Was dein Herz dir sagt
beschwichtigen sollen; aus ihm klang männliche Sorge. Caro hob das Kinn. »Ich habe auch eine Nachricht erhalten. Ganz ähnlich. Wir sind gekommen, um den Verfasser des Briefes zu treffen.« Sie spähte zu der Küchenuhr, die Mrs. Simms immer aufgezogen hielt. »Es ist zehn Minuten vor acht, und wir stehen hier unten und streiten.«
»Und jetzt sind wir auch noch nass.« Timothy beugte den Kopf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, wobei Tropfen in alle Richtungen flogen.
Michael strich sich Wasser von den Schultern, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen. »Wie sind Sie hereingekommen?«
Timothy blickte zu ihm. Obwohl Caro es nicht sehen konnte, konnte sie sich sein Grinsen gut vorstellen, als er antwortete: »Ich habe natürlich einen Schlüssel.«
»Hör auf!« Sie starrte ihn an; er versuchte unschuldig zu wirken, was ihm wie gewöhnlich nicht gelang. Ihren Blick auf Michaels versteinerte Miene gerichtet, erklärte sie: »Es gibt einen ganz vernünftigen, akzeptablen Grund dafür.«
Michael biss sich auf die Zunge. Der berüchtigtste Lebemann von ganz London besaß einen Schlüssel zum Haus seiner zukünftigen Gattin - und sie behauptete, dass es eine annehmbare Erklärung gäbe. Es gelang ihm, ein abfälliges Schnauben zu unterdrücken. Mit einer übertriebenen Geste bedeutete er Breckenridge, vor ihm die Treppe hinaufzugehen.
Breckenridge tat das mit leicht belustigter Miene; Michael folgte.
Caro verschwand kurz; als er und Breckenridge in den Flur traten, tauchte sie mit leeren Händen - ohne Krug - aus dem Zimmer der Haushälterin auf. Sie schloss die Tür zum Küchentrakt und führte sie zurück in die Eingangshalle. »Ich hoffe nur, der Schreiber hat nicht geklopft, während wir unten waren. Ich bin nicht sicher, ob die Türglocke noch funktioniert.«
Sie sah zu Timothy.
Der schüttelte den Kopf. »Das weiß ich auch nicht. Ich habe hier eine ganze Weile nicht vorbeigeschaut.«
Michael verdaute das, während sie die Halle durchquerten und in den Salon gingen. Caro blieb vor dem Kamin stehen. Als er ihr folgte, Breckenridge an seiner Seite, merkte Michael, dass der andere zwischen ihm und Caro hin- und herblickte.
Immer noch tropfnass standen sie am Rand des kostbaren Teppichs vor dem Kamin.
Breckenridge musterte Caro. »Du hast es ihm nicht gesagt, oder?«
Sie hob die Brauen, bedachte ihn mit einem aufgebrachten Blick. »Selbstverständlich nicht. Es ist schließlich dein Geheimnis. Wenn es jemandem gesagt werden soll, dann musst du es tun.«
Jetzt war Michael an der Reihe, vom einen zum anderen zu schauen. Ihr Umgang miteinander erinnerte ihn mehr an den zwischen ihm und seiner Schwester als auch nur entfernt an den eines Liebespaares.
Mit hochgezogenen Brauen wandte sich Breckenridge an ihn, musterte ihn, dann verkündete er: »Da es vermutlich einen Grund gibt dafür, dass Caro will, dass Sie es erfahren, und es schwer ist, meine Anwesenheit hier zu verstehen, ohne es zu wissen ... Camden Sutcliffe war mein Erzeuger.«
Belustigung stand in Breckenridges Augen; er schaute zu Caro. »Was Caro zu meiner ... ich bin nicht sicher was macht. Stiefmutter?«
»Was auch immer«, schaltete sich Caro ein. »Das erklärt deine Verbindung zu Camden, mit diesem Haus und weshalb er dir das Schreibtisch-Ensemble vermacht hat.«
Breckenridges Augenbrauen hoben sich wieder. Er betrachtete Michael mit einem Hauch mehr Respekt. »Das haben Sie herausgefunden?«
Michael weigerte sich, auf den leisen Spott einzugehen. »Es gab keinen Hinweis auf irgendeine Verbindung ...« Er brach ab, als die Puzzlestücke sich zu einem Bild zusammenfügten.
Breckenridge lächelte. »Allerdings. Es ist nicht nur mit größter Verschwiegenheit gehandhabt worden, sondern von beiden Parteien vergraben worden. Meine Mutter, Friede ihrer Seele, war zufrieden mit ihrem Ehemann, aber in Camden fand sie -wie sie immer behauptete - die Liebe ihres Lebens. Eine kurzlebige Liebe, aber ...« Er zuckte die Achseln. »Meine Mutter war immer pragmatisch. Camden war verheiratet. Die Liaison geschah während eines kurzen Aufenthaltes in Lissabon. Mama kehrte nach London zurück, gebar meinem Vater - womit ich Brunswick meine - seinen einzigen Sohn. Mich.«
An Michael vorbei ging Breckenridge zu dem Sideboard, auf dem eine Karaffe stand. Er schaute zu Michael, deutete auf die Gläser; Michael schüttelte den Kopf. Breckenridge goss sich ein. »Abgesehen von den offensichtlichen Überlegungen war da die Tatsache, dass, wenn es mich
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