Was dein Herz dir sagt
vom Rasen draußen hören. Sie hakte sich bei Honoria unter und schlenderte mit ihr durch die Türen. »Wie viele?«
»Drei.«
Die Befriedigung und tiefe Freude, die aus Honorias Stimme herauszuhören waren, schlüpften unter Caros Panzer und berührten sie. Sie sah zu Honoria, aber die schaute nach vorne. Liebe und Stolz ließen ihr Gesicht erstrahlen.
Caro folgte ihrem Blick zu der Stelle, wo drei Kinder auf dem saftig grünen Rasen tollten. Zwei braunhaarige Jungen hielten hölzerne Schwerter in den Händen. Unter den wachsamen Augen ihrer Kindermädchen spielten sie einen Kampf nach. Eines der Kindermädchen schaukelte ein Kleinkind auf den Knien, ein süßes kleines Mädchen mit dunklen Haaren.
Honoria führte sie die Stufen hinab. »Sebastian - manchmal auch als Earith bekannt - ist fast fünf, Michael ist drei und Louisa eins.«
Caro lächelte. »Du warst aber fleißig.«
»Nein, Devil war fleißig - ich hatte zu tun.« Auch ihr Lachen vermochte Honorias Glück nicht zu verbergen.
Das dunkelhaarige Püppchen sah sie und winkte mit den molligen Ärmchen. »Mama!« Der Tonfall war herrisch. Sie gingen zu ihr, dann hob Honoria ihre Tochter auf die Arme. Das Kind gurrte leise und schlang seiner Mutter die Arme um den Hals, schmiegte seinen lockigen Kopf an ihre Schulter. Seine großen blassgrünen Augen mit den unglaublich langen, dichten Wimpern blieben unverhohlen neugierig auf Caro gerichtet.
»Anders, als es den Anschein haben mag« - Honoria schaute auf ihre Tochter -, »ist die Kleine hier die Gefährlichste von den dreien. Ihren Vater hat sie bereits um ihren kleinen Finger gewickelt, und wenn ihre Brüder gerade einmal nicht gegeneinander kämpfen, sind sie ihre ergebenen Ritter.«
Caro lächelte breit. »Eine sehr vernünftige junge Dame.«
Honoria lachte leise, verlagerte Louisas Gewicht. »Das wird schon.«
In dem Augenblick ertönte ein lautes Geheul. »Aua! Das hast du absichtlich getan!«
Aller Augen richteten sich auf die angehenden Schwertkämpfer; sie waren ein Stück weitergewandert. Michael rollte sich auf dem Rasen und hielt sich dabei das Knie.
Sebastian stand über ihm, die Brauen finster zusammengezogen. »Dahin habe ich dich gar nicht geschlagen - das wäre ein verbotener Schlag. Das warst du selbst mit deinem dummen Schwert. Du hast dich mit dem Griff selbst getroffen!«
»Stimmt nicht!«
Die Kindermädchen blieben zurück, unsicher, ob sie einschreiten sollten, da ihre Schützlinge noch nicht handgreiflich geworden waren.
Honoria warf einen Blick in das Gesicht ihres ältesten Sohnes - löste Louisas Ärmchen von ihrem Hals und drückte sie Caro in den Arm. »Hier - halt sie doch bitte einmal. Jede Minute kann hier eine tödliche Beleidigung ausgesprochen werden - und die muss dann gerächt werden!«
Da ihr nichts anderes übrig blieb, hielt Caro also Louisa, ein weiches, warmes Bündel, im Arm.
Honoria überquerte rasch den Rasen. »Hört auf, ihr beiden. Was geht hier vor?«
»Übs.«
Caro sah Louisa an. Anders als bei Honoria saß das kleine Mädchen aufrecht auf Caros Arm und starrte sie an.
»Übs«, sagte sie wieder und deutete mit ihren kleinen Fingern leicht wackelig auf Caros Augen. Dann berührte sie sie mit der Hand an der Wange. Louisa beugte sich vor, spähte erst in ein Auge, dann in das andere.
Sie fand sie eindeutig faszinierend.
»Du, meine Süße, hast auch hübsche Augen«, unterrichtete Caro sie. Es waren die Augen ihres Vaters, aber doch nicht wirklich - zwar stimmte die Farbe, aber sie wirkten weicher, betörender ... und schienen ihr seltsam vertraut. Caro durchforstete ihr Gedächtnis, dann fiel es ihr ein, und sie lächelte. »Du hast die Augen deiner Großmutter.«
Louisa blinzelte zu ihr auf, dann hob sie den Blick zu Caros Haar. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Üüübs!«
Sie griff nach dem flaumweichen Goldbraun; Caro verspannte sich unwillkürlich, stellte sich darauf ein, ein Ziehen zu spüren, doch die winzigen Hände berührten sie sanft und vorsichtig, strichen erst darüber, dann fuhren sie hindurch. Louisas Miene zeigte Staunen, mit großen Augen spreizte sie die molligen kleinen Finger und begann einzelne Strähnen zu lösen, verwundert zu untersuchen ...
Caro wusste, sie sollte sie aufhalten - ihr Haar war eigensinnig genug-, doch ... sie konnte sich nicht dazu überwinden. Sie konnte nur zuschauen, während sich ihr das Herz umdrehte, wie das kleine Mädchen sie erforschte, neugierig und
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