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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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Soo-Ja.
    »Warum bist du so gut zu mir, Soo-Ja? Wo alle anderen doch so übel mit mir umspringen?« Er schloss die Augen, und sie strich mit dem Finger über sein Gesicht, spürte seine Wangen und die Bartstoppeln auf seinem Kinn.
    »Soll ich aufhören? Stört es dich?«, fragte sie ihn lächelnd.
    »Dadurch wird es bloß noch schlimmer, wenn du mich verlässt«, erwiderte er und öffnete die Augen wieder. Soo-Ja fuhr mit dem Finger über seine Augenbrauen. Sie verstand, dass er eine Frage gestellt hatte, die sie beantworten musste.
    »Min, ich weiß nicht, ob ich dich heiraten kann. Nicht nach dem, was heute Abend passiert ist.«
    Min schüttelte den Kopf. »Wenn du deinem Vater nicht gehorchst, wird er böse auf dich sein, aber mit der Zeit wird er merken, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.«
    »Aber es würde ihm gar nicht gefallen, dass er mich verlieren würde, wenn du mich von hier fortbringst. Schon gar nicht, wenn du mir erlaubst Diplomatin zu werden und wir das Land verlassen.« Soo-Ja gebrauchte mit Absicht deutliche Worte, denn sie wollte sehen, wie er reagierte.
    »Mir ist es egal, wo wir hingehen, solange wir nur zusammen sind.«
    Überglücklich schaute Soo-Ja in Mins schöne Augen, die sie anstrahlten wie die sieben Sterne des Nordens. Sie berührte seine dunklen Augenbrauen, die einen starken Kontrast zu seiner blassen Haut bildeten. Lächelnd dachte sie an die Freiheit, die ihr geschenkt würde, wenn sie ihn heiratete. Min aber verstand ihr Lächeln als Einladung und küsste sie. Er legte seine weichen Lippen auf ihre, und seine Hand streichelte sanft über ihren Hals.
    »Liebst du mich?«, fragte er, als er sie wieder losließ.
    Soo-Ja war versucht zu lügen und Ja zu sagen, aber in Wahrheit kannte sie ihn doch kaum. Es war nicht Liebe, sondern die Verheißung eines neuen Lebens. Es war das Namdaemun – das Stadttor im Herzen Seouls – , das auf sie wartete, und außerdem Visa für fremde Länder und exotische Sprachen. Bei dem Gedanken strahlte Soo-Ja, was Min als Antwort nahm, so dass er noch glücklicher zurücklächelte.
    »Ich liebe dich«, säuselte er in seiner süßen, beinahe noch jugendlich klingenden Stimme. »Ich liebe dich so sehr, dass mein Inneres fast explodiert. Wenn du mich nicht liebst, dann heirate mich nicht aus Liebe, sondern aus Mitleid. Ohne dich habe ich nichts, wofür ich leben kann. Schenk mir etwas, für das ich leben kann. Meinen Eltern bin ich egal. Ich habe keine Zukunft, keinen Grund weiterzumachen. Nur du kannst mich retten. Heirate mich. Heirate und rette mich. Mein Leben liegt in deiner Hand.«
    In diesem Moment spürte Soo-Ja, dass ihr eigenes Leben noch nie so wichtig gewesen war. Ihr Körper zitterte wie der eines Süchtigen beim allerersten Rausch. Nie hatte sie sich mächtiger gefühlt. Ihr Vater hatte unrecht gehabt. Min mochte weder Bildung noch Aufstiegschancen besitzen, aber in dieser Sekunde war das völlig unwichtig. Sie würde nie einen anderen finden, der so viel Leidenschaft für sie aufbrachte wie Min – er war ein liebeskranker Junge, der eher sterben als ohne sie leben würde. Er brauchte sie, und dieses Bedürfnis war berauschend. Es war sogar noch stärker als Liebe. Min schien wie im Fieber, und sie fürchtete, er könnte jeden Moment in Ohnmacht fallen. Sie würde ihn retten, jawohl, retten vor sich selbst und vor der Welt, die ihm übelwollte.
    Vorsichtig begann sie, seinen Kopf zu massieren. Min verstand das als Vorspiel und küsste sie von Neuem. Soo-Ja erwiderte den Kuss, und Min umarmte sie. Dann lagen sie auf dem Boden. Soo-Ja spürte, wie sich ihre Körper miteinander verbanden, Arm mit Arm, Hüfte mit Hüfte, bis nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen sie passte. Seine feuchte Zunge lag auf ihrer wie eine saftige Mango. Obwohl Soo-Ja die Augen geschlossen hatte, war jeder Zentimeter ihres Körpers hellwach und leitete ihre Empfindungen von Zelle zu Zelle weiter. Als sie die Augen öffnete, konnte sie die Lust in Mins Pupillen erkennen, und sie war stolz, dass sie sie erzeugt hatte.
    Min hatte jetzt die Beine um ihre geschlungen, und seine Hände streichelten ihr Gesicht. Soo-Ja legte die Arme um seinen Rücken und schmiegte ihren Körper an seinen. Ihn zu berühren fühlte sich so natürlich an, als würde sie atmen, und fiel ihr ebenso leicht. Sie waren das perfekte Paar, jedenfalls physisch gesehen. Jeder Kuss führte zum nächsten; sie öffneten den Mund, um Luft zu holen – und den anderen einzulassen.
    Min

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