempo, blieb stehen. Er sah ihr in die Augen. »Ich lebe hier, wenn ich in der Stadt bin, und Magnus verlässt London so gut wie nie. Das Haus ist mit allen notwendigen Dienstboten ausgestattet. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass Magnus und seine Diener entzückt wären, wenn wir beide hier wohnten.«
Sie runzelte die Stirn. »Es ist für mich schon eine sehr großzügige Auslegung der gesellschaftlichen Anstandsregeln, wenn ich unter dem Dach deines Großvaters weile, während du und er ebenfalls dort sind.«
»Ich vergaß, Evelyn zu erwähnen, die Cousine meines Großvaters. Sie lebt bei ihm und führt ihm den Haushalt. Sie ist etwa siebzig, aber du bist ja auch« - er schaute sie weiter an - »Witwe. Ich bin sicher, dass dem Anstand Genüge getan wird.« Seine Stimme klang entschiedener. »Einmal abgesehen von allem anderen gibt es keine Klatschtante in London, die es anzudeuten wagen würde, dass sich irgendetwas Skandalöses unter Magnus Anstruther-Wetherbys Dach zugetragen hat.«
Der letzte Punkt war hieb- und stichfest.
Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete ihn. »Du hast das von Anfang an geplant.«
Er lächelte und fasste nach dem Türgriff.
Sie war nicht überzeugt, dass es eine gute Idee war, konnte sich aber keinen Grund denken, mit dem sie ablehnen konnte, daher gestattete sie es, dass er ihr beim Aussteigen behilflich war und sie anschließend die Stufen zur Eingangstür hochgeleitete.
Ein sehr großer Butler öffnete die Tür, sagte mit gütiger Miene: »Einen schönen Nachmittag, Sir. Willkommen daheim.«
»Danke, Hammer.« Michael half ihr über die Schwelle. »Das ist Mrs. Sutcliffe. Wir werden für die nächste Woche hier wohnen, während wir uns um ein paar Angelegenheiten kümmern.«
»Mrs. Sutcliffe.« Hammer verneigte sich; seine Stimme war so tief, wie er groß war. »Wenn es irgendetwas gibt, das Sie benötigen, müssen Sie nur läuten. Es ist uns eine Freude, Ihnen zu Diensten zu sein.«
Caro lächelte bezaubernd; trotz ihrer Vorbehalte bezüglich ihres Aufenthaltes hier würde sie sich nichts davon anmerken lassen. »Danke, Hammer.« Sie deutete auf die Kutsche.
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