Was dein Herz nicht weiß
wehgetan haben, dann schwöre ich, bringe ich Sie um!«
»Sie wollen ihre Mutter sein? Das glaube ich Ihnen nicht. Schauen Sie doch, wie Sie bei Ihnen weint.« Dae-Jung machte Anstalten, Hana zurückzuholen, aber Soo-Ja drehte sich sofort zur Seite und schirmte ihre Tochter mit ihrem Körper ab.
»Es tut nichts zur Sache, ob Sie mir glauben oder nicht. Sie ist meine Tochter. Und Sie, Sie sind ein Kkang-pae, jawohl, ein Kkang-pae . Wir müssen die Polizei rufen. Sofort!«, schrie Soo-Ja. Hätte sie Hana nicht auf dem Arm gehabt, dann hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen.
»Nur zu, rufen Sie sie. Alles, was ich getan habe, war dieses ausgesetzte Kind zu retten«, behauptete er, wobei er voller Verachtung auf Soo-Ja herabschaute.
»Ausgesetzt?« Soo-Ja spie das Wort beinahe aus. Sie hatte erwartet, dass Dae-Jung entweder davonlief oder sich vor Scham krümmte, aber nicht das.
»Ja. Ausgesetzt. Sie behaupten, Sie wären die Mutter des Mädchens? Was für eine Mutter lässt ihr Kind auf einem überfüllten Marktplatz allein?«
»Wagen Sie es nicht, so mit ihr zu sprechen«, schaltete Yul sich ein. »Holen wir die Polizei und hören, was sie sagt.« Er begann, nach einem Beamten Ausschau zu halten, und Soo-Ja konnte sehen, wie Dae-Jung langsam in Panik geriet.
»Nur zu! Was meinen Sie denn, wem die Polizei glauben wird? Mir, der den Beamten jeden Abend ihre Drinks serviert, oder Ihnen, die von Gott weiß woher kommen und den Frieden stören? Jedermann weiß, dass ich ein freundlicher Mensch bin. Das Lächeln dieses verlassenen Mädchens hat mein Herz erweicht, und ich beschloss, ihr ein Heim zu geben. Wenn es in der ganzen Angelegenheit ein Opfer gibt, dann bin ich es, der versucht hat, einem Kind zu helfen. Und statt eines Danks muss ich mich jetzt von einer Verrückten anschreien lassen.«
Yul ging auf ihn zu und packte ihn am Hemdkragen. »Sie haben kein Recht, so mit ihr zu sprechen, verstanden?«
Soo-Ja konnte ihn nicht zurückhalten. Dae-Jung wehrte sich verzweifelt.
»Und wer sind Sie?«, fragte Dae-Jung. »Weil Sie bestimmt nicht der Vater des Kindes sind. Das habe ich schon von Weitem erkannt. Aber ich vermute, dass Sie das gerne der Polizei erklären werden. Ich bin sicher, jedermann in der Stadt will wissen, warum Sie beide um diese Uhrzeit durch die Straßen ziehen.« Dae-Jung wandte sich an seinen Sohn. »Bae, geh und hol die Polizei.«
Der Junge zögerte. Es war jedoch ein einstudiertes Zögern, wie die Geste eines Schauspielers in einem schlechten Stück. Aber wenigstens bot es Soo-Ja die Gelegenheit einzuschreiten.
»Ich habe Hana zurück, Yul. Und ich möchte sie jetzt nach Hause bringen. Ich will nicht stundenlang auf der Polizeiwache sitzen und erklären müssen, was passiert ist. Gehen wir einfach nach Hause.«
Widerstrebend ließ Yul sich von ihren Worten überzeugen. Er entließ Dae-Jung aus seinem Griff und warf ihn schließlich wie ein schmutziges Handtuch von sich. Hanas Schluchzen hatte ein wenig nachgelassen, und sie vergrub das Gesicht an der Schulter ihrer Mutter. Soo-Ja war ein wenig von sich selbst enttäuscht, weil sie sich nicht rächte. Wie konnte sie diesen Mann für sein Treiben auf freiem Fuß lassen? Wie konnte sie einfach nur weggehen? Aber das hier war Pusan, und hier galten andere Regeln. Wenn einem ein Mann die Tochter wegnahm und sie dann zurückgab, sagte man Danke und verbeugte sich. Wenn Soo-Ja ihn vor Gericht brächte, würde der Richter sagen: Reicht es nicht, dass Sie Ihre Tochter zurückhaben? Was wollen Sie denn noch? Der Richter könnte sogar von ihr verlangen, dem Mann Geld zu geben, da er Kost und Logis für Hana gestellt hatte.
»Gehen wir, Yul«, wiederholte Soo-Ja. Da hörten sie Dae-Jungs Stimme hinter sich.
»Glauben Sie wirklich, Sie kommen damit durch?«, fragte er in einem seltsam überzeugten Ton. »Sie haben immer noch nicht bewiesen, dass Sie die Mutter des Kindes sind. Meinen Sie, ich gebe dieses kleine Mädchen einfach so einer Fremden mit?«
Soo-Ja blickte ihn mit völligem Unverständnis an. Noch niemals hatte sie eine größere Wut auf irgendein anderes menschliches Wesen verspürt. Als sie ihm entgegentrat, bereit, ihn mit der Faust zu schlagen, stellte sich der Zehnjährige zwischen sie. Man hatte ihm die Haare geschoren, damit er keine Läuse bekam, und ihn in eine Jacke gesteckt, die ein paar Nummern zu groß war.
»Appa, ich werde mit ihr gehen und beobachten, wohin sie Hyo-Joo bringen.«
Soo-Ja brauchte eine Sekunde, um sich
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