Was dein Herz dir sagt
ich weiß, wie sein Ruf ihn erscheinen lässt, versichere ich dir, dass mir von ihm keinerlei Gefahr droht. So!« Sie warf einen Blick auf den Stapel Tagebücher. »Ich bin sehr froh, dass Timothy mir eine Nachricht geschickt hat, um mich wissen zu lassen, wie weit er gekommen ist, weil ich keine Zeit habe, mich selbst zu erkundigen. Und ich habe jetzt auch keine Zeit für dumme Streitereien.«
Sie nahm ein Tagebuch und schaute Michael an. »Statt mich grundlos und vergeblich finster anzusehen, kannst du mir auch helfen. Hier - lies das.«
Sie warf ihm das Buch zu.
Er fing es auf, betrachtete sie finster. »Du willst, dass ich eines von den Tagebüchern lese?«
Sie hatte bereits den Band wieder aufgeschlagen, in dem sie gelesen hatte. Sie schaute ihn an und zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin sicher, du kannst mindestens so gut lesen wie Timothy. Ich habe ihm die Briefe gegeben, aber die Tagebücher sind vollgeschrieben und viel schwerer zu entziffern.« Sie sah wieder auf die Seiten vor ihm, fuhr leiser fort: »Und während ich Timothy die Briefe anvertraut habe, stehen in den Tagebüchern Anspielungen, von denen ich lieber nicht möchte, dass er sie sieht.«
Michael starrte auf ihren gesenkten Kopf, wog geistesabwesend das Buch in der Hand. Er war nicht so schwerfällig, den Manipulationsversuch nicht zu erkennen, den sie so schamlos an ihm erprobte - sie traute ihm, wo sie Breckenridge - Timothy! - nicht traute, aber ...
Nach einem Augenblick setzte er sich wieder auf seinen Stuhl, schlug das Tagebuch auf und überflog die ersten Seiten. »Wonach suche ich?«
Sie antwortete, ohne aufzublicken. »Irgendeine Erwähnung des portugiesischen Hofes, die Namen Leponte, Oporto oder Albufeira. Alles, was du findest, zeigst du mir - ich weiß, ob es das ist, wonach wir Ausschau halten.«
Die Entdeckung, dass die Dame, die er entschlossen war, zu seiner Gattin zu machen, ganz offensichtlich, ohne irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen für nötig zu erachten, mit dem gefährlichsten Lebemann und Schürzenjäger der Gesellschaft verkehrte, würde jeden Mann erschüttern, versicherte sich Michael.
Jedenfalls erschütterte es ihn, bis zu dem Punkt, dass er überlegte, ob er ihr Wachen mitgeben sollte, was - wie er nur zu gut wusste - zu einem weiteren Streit führen würde. Einem, den er nicht gewinnen konnte.
Er wusste, besser als jeder andere es vermochte, dass Caro, wie sie es angedeutet hatte, sich nie mit Breckenridge auf eine Affäre eingelassen hatte - oder sonst jemandem. Im Lichte dieses Wissens könnte es sein, dass er zu heftig reagierte.
Während Caro sich fürs Dinner bei Lady Osterley umzog, saß er in der Bibliothek und las in Burkes Adelsregister.
Timothy Martin Claude Danvers, Viscount Breckenridge. Einziger Sohn des Grafen von Brunswick.
Der übliche Hintergrund - Eton, Oxford - mit einer Aufzählung der üblichen Herrenclubs. Rasch las Michael weiter, verglich die Angaben über die Familien Danvers, Elliot - die Mutter des Viscounts stammte aus dieser Familie - und die Sutcliffes. Er konnte keinen Hinweis auf die Verwandtschaft finden, auf die Caro angespielt hatte.
Er hörte ihre Schritte auf der Treppe, schloss den Band und legte ihn aufs Regal zurück. Im Geiste fügte er Breckenridge der Liste mit Sachen hinzu, die er am morgigen Tag überprüfen wollte, dann ging er in die Diele, um auf sie zu warten.
Caro war sich nicht sicher, was sie dabei empfand, wenn sie an Michaels Eifersucht auf ihre Verbindung zu Timothy dachte. Aus Beobachtungen wusste sie, dass eifersüchtige Männer dazu neigten, diktatorische Züge zu entwickeln, ihre Frauen einzusperren; sie war - vernünftigerweise, wie sie fand - vor eifersüchtigen Männern auf der Hut. Aber ...
Nie zuvor war ein Mann ihretwegen eifersüchtig gewesen; während es in gewisser Weise störend war, musste sie zugeben, es war auch faszinierend. Erhellend. Und interessant genug für sie, um Michaels Schweigen den ganzen Weg zu den Osterley kommentarlos zu erdulden. Er war nicht eingeschnappt;
er grübelte, dachte nach - vermutlich mehr über sie als über Timothy.
Doch als sie bei den Osterleys eintrafen und er aus der Kutsche gestiegen war, half er ihr beim Aussteigen. Sie spürte, wie sich seine Aufmerksamkeit ganz auf sie konzentrierte. Als sie die Eingangsstufen hochgingen, ihre Gastgeberin begrüßten und dann den Salon betraten, um sich zu den anderen Gästen zu gesellen, blieb das so - gleichgültig, womit er sonst beschäftigt war. Auf sie
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