Was dein Herz dir sagt
einem Kanzleischreiber und die Wortwahl - diplomatisch förmlich.
Sollte Mrs. Sutcliffe den Grund hinter den merkwürdigen Zwischenfällen in der letzten Zeit zu erfahren wünschen, ist sie eingeladen, den Verfasser dieser Zeilen in ihrem Haus in der Half Moon Street heute Abend um acht Uhr zu sprechen. Vorausgesetzt, Mrs. Sutcliffe kommt alleine oder nur mit Mr. Anstruther-Wetherby als Begleiter, ist der Schreiber dieses Briefchens bereit und willens, alles zu enthüllen, was er weiß. Wenn allerdings mehr Leute anwesend sein werden, kann der Verfasser es nicht riskieren, vorzutreten und zu reden.
Die Nachricht endete mit dem gewöhnlichen »Ihr« et cetera, war aber nicht unterzeichnet, was keine Überraschung war. Caro ließ das Blatt sinken und sah ihn an.
Er nahm die Nachricht, faltete sie zusammen und steckte sie sich in seine Rocktasche. »Ja. Ich bin mit dir einer Meinung -es klingt nach einem ausländischen Adjutanten.« Er fing ihren Blick auf. »Sligo, Devils Majordomus, hat diskret in Umlauf gebracht, dass wir an Informationen interessiert sind.«
»Und hier sind sie.« Sie hielt seinem Blick stand. »Wir gehen, nicht wahr? Ein fremder Adjutant in meinem Haus, das ist kein großes Risiko, oder?«
Mit ausdrucksloser Miene winkte Michael Caro mit sich die Treppe hoch. Caro drehte sich um und ging. Er nutzte den Aufschub, um sich seine Antwort zu überlegen.
Seine Instinkte zerrten ihn in die eine Richtung, Erfahrung und Caros vernünftige Einschätzung in eine andere. Von allem anderen einmal abgesehen war es schon nach sieben Uhr. Wenn er die Cynsters riefe, war es unwahrscheinlich, dass sie vor acht Uhr unbemerkt Stellung beziehen konnten.
Und wenn sie stattdessen beobachtet wurden ... Er glaubte nicht mehr als Caro, dass ihr Möchtegern-Informant dann noch erscheinen würde. Auch diplomatische Spielchen hatten Regeln - ein Vertrauensvorschuss war unverzichtbar.
Sie erreichten die oberste Stufe. Caro blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Er erwiderte ihren Blick, las ihre Frage darin, nickte knapp. »Wir gehen. Nur du und ich.«
»Gut.« Sie schaute an ihrem dünnen Tageskleid hinab. »Ich muss mich umkleiden.«
Er zog seine Taschenuhr zu Rate, nickte. »Ich gehe und sage Magnus, was geschehen ist und was wir Vorhaben. Ich bin in der Bibliothek, wenn du fertig bist.«
Um zwanzig Minuten vor acht setzte eine Droschke sie vor dem Haus in der Half Moon Street ab. Während sie die Stufen emporstiegen, schaute sich Michael nach rechts und links um. Die Straße war lang genug, die Gegend elegant genug, dass auch im Sommer um diese Zeit noch Kutschen vor Häusern warteten oder an ihnen vorbeiratterten.
Gentlemen lehnten gegen Geländer, hielten ein Schwätzchen, andere schlenderten über den Gehweg, manche allein, andere zu zweit. Jede Kutsche, jeder Spaziergänger konnte ihr Mann sein. Es war unmöglich, zu sagen, wer.
Caro öffnete die Eingangstür; Michael folgte ihr in die Halle, mahnte sich, seinen Beschützerinstinkt zu zügeln. Wer immer kam, um sie zu treffen, wäre höchstwahrscheinlich keine Gefahr, nicht, solange das hier keine Falle war.
Da das nicht auszuschließen war, hatte er die paar Minuten, die er mit Magnus allein war, dazu genutzt, einen Plan zu ersinnen und in Gang zu setzen. Sligo, Devils Majordomus und früherer Offiziersbursche, hatte immer Wege und Möglichkeiten, die über die gewöhnlicher Dienstboten hinausgingen. Michael hatte nicht gezögert, nach ihm zu schicken. Er würde kurz vor acht eintreffen und von draußen Wache halten; wenn sie ihn sahen, würde niemand auf die Idee kommen, dass der dünne, unauffällige Mann von Bedeutung wäre.
Was das Innere des Hauses anbetraf ... Michael fasste den Griff seines Stockes fester. Die darin verborgene Klinge war rasiermesserscharf und fein geschliffen.
Caro öffnete die Doppeltür in den Empfangssalon.
Er folgte ihr hinein, sah sie an die Fenster treten. »Lass die Vorhänge geschlossen.« Es war immer noch heller Tag draußen. »Wer auch immer es ist, will es nicht riskieren, gesehen zu werden.«
Caro schaute zu ihm, nickte. Stattdessen ging sie zum Sideboard und zündete zwei dreiarmige Kerzenständer an. Die Flammen flackerten auf, dann wurden sie ruhiger, warfen warmes Licht ins Zimmer. Einen Kerzenständer ließ sie auf dem Sideboard stehen, den anderen trug sie zum Kaminsims. »So -wenigstens können wir so etwas sehen.«
Es war nicht so dunkel, aber das Kerzenlicht war tröstlich.
Michael sah sich um, wieder
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