Was dein Herz dir sagt
verzückt.
Das Staunen ihrer Entdeckung malte sich auf das kleine, lebhafte Gesichtchen, strahlte in ihren Augen auf.
Caro bekämpfte den Drang, bemühte sich, den Gedanken nicht zu denken, aber er ließ sich nicht unterdrücken. Würde sie je selbst ein eigenes Kind wie Louisa haben - es so halten? Und das schlichte Glück spüren, mit so unschuldiger Freude berührt zu werden?
Kinder hatten in ihrer Ehe nie eine Rolle gespielt. Obwohl sie ihren Nichten und Neffen nahestand, hatte sie sie nur selten als Babys oder kleine Kinder gesehen - sie konnte sich nicht erinnern, eines getragen zu haben, noch nicht mal, solange sie in Louisas Alter waren.
Sie hatte nicht an eigene Kinder gedacht - hatte es sich nicht gestattet -, es war ohnehin witzlos. Doch das warme Gewicht von Louisa in ihren Armen weckte in ihr eine Sehnsucht, von der sie bislang gar nicht gemerkt hatte, dass sie in ihr schlummerte.
»Danke«, bemerkte Honoria. »Ein offener Schlagabtausch wurde verhindert und der Frieden wiederhergestellt.« Sie streckte die Hände nach Louisa aus.
Caro wollte sie ihr reichen, war sich eines Zögerns tief in sich bewusst - verschlimmert durch Louisa, die protestierende Geräusche machte und sich zu Caro zurückbeugte, bis Honoria ihr erlaubte, ihre kleinen Händchen an Caros Gesicht zu legen und ihr einen feuchten Kuss auf die Wange zu drücken.
»Übs!«, erklärte Louisa zufrieden und ließ sich von ihrer Mutter halten.
Honoria lächelte. »Sie findet dich hübsch.«
»Ah!« Caro nickte.
Schritte auf den Steinfliesen ließen sie zum Haus schauen; Devil und Michael waren auf die Terrasse gekommen. Die Jungen sahen sie; mit lautem Rufen stürmten sie zu ihnen, schwenkten dabei die Schwerter.
Nachsichtig blickte Honoria ihnen hinterher, vergewisserte sich, dass die Kindermädchen die verstreut herumliegenden Spielzeuge aufhoben, dann ging sie mit Louisa im Arm und Caro an ihrer Seite ebenfalls den zum Haus hin leicht ansteigenden Rasen empor.
Während sie so nebeneinanderschritten, versuchte Caro den Gedanken zu vertreiben oder wenigstens zu unterdrücken, den Gedanken, der sich so hartnäckig in ihrem Geist breitmachte. Zu heiraten, nur um Kinder haben zu können, war gewiss genauso schlimm, wie zu heiraten, um eine Gastgeberin zu bekommen. Aber sie konnte sich nicht davon abhalten, immer wieder zu Louisa zu schauen, die sicher und zufrieden auf Honorias Arm thronte. Die Augen des kleinen Mädchens waren weit geöffnet, ihr Blick war offen, aber eindringlich, nicht ernsthaft, aber interessiert ... Caro erinnerte sich wieder daran, warum ihr diese Augen vertraut vorkamen. Alte Augen, wissende Augen, alterslos und allsehend.
Sie holte Luft, schaute auf, als sie die Stufen zur Terrasse erreichten. Während sie die Stufen emporstiegen, murmelte sie Honoria zu: »Du hast Recht - sie ist gefährlich.«
Honoria lächelte nur. Ihr Blick fiel auf ihren Ältesten, der neben seinem Vater stand und ihm irgendeine wichtige Männersache erzählte. Michael sprach mit seinem Namensvetter. Sie machte sich im Geiste eine Notiz, anzuordnen, dass sie heute Abend eine Extraportion Dessert bekamen - und Louisa auch, natürlich.
Sie hätte die Szene eben nicht besser planen können, selbst wenn sie es versucht hätte.
18
»Was hatte Devil zu Camdens Testament zu sagen?« Caro drehte sich auf ihrem Platz in der Kutsche so, dass sie Michaels Gesicht sehen konnte.
Er schaute sie an, lächelte leicht. »Das Haus ist dir vermacht, und es fällt auch im Falle deines Todes nicht an Camdens Familie zurück oder jemand anderen. Es geht an deine Erben.«
Sie setzte sich zurück. »Meine Erben ... das sind Geoffrey, Augusta und Angela, die eindeutig nicht versuchen, mich umzubringen. Also versteckt sich in Camdens Testament kein heimlicher Grund, mir nach dem Leben zu trachten.«
»Nein, nicht direkt. Allerdings gibt es eine Reihe ungewöhnlicher Legate für Menschen, mit denen er nicht verwandt ist. Devil wollte wissen, ob du etwas dagegen hast, wenn zwei seiner Cousins die Legatsempfänger im Stillen überprüfen.«
Sie runzelte die Stirn. »Welche Cousins? Und warum?«
»Gabriel und Lucifer.«
»Wer?«
Michael musste einen Moment nachdenken. »Rupert und Alasdair Cynster.«
Caro verdrehte die Augen. »So alberne Spitznamen.«
»Aber passend, sagt man.«
»Wirklich? Und wie sollen uns die beiden helfen?«
»Gabriel ist der Vermögensexperte der Cynsters - niemand in der guten Gesellschaft hat bessere Kontakte in die
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