Was dein Herz dir sagt
Hampshire geblieben, die geliebte jüngste Tochter des fröhlichen Haushaltes in Bramshaw House - bis sie in die Ehe mit Camden geschlittert war. Während Honoria sehr viel alleine gewesen war, hatte sie selbst in den höchsten Gesellschaftskreisen verkehrt und sich mit den Erwartungen an eine Gastgeberin abgeplagt, für die sie zu der Zeit eindeutig zu jung gewesen war. Sie war damit zurechtgekommen - wie Honoria mit ihrem Los auch.
Während Honoria die Zeit nur flüchtig streifte, die sie bei entfernten Verwandten in den unterschiedlichsten Landesteilen verbracht hatte, bis auf Michael praktisch allein auf der Welt, war Caro insgeheim davon überzeugt, dass diese Zeit ihre Spuren hinterlassen hatte, wie der Unfall selbst es getan haben musste. Jetzt dagegen war nicht der kleinste Hinweis auf eine Wolke in Honorias Blick auszumachen - ihr Leben war ausgefüllt, glücklich und offenkundig voll und ganz befriedigend.
Sie hatte Devil Cynster geheiratet.
Über den Rand ihrer Tasse hinweg sah Caro zu dem hochgewachsenen Mann mit der machtvollen Ausstrahlung, der mit Michael sprach. Sie hatten ihr und Honoria gegenüber Platz genommen. Es war das erste Mal, dass sie Devil länger als nur flüchtig im Vorübergehen zu Gesicht bekam.
Innerhalb der guten Gesellschaft stand der Name Cynster für einen besonderen Typ Mann - mit einer besonderen Sorte Frau. Honoria passte gewiss in die Reihe der typischen Cynster-Frauen, aber Devil war die Personifizierung eines männlichen Cynster.
Er war groß, schlank und hatte scharfe Züge. An ihm war nur wenig Weiches; sogar seine blassgrünen Augen unter den oft halb geschlossenen Lidern schienen wie aus Glas, hart und scharfsichtig. Trotzdem merkte Caro, dass sein Blick, wann immer er auf Honoria ruhte, weicher wurde; sogar seine strengen Gesichtszüge, seine schmalen Lippen schienen sich zu entspannen.
Macht umgab ihn wie ein unsichtbarer Mantel - er war dazu geboren, und das in jeder Beziehung. Und er benutzte sie, das wusste Caro ohne jeden Zweifel. Doch wenn sie mit Honoria sprach, die tiefe, beinahe erschreckend lebendige Verbindung spürte, die man in den kurzen Blickwechseln sehen konnte, in der leichten Berührung einer Hand, merkte sie, dass hier in diesen Mauern eine andere Macht herrschte. So wie sich Honoria ihr ergeben hatte, so hatte es auch Devil getan.
Und sie waren glücklich. Zutiefst zufrieden.
Caro stellte ihre Tasse ab, nahm sich noch ein Scone und fragte Honoria, wer noch in der Stadt sei. Honoria hatte bestätigt, dass Michael ihr den wahren Grund für ihre Anwesenheit in der Hauptstadt erklärt hatte. »Damit wir so viel wie möglich herausfinden, müssen wir uns sehen lassen.«
Honoria hob die Augenbrauen. »In dem Fall - Therese Osbaldestone ist vor wenigen Tagen eingetroffen. Einige auserwählte Gäste sind für morgen zum Vormittagstee einbestellt.« Sie lächelte breit. »Du solltest mitkommen.«
Caro schaute Honoria in die Augen. »Du weißt sehr gut, dass sie sich auf mich stürzen und mir Vorträge über alles und jedes halten wird. Du versuchst nur, sie von dir abzulenken.«
Honoria riss unschuldig die Augen auf, spreizte die Hände. »Wozu hat man schließlich Freunde?«
Caro lachte.
Devil und Michael erhoben sich; Honoria und Caro drehten sich um und sahen sie fragend an.
Devil grinste. »Ich gebe das Testament Ihres verstorbenen Gatten zurück. Während meine Leute darin nichts Ungewöhnliches entdecken konnten, gibt es doch eine Reihe von Punkten, die ich mit Michael klären muss. Wenn Sie uns daher entschuldigen wollen, wir ziehen uns in mein Arbeitszimmer zurück.«
Caro lächelte und nickte - während sie in Gedanken seine Worte noch einmal durchging und keine Frage um Erlaubnis darin entdecken konnte. Doch da hatte sich die Tür schon hinter ihnen geschlossen. Sie sah zu Honoria und hob fragend eine Braue. »Sag mir - haben diese Punkte jetzt etwas mit dem Testament zu tun, oder geht es dabei um etwas vollkommen anderes?«
»Das weiß ich ebenso wenig wie du. Devil und Michael haben andere gemeinsame Interessen. Allerdings glaube ich, dass diese Punkte wahrscheinlich Fragen zu Camdens Nachlass sind.« Honoria zuckte die Achseln. »Egal. Ich werde es später aus Devil herausbekommen, und du kannst es Michael entlocken.«
Sie stand auf und winkte Caro. »Komm - jetzt möchte ich dir die andere Hälfte meines Lebens zeigen.«
Caro erhob sich. Die Türen zur Terrasse standen offen; sie konnte das schrille Lachen spielender Kinder
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