Was dein Herz dir sagt
weiteren Erklärungen. »Mr. Anstruther-Wetherby kann sich glücklich schätzen.«
Lächelnd verließ Caro ihn und stellte sich neben Michael.
»Da bist du ja!« Sie hakte sich bei ihm unter und schien dann erst seine Gesprächspartnerin zu bemerken. »Lady Casey«, begrüßte sie sie freundlich. »Es ist schon etwas her, seit ich das Vergnügen hatte.«
Sie streckte ihre Hand aus; Lady Casey fing ihren Blick auf, wünschte sie eindeutig auf den Mond oder sonst wohin, nahm aber ihre Hand, drückte sie und erwiderte ihr Lächeln.
»Meine liebe Mrs. Sutcliffe.« Lady Casey zupfte ihren Schal zurecht. »Ich dachte, Sie hätten sich aus dem Ring zurückgezogen.«
»Ich mag nicht länger die Ehefrau eines Botschafters sein, aber Sie wissen, was man sagt... Himmel«, fuhr sie ungekünstelt fort, »man hat mir erst heute Vorhaltungen gemacht und behauptet, ich dürfe mich nicht länger verstecken. Man hat mir zu verstehen gegeben, dass es meine Pflicht sei, auch weiterhin an diplomatischen Anlässen teilzunehmen.«
Lady Casey sah aus, als wollte sie widersprechen, aber - ehemalige Botschaftergattin hin oder her - Caro stand nun einmal gesellschaftlich über ihr. Daher entschied sie, dass Rückzug am klügsten sei, und neigte nur den Kopf. »Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss zu meinem Mann zurück.«
Man trennte sich in aller Freundschaft.
Sobald Lady Casey außer Hörweite war, atmete Michael erleichtert auf. »Danke - sie hat versucht, mir eine Einladung zum Dinner aufzudrängen.«
»Das gehört sich nicht«, erklärte Caro. »Hast du inzwischen mit Monsieur Hartinges unter vier Augen gesprochen?«
Michael schaute sie an. »Und dieser Monsieur Hartinges ist...«
»Einer der ranghöheren Adjutanten des französischen Botschafters. Er ist klug, er ist weltgewandt - und er ist uns gewogen.«
»Ah ja.« Er legte seine Hand auf Caros, hielt sie auf seinem Arm fest - und sie an seiner Seite. »Offensichtlich ist er jemand, den ich kennen lernen sollte.«
»Allerdings. Er steht an den Fenstern, beobachtet dich schon den ganzen Abend und wartet eindeutig auf diesen Moment.«
Er grinste. »Geh du voran.«
Das tat sie; er verbrachte die nächsten zwanzig Minuten im Gespräch mit dem Franzosen, der bereit war, die Vergangenheit ruhen zu lassen und stattdessen die Handelsbeziehungen zu intensivieren - eines der wichtigeren Themen, die den neuen Außenminister erwarteten.
Man verabschiedete sich in herzlicher Stimmung, dann schlenderte er mit Caro an seiner Seite erneut durch die Empfangsräume, zum letzten Mal, ehe sie gingen.
»Ich sollte mit Jamieson reden, bevor wir aufbrechen - er ist gerade erst hereingekommen.« Michael deutete mit einer Kopfbewegung zu einem schlaksigen, leicht mitgenommen wirkenden Gentleman, der sich gerade über die Hand ihrer Gastgeberin beugte, sich offensichtlich wortreich für seine Verspätung entschuldigte.
»Merkwürdig, dass er so spät kommt«, murmelte Caro.
»Allerdings.« Er steuerte sie zu Jamieson, einem Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, um ihn abzufangen. Jamieson entdeckte sie, als er weitergehen wollte, und kam zu ihnen.
Er verbeugte sich vor Caro, die er schon lange kannte, und nickte Michael höflich zu. »Sir.«
Michael hielt ihm die Hand hin. Jamieson, der sich sichtlich entspannte, schüttelte sie. »Stimmt etwas nicht?«
Jamieson verzog das Gesicht. »Ganz merkwürdige Sache. Es hat einen Einbruch in die Amtsräume gegeben - daher komme ich auch so spät. Zwei unserer Lagerräume, in denen wir nur archivierte Akten aufbewahren, wurden durchsucht.« Er sah zu Caro. »Und seltsam ist, dass es sich um die Lissabon-Akten handelt.«
Caro zog die Brauen zusammen. »Warum ist das besonders seltsam?«
Jamieson sah zu Michael, dann wieder zu ihr. »Weil wir gerade erst erfahren haben, dass vor zwei Wochen in die Botschaft in Lissabon eingebrochen wurde. Das Postboot wurde durch Stürme aufgehalten, aber inzwischen ist die Nachricht bei uns eingetroffen. Erst da, jetzt hier. Zu Camdens Zeit ist so etwas nie geschehen.« Jamieson betrachtete Caro. »Haben Sie eine Ahnung, was dahinterstecken könnte?«
Caro schüttelte mit großen Augen den Kopf. »Wohinter waren sie denn her? Wurde etwas entwendet, hier oder dort?«
»Nein.« Jamieson blickte zu Michael. »Jedes Blatt in unseren Unterlagen ist nummeriert, und keines fehlt. Es ist klar, dass die Akten durchsucht wurden, aber sie enthalten nichts, was auch nur entfernt nützlich wäre, unter diplomatischen
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