Was dein Herz dir sagt
ihr in die Augen zu sehen ...
»Kommt schon, lasst uns aufbrechen!« Mit einem Lachen und einem Winken war sie an ihm vorbei.
Ebenfalls lachend folgten Elizabeth und Edward ihr.
Einen Augenblick zögerte er, unterdrückte den Wunsch, zurück zu den Stufen zu schauen ... aber er wusste, er hatte es sich nicht nur eingebildet.
Mit zusammengekniffenen Augen drückte er Atlas die Fersen in die Flanken und setzte den anderen nach.
Caro. Er hatte nicht mehr das leiseste Interesse an Elizabeth. Als sie die Hauptstraße erreichten, verlangsamte Caro das Tempo, sodass die anderen sie einholen konnten. Sie ritten als Gruppe weiter - und es war eindeutig klar, dass sie vorhatte, über den unerwarteten Zwischenfall hinwegzugehen, als hätte er sich gar nicht ereignet.
Und seine Reaktion auf sie.
Und mehr noch, ihre auf ihn.
Caro lachte, lächelte und gab die Vorstellung ihres Lebens, genoss den Sommertag, freute sich über den wolkenlosen Himmel, an den Lerchen, die sich hoch in die Lüfte schwangen, dem würzigen Geruch von frisch geschnittenem Gras, der von den nahen Wiesen aufstieg, die im Sonnenlicht badeten. Nie zuvor war sie so dankbar gewesen für die Disziplin, die die Jahre sie gelehrt hatten; sie fühlte sich bis in ihre Seele erschüttert, als wäre sie in ein Erdbeben geraten - sie musste sich hinter ihrem Schild verbergen - und zwar rasch und absolut.
Während sie auf der Straße nach Cadnam ritten, dann in Richtung Süden abbogen, in einen von dichtem Grün gesäumten Weg, der zu der Stelle führte, wo William II. bei der Jagd im Wald von einem Pfeil getroffen worden war, beruhigte sich ihr Herzschlag langsam.
Sie war sich Michaels Blick auf ihrem Gesicht bewusst, nicht nur einmal, sondern immer wieder. Spürte, dass er hinter seiner lässigen, liebenswürdigen Ich-bin-willens-den-Tag-zu-genießen-Fassade ratlos und verwirrt war. Und gar nicht zufrieden.
Das wenigstens war gut. Sie war auch nicht begeistert über diese unerwünschte Entwicklung. Sie war sich nicht sicher, was die heftige, äußerst beunruhigende Reaktion ausgelöst hatte, aber der Instinkt warnte sie, dass es und daher auch er eine Erfahrung wäre, die sie besser meiden sollte.
Berücksichtigte man, dass er an Elizabeth interessiert war, sollte Letzteres eigentlich nicht allzu schwierig werden.
Edward befand sich zu ihrer Linken, Elizabeth zu ihrer Rechten; vor ihnen wurde der Weg schmaler. »Edward.« Sie zügelte Calista, warf Edward einen Blick zu und ließ sich zurückfallen. »Hattest du die Chance, die Gräfin nach Señor Rodrigues zu fragen?«
Sie hatte ein Thema gewählt, an dem Michael kein Interesse haben würde, aber ehe Edward reagieren und sein Pferd ebenfalls langsamer werden lassen konnte, war Michael neben ihr.
»Ich nehme an, die Gräfin ist eine alte Bekannte von dir?«
Sie sah ihn an, nickte. »Ich kenne sie schon seit Jahren. Sie ist ein Mitglied des engeren Hofstaats - sehr einflussreich.«
»Du warst wie lange in Lissabon - zehn Jahre?«
»Mehr oder weniger.« Entschlossen, ihre Beziehung wieder zurück auf festeres Terrain zu lenken, schaute sie nach vorne und lächelte Elizabeth zu. »Elizabeth hat mich mehrere Male besucht.«
Michaels Blick wanderte weiter zu Edward. »In den vergangenen Jahren?«
»Ja.« Caro sah die Richtung seines Blickes; ehe sie entscheiden konnte, ob er etwas mit seinem Kommentar andeuten wollte - etwas erkannt hatte, das er ihrer Ansicht nach besser nicht wüsste -, schaute er sie an und hielt ihren Blick gefangen.
»Ich kann mir vorstellen, das Leben einer Botschaftergattin muss doch eine Aneinanderkettung aufregender und vergnüglicher Zeitvertreibe gewesen sein. Das muss dir doch fehlen.«
Empört richtete sie sich auf, und ihre Augen sprühten Blitze. »Ich kann dir versichern, das Leben einer Botschaftergattin besteht ganz bestimmt nicht aus einer Vergnügungsveranstaltung nach der anderen.« Sie hob das Kinn, spürte, wie ihre Wangen sich röteten und ihre Verärgerung wuchs. »Eine unablässige Folge von Veranstaltungen, das sicher, aber ...« Sie brach ab, blickte ihn an.
Warum um Himmels willen reagierte sie überhaupt auf eine so offensichtliche Stichelei ? Warum hatte ausgerechnet er sich dazu herabgelassen? Umsichtiger fuhr sie fort: »Wie du sicher auch weißt, ist für den reibungslosen Ablauf des gesellschaftlichen Lebens eines Botschafters hauptsächlich seine Frau verantwortlich. Während unserer Ehe war das meine Aufgabe.«
»Ich dachte, Campbell hätte das
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