Was dein Herz dir sagt
Gedächtnis. Während sie sich zu den Kindern auf dem Rasen umwendete, suchte sie nach Worten, um zu erklären, was sie damals dazu gebracht hatte, Devils Antrag anzunehmen, die Chance zu nutzen, die Herausforderung anzunehmen - den Fehdehandschuh aufzuheben, den das Schicksal ihr so unerwartet hingeworfen hatte.
Wie sollte sie den machtvollen Reiz, die faszinierende Versuchung der Liebe erklären? Eines Herzens, das einem angeboten wurde - wie zögernd auch immer, wie wenig bereitwillig. Dass eben dieses Zögern das Geschenk unter bestimmten Umständen noch kostbarer werden ließ, weil es nichts war, was leichtfertig gegeben wurde.
Sie holte tief Luft, überlegte, wie sie es am besten ausdrücken sollte. Schließlich antwortete sie: »Ich habe meine Meinung geändert, weil er mir das eine geboten hat, was ich am meisten brauchte, was mein Leben in das verwandeln konnte - oder sogar noch mehr -, was ich mir immer erträumt hatte. Weil er bereit war, mir das zu geben und dadurch alles, was mir wirklich wichtig war.«
Ihr Blick blieb an ihren Kindern hängen. Sollte sie erwähnen, dass Caro sich Kinder wünschte, sich danach ebenso sehnte, wie sie selbst es getan hatte? Ein verborgenes, sehr privates Sehnen, das nur jemand erahnen konnte, der schon etwas Ähnliches empfunden hatte. Sie hatte es erraten und die Gelegenheit genutzt, es von Louisa bestätigen lassen und es dadurch zu neuem Leben erweckt.
Aber wenn sie es Michael sagte ... er war ein Mann - würde er verstehen, wie er das Wissen am besten nutzen konnte? Er könnte meinen, das Versprechen auf Kinder selbst wäre genug, und es nicht als notwendige Folge, als Krönung des noch kostbareren Geschenkes begreifen.
Einmal abgesehen von ihrem schwesterlichen Wunsch, ihn glücklich zu sehen, verheiratet mit einer Frau, wie er sie verdiente, verspürte sie auch den Drang, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um Caro glücklich zu machen. Damit ihre Freundin aus Kindertagen das gleiche Glück erlebte wie sie.
Das Letzte, was sie wollte, war, dass Caros unbefriedigende erste Ehe ihr die Chance verdarb, es zu erlangen.
Sie schaute zu Michael, merkte, dass er trotz seiner fast gleichgültigen Miene mit ihren Worten rang, sie zu verstehen versuchte. »Ich kann es leider nicht besser erklären. Für jede Frau unterscheidet sich das, was am Ende den Ausschlag geben wird. Aber ihr eben diese Sache zu bieten, dazu bereit sein, ist der Schlüssel dazu.«
Er erwiderte ihren Blick, lächelte selbstironisch. »Danke.«
Sie seufzte. »Ich hoffe, es hilft dir weiter.«
Michael nahm ihre Hand, drückte sie leicht. »Das tut es -das wird es.«
Mit einem letzten Blick zu seinen Neffen und seiner Nichte, die übermütig auf dem Rasen herumtollten, ließ er Honorias Hand los, nickte ihr zum Abschied zu. »Ich überlasse dich dann mal deinem Traum.«
Sie schnaubte leise, aber als er die Tür öffnete, war sie schon auf die Terrasse getreten.
Er schaute im Arbeitszimmer vorbei, um mit Devil zu reden, der aber nichts Neues zu berichten hatte. Dann begab er sich in seinen Club. Beim Gehen drehte und wendete er im Geiste Honorias Worte.
Als sie sie gesagt hatte, hatte sie auf ihre Kinder geschaut. Angesichts ihrer Vergangenheit, des tragischen Verlusts des Restes ihrer Familie, fiel es ihm nicht schwer, zu verstehen, dass ihr ein Zuhause, Familie und daher Kinder viel bedeuteten. Sie waren ihr ebenso wichtig wie ihm.
Hatte sie das gemeint, dass diese Sachen ebenso wichtig für Caro waren?
Wenn sie das tat, wohin führte ihn das?
Was war eigentlich Caros sehnlichster Wunsch?
19
Kurz vor drei Uhr am Nachmittag kehrte er in die Upper Grosvenor Street zurück, ohne bei seinen Nachforschungen weitergekommen zu sein - ebenso wenig wie bei seinen Überlegungen über Caros sehnlichsten Wunsch. Beides beiseiteschiebend nahm er immer zwei Stufen auf einmal. Als er die Tür öffnete, sah er Caro in einem Lehnsessel sitzen, vertieft in eines von Camdens Tagebüchern.
Sie schaute auf. Die Sonne, die durch das Fenster hinter ihr fiel, vergoldete ihr Haar, ein filigraner Strahlenkranz um ihr herzförmiges Gesicht mit den feinen Zügen und den schräg stehenden Silberaugen.
Diese Augen leuchteten bei seinem Anblick auf. »Gott sei Dank!« Sie schloss das Tagebuch und legte es auf einen Stapel, streckte ihm die Hände entgegen. »Ich hoffe doch, dass du gekommen bist, mich zu retten!«
Lächelnd trat er ins Zimmer, nahm ihre Hände und zog sie hoch - und in seine Arme, die er
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