Was dein Herz dir sagt
Schaden zu bewahren.
Das Brauchen, das in dem Wunsch, sie zu beschützen, seinen Ausdruck fand.
Er hatte gesagt, er wolle sie heiraten, dass sein Antrag bestehen bliebe, sodass sie nur einwilligen müsse, und es werde geschehen. Sie hatte nicht geglaubt, dass es etwas gäbe, das sie dazu brächte, ihre Meinung zu ändern, ihren Widerwillen vor einer neuerlichen Ehe zu überwinden, besonders mit einem weiteren Politiker, aber dieses schwer zu fassende Brauchen hatte das geschafft. Es besaß eine Macht, gegen die ihr verhärtetes Herz - das sie absichtlich hart gemacht hatte - nicht gewappnet war. Sie war nicht länger so jung, so unschuldig und naiv, etwas unbesehen und ungeprüft zu glauben, aber die Jahre hatten sie auch gelehrt, nicht unüberlegt ein Geschenk des Schicksals einfach auszuschlagen.
Solche Geschenke wurden einem nicht oft beschert. Wenn aber ...
War sie bereit, wieder einen Politiker zu lieben? Einen Mann, dessen Charme ein Teil von ihm war, für den die Fähigkeit, andere zu manipulieren, mit seinen Worten einzuwickeln, unverzichtbarer Part seines Wesens war?
Aber es waren nicht Michaels Worte, die sie überzeugten, sondern seine Taten, seine Reaktionen. Und die Gefühle dahinter.
Schlaf drohte sie zu überwältigen, ließ ihre Glieder schwer werden, erschwerte ihr das Denken, verhieß süße Träume ...
Ihr letzter Gedanke galt Michaels warmem Körper an ihrer Seite - ein wortloser Beweis, dass er nicht Camden war.
Neben ihr merkte Michael, wie sie einschlief; er selbst durfte seiner Müdigkeit noch nicht nachgeben - er musste überlegen, musste versuchen, weiter zu sehen, herauszufinden, wonach sie sich im Grunde ihres Herzens sehnte, ihren geheimsten Traum.
Ein Zuhause, eine Familie, einen Ehemann, die Stellung als angesehene Gastgeberin, die Frau eines Ministers - eine Bühne, auf der ihre hochentwickelten Fähigkeiten perfekt zur Geltung kommen und bewundert werden würden ... alles, was er ihr geben konnte, aber was war der Schlüssel - was würde sie davon überzeugen, ihn zu heiraten?
Der Schlaf ließ sich nicht länger abwehren, auch wenn er der Antwort auf seine Fragen nicht nähergekommen war.
In den nächsten Tagen widmete sich Caro mit unermüdlichem Fleiß Camdens Tagebüchern. Mit Michael besuchte sie nur ausgewählte Abendgesellschaften, blieb ansonsten im Haus im Salon und las.
Wenn der Hinweis auf das, was hinter der Bedrohung stand, in Camdens Papieren zu finden war, dann war es nur angeraten, danach zu suchen.
Magnus und Evelyn hatten ihren Ausflug zu Lady Claypoole genossen, auch wenn nicht mehr dabei herausgekommen war als die Bemerkung, ja, sie erinnere sich vage, dass da gegen Ende der Amtszeit ihres Gatten irgendein Aufruhr in Lissabon gewesen sei - sonst konnte die alte Dame ihnen nicht weiterhelfen. Aber der Besuch trug dazu bei, Magnus’ und Evelyns Stimmung zu heben, sodass er nicht vergebens gewesen war.
Michael fuhr fort, die Rolle des zukünftigen Ministers zu spielen, der höchstwahrscheinlich mit dem Auswärtigen Amt betraut werden würde und das dafür nutzte, so viel wie nur irgend möglich über die gegenwärtige Lage am portugiesischen Hof zu entdecken. Er belagerte nicht nur die wichtigen britischen Stellen, sondern auch die spanischen, französischen, sardischen, belgischen und italienischen. Alle hatten ihre eigenen Quellen - irgendwer musste doch etwas Nützliches wissen.
Und dann war da noch Ferdinand.
Michael hatte ihn nicht vergessen, und die Angestellten der portugiesischen Botschaft auch nicht. Aber er konnte da nicht direkt eingreifen. Mit Devils Hilfe sorgte er dafür, dass andere eingeschleust wurden, und wartete, was sie herausfinden würden - allerdings musste man solchen Sachen Zeit geben.
Und Zeit, so begann er mehr und mehr zu fürchten, hatten sie eben nicht.
Eines Nachmittags kam er spät in die Upper Grosvenor Street zurück, immer noch nicht weiter und ohne viel versprechende Spuren, denen er folgen konnte. Er stieg die Stufen empor, blieb auf der Schwelle zum Salon stehen und beobachtete, wie Caro las. Als sie aufschaute und lächelte, trat er ein.
Mit einem Seufzer ließ er sich in den Lehnstuhl sinken, der das Gegenstück zu dem war, in dem sie saß.
Sie hob die Augenbrauen. »Nichts?«
Er schüttelte den Kopf. »Geduld, das weiß ich, ist eine Tugend, aber ...«
Sie lächelte breiter, dann schaute sie wieder in ihren Schoß und las weiter.
Er saß da und sah ihr zu, war seltsam zufrieden damit, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher