Was dein Herz dir sagt
wie einen amüsanten Bekannten behandelte, nicht mehr.
Wie genau ihr das gelang, hätte Michael nicht sagen können, doch es war unüberhörbar in ihrem Tonfall, in dem leichten Lächeln, das sie ihm schenkte, zusammen mit einem gnädigen Nicken. Weder er noch Ferdinand hatten Schwierigkeiten, ihre Botschaft zu verstehen. Ferdinand musste so tun, als nähme er es hin. Allerdings konnte es ihm nicht gefallen.
Michael dagegen war sehr zufrieden.
Als er mit Caro an seiner Seite über die Landungsbrücke zu der Kutsche aus Bramshaw House ging, die als letzte noch dastand, fragte er sich, ob vielleicht doch ein erklärendes Wort in das Ohr des gut aussehenden Portugiesen angebracht wäre -eine einfache, schnörkellose Richtigstellung von Mann zu Mann, was sich in Wahrheit hinter der Bezeichnung »lustige Witwe« verbarg.
Trotz Caros gelungener Darbietung hatte Ferdinand noch nicht aufgegeben.
4
Am nächsten Morgen um elf Uhr machte sich Michael zu Pferde auf den Weg nach Bramshaw House. Atlas, der sichtlich begeistert angesichts der Aussicht war, wieder täglich geritten zu werden, tänzelte übermütig; Michael ließ den kräftigen Wallach auf der Straße in einen leichten Galopp fallen.
Er hatte keine Verabredung getroffen, heute die Bewohner von Bramshaw House zu besuchen. Die gestrige Rückfahrt von Totton hatte unter der niedergedrückten Stimmung gelitten; Elizabeth, die ungewöhnlich blass war, hatte kaum gesprochen und sehr zurückgezogen gewirkt. Er und Edward hatten sich zurückfallen und die Kutsche vorausfahren lassen, damit Elizabeth ungestört sein konnte.
Sie hatten sich an der Abzweigung der Straße nach Bramshaw House getrennt, aber er hatte weiter über Caros Verhalten nachdenken müssen. Der Verdacht, dass sie ihn irgendwie manipuliert hatte, unauffällig in eine Richtung gelenkt hatte, in der sie ihn haben wollte, hatte an Stärke gewonnen, an ihm genagt, ihn wie lauter kleine Nadelstiche gestört. Den ganzen Abend hatte er an sie gedacht, immer wieder durchlebt, was vorgefallen war.
Gewöhnlich wäre er auf der Hut gewesen, aber mit Caro war es ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass er das bei ihr sein müsste.
Verrat war ein zu heftiges Wort für das, was er fühlte. Verärgerung, ja, und er war in seinem männlichen Stolz getroffen. Da er jetzt sicher war, dass er - einmal abgesehen von aller Manipulation - eindeutig Elizabeth weder als seine Frau wollte noch brauchte, war so eine Reaktion vielleicht ein bisschen irrational, aber es war einfach genau das, was er empfand.
Natürlich wusste er nicht mit absoluter Sicherheit, dass Caro an ihm ihre Listen erprobt hatte.
Es gab aber einen Weg, das herauszufinden.
Er traf im Privatsalon auf Caro, Elizabeth und Edward. Caro blickte auf, ihre Überraschung, ihn zu sehen, sogleich von offensichtlicher Freude verdrängt. Strahlend lächelte sie ihn an und stand auf.
Er nahm die Hand, die sie ihm hinhielt. »Ich bin hergeritten, um Geoffrey zu sagen, dass wir das Flüsschen durch den Wald frei geräumt haben, sodass das Wasser nun wieder normal fließt.«
»Oje - er ist unterwegs.«
»Das hat mir Catten auch schon mitgeteilt, daher habe ich eine Nachricht hinterlassen.« Er drehte sich um und begrüßte Elizabeth und Edward, dann blickte er wieder Caro an, »Ich ...«
»Es ist ein so schöner Tag.« Sie deutete zu den breiten Fenstern, vor denen sich im Sonnenschein der Rasen sattgrün erstreckte. Sie lächelte ihn an, war sich verblüffend sicher. »Du hast Recht - es ist ein perfekter Morgen für einen Ausritt. Wir könnten zum Rufus-Stein reiten; es ist Jahre her, seit ich da war, und Edward hat ihn noch nie gesehen.«
Eine kleine Pause entstand, dann schlug Elizabeth vor: »Wir könnten ein Picknick machen.«
Caro nickte beifällig. »Ja, warum nicht?« Sie fuhr auf dem Absatz herum und eilte zu dem Klingelzug.
»Ich kümmere mich um die Pferde, während die Damen sich umziehen«, bot sich Edward an.
»Danke.« Caro strahlte ihn an, dann sah sie zu Michael. Ihre Miene wurde ernst, als wäre ihr plötzlich ein Gedanke gekommen. »Aber natürlich nur, wenn du auch Lust hast, deinen Tag damit zu verbringen, mit uns durch alle Lande zu ziehen.«
Er erwiderte ihren ernsten Blick, musste wieder daran denken, wie arglos und aufrichtig das Silberblau wirkte - und wie, wenn man tiefer schaute, sich dort mehr verbarg, das sich nicht entschlüsseln ließ. Jeder, der Caro so nahm, wie sie wirkte, als eine recht hübsche Frau ohne sonderliche
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