Was dein Herz dir sagt
ist. Er dachte, Camden sei eventuell unwissentlich in etwas verwickelt worden, dazu benutzt, eine Fälschung als echt auszugeben.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich habe nicht sonderlich auf Camdens Sammlung geachtet - er pflegte und hegte sie schon seit Jahrzehnten, ehe wir geheiratet haben. Es war einfach etwas, das er ständig betrieb. Trotzdem weiß ich, dass er immer mit denselben Händlern arbeitete, und diese Geschäftsbeziehungen gingen viele Jahre zurück. Er kaufte nur von Leuten, denen er traute.« Sie fing seinen Blick auf. »Er hatte gelernt, sehr sorgsam zu sein.«
»Sei das, wie es wolle. Hast du Einwände, dass Lucifer sich im Haus umsieht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich halte es sogar für klug. Je mehr Dinge wir streichen können, desto besser ...«
Er drückte ihre Hand. »Genau.«
Caro, der einfiel, dass sie ihm noch gar nicht von der neusten Entwicklung erzählt hatte, sagte: »Zufällig ist mir doch noch ein alter, sehr vertrauenswürdiger Freund von Camden eingefallen - ich habe ihn heute aufgesucht und gebeten, Camdens Briefe zu lesen. Er war einverstanden.«
Die Kutsche kam schwankend vor den Stufen der französischen Gesandtschaft zum Stehen; ein wartender Lakai öffnete den Schlag. Michael nickte, um zu zeigen, dass er sie gehört hatte, stieg aus und half ihr dann heraus.
Ihre Gastgeberin stand in der Halle dicht bei der Tür; sie lächelten beide und stiegen die Außentreppe empor, um oben angekommen mit großer Freude und echter Herzlichkeit begrüßt zu werden. Die Gästeschar war klein und erlesen; während den üblichen Formalitäten oberflächlich Genüge getan wurde, herrschte darunter eine lockerere Atmosphäre. Jeder kannte jeden, man wusste, was der andere tat, was er erreichen wollte; die gewöhnlichen Spielchen wurden auch hier gespielt, aber offener.
Caro war die Einzige hier, die keine definierte Rolle hatte. Während die Bühne vertraut war, war es doch ein merkwürdiges Gefühl, keine festgelegte Rolle zu haben. Dieses Fehlen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Rollen, die andere spielten, besonders Michael. Obwohl der Abend eine diplomatische Veranstaltung war, waren mehrere höhere Beamte anwesend, jene, mit denen die Gesandtschaftsangehörigen zu tun hatten bei dem Versuch, die Interessen ihres Landes bestmöglich zu verfolgen. Jeder dieser Herren kam eigens zu Michael, vergewisserte sich, dass er wusste, wer sie waren, welche Stellung sie augenblicklich bekleideten und inwieweit das die Angelegenheiten fremder Länder berührte.
Nirgendwo anders funktionierte die Gerüchteküche so effektiv.
Ihre Anwesenheit an seiner Seite wurde allgemein bemerkt, aber niemand wusste, wie das zu deuten war. Sie stellten sich als alte Freunde aus benachbarten Familien vor und wurden so auch akzeptiert, wenigstens auf den ersten Blick. Doch als der Abend weiter fortschritt, stellte sie fest, dass sie unversehens damit beschäftigt war, ihm behilflich zu sein, so wie bei Muriels Supper - es war ihr offensichtlich in Fleisch und Blut übergegangen und ließ sich nicht so leicht ablegen; außerdem wäre es engherzig, ihm ihre Unterstützung zu versagen. Besonders, da er ihr doch so sehr half.
Als ein Mitglied der spanischen Gesandtschaft sich vor ihnen verbeugte, wusste sie instinktiv, dass Michael den Herrn nicht einordnen konnte. Lächelnd reichte sie Señor Fernandes ihre Hand; während er sich darüberbeugte und ihr Komplimente machte, ließ sie geschickt seinen Namen, seine Stellung und ein paar Hinweise auf seine Vergangenheit einfließen. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, nahm Michael den Faden auf, den sie ihm hingelegt hatte.
Später, als eine Unterhaltung sie getrennt hatte, blickte sie zu ihm, von einem siebten Sinn gewarnt, und sah, wie die Gattin eines führenden Beamten im Auswärtigen Amt ihn von der Gruppe von Diplomaten loseiste, mit denen er gerade geredet hatte.
Das war gefährlich - der unter Umständen nächste Außenminister in traulichem Gespräch mit der Ehefrau eines ehrgeizigen Untergebenen. Das war der schnellste Weg, für Unfrieden im Ministerium zu sorgen. Bei dem einen flüchtigen Blick erkannte sie, dass Michael sich der schwierigen Situation bewusst war, aber Probleme hatte, sich aus den Klauen der Dame zu befreien, ohne unhöflich zu sein.
Caro schenkte ihrem Gesprächspartner ein Lächeln. »Bitte entschuldigen Sie mich. Ich muss dringend mit Mr. Anstruther-Wetherby sprechen.«
Der Diplomat blickte zu Michael und brauchte keine
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