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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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wusste ich, dass irgendwas nicht stimmte. Aber ich konnte nichts sagen.«
    »Und wo war deine Mutter die ganze Zeit?«, fragte Soo-Ja, während sie durch die menschenleeren Straßen liefen.
    »Sie hat Kunden bedient. Ich glaube, sie war wütend auf meinen Vater und ist ihm aus dem Weg gegangen. Sie war entsetzt, als Vater Hyo-Joo – ich meine Hana – zu uns brachte. Sie sagte: ›Warum bringst du mir noch ein Maul zum Stopfen?‹Und mein Vater antwortete: ›Sie wird sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie kann am Tresen arbeiten und die Kunden bedienen, wenn sie älter ist . ‹«
    Soo-Ja schlang ihre Arme noch fester um ihre Tochter, als sie das hörte. Wusste ihr kleines Mädchen um das Leben, das sie ihr erspart hatte? Natürlich wusste sie es, dachte Soo-Ja, kleine Kinder wussten immer alles.
    »Sie ist ein sehr schlaues Mädchen, Ihre Tochter«, sagte Bae und lächelte zum ersten Mal. Anscheinend genoss er es, im Mittelpunkt zu stehen. »Heute Morgen hat sie endlich aufgehört zu weinen. Sie hat gesagt, dass es ihr bei uns gefalle und dass das Haus schön sei. Und dann bat sie darum, an die frische Luft gehen zu dürfen. Sie sagte, es sei stickig im Zimmer. Also gab mein Vater sein Einverständnis und ließ sie nach draußen gehen.
    Aber sobald sie draußen war, hat sie versucht, davonzulaufen. Sie wollte den Riegel am Tor zurückschieben, aber er war zu hoch für sie. Mein Vater lief ihr nach, um sie einzufangen, richtig panisch sah er aus. Er konnte nicht glauben, dass eine Dreijährige so schlau sein konnte. Darum befahl er meiner Mutter, ihr alle Kleider auszuziehen, damit sie nicht weglaufen konnte. Wir hatten niemanden, der auf sie aufpassen konnte, und mussten sie die ganze Zeit allein lassen, wissen Sie? Mein Vater hat sie einfach unter ein paar Decken gestopft, und dort blieb sie den ganzen Tag. Und er hat recht behalten. Ohne Kleider hat sie nicht wieder versucht zu entkommen. Aber ich konnte ihrem Gesicht ansehen, dass sie immer noch nach einem Weg suchte, um zu fliehen.«
    Also deswegen war sie nackt, als sie aus dem Haus kam, dachte Soo-Ja. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie wusste, dass der Junge die Wahrheit sagte. Davon abgesehen: Hätte der Mann üble Absichten gehabt, wäre das schwierig geworden in einem so kleinen Haus, in dem sich auch die Jungen, die Ehefrau und die Kunden aufhielten.
    Soo-Ja schaute wieder auf Hana, die mit einem schmerzvollen Ausdruck zurückblickte, als wollte sie sagen: Eomma, wie konntest du mich verlassen? Weißt du nicht, was ich durchgemacht habe? Die Tränen waren versiegt, aber ihr Gesicht war noch immer nass.
    Ich weiß, mein Baby . Eomma weiß alles. Und es war schlecht von Eomma, dass sie das alles mit dir geschehen ließ. Aber jetzt kannst du schlafen. Eomma ist da. Du kannst wieder schlafen wie ein Kind.
    Als sie vor dem Haus ihres Onkels angekommen waren, trödelte Soo-Ja ein wenig, um den beiden Männern die Gelegenheit zu geben, sich zu verabschieden. War sie rücksichtsvoll, weil sie Yul die schlechte Gesellschaft ihrer Familie ersparen wollte? Oder hatte sie Angst, dass sie ihm Fragen stellen, dass sie eins und eins zusammenzählen würden? Der Junge schaute ein wenig verlegen, und sie sah ihm an, dass er noch nicht gehen wollte. Er stellte sich wohl vor, dies sei eine Art Eltern-Kind-Tauschprogramm, und er könne bei Yul und Soo-Ja bleiben. Aber Kind , würde sie zu ihm sagen müssen, Yul lebt nicht hier bei mir. Ich lebe mit anderen Leuten zusammen. Diese Behelfsfamilie, die du auf dem Weg hierher erlebt hast, war für mich genauso neu wie für dich.
    Yul schien das Zögern des Jungen ebenfalls zu spüren. »Es ist Zeit für dich, heimzugehen«, sagte er. Seine Bestimmtheit wirkte genauso natürlich wie seine Lockerheit zuvor. Bae verbeugte sich und wollte gehen. Aber bevor er verschwand, griff Yul in die Tasche und gab ihm etwas Geld. »Das ist für dich. Zeig es nicht deinem Vater.«
    Der Junge verbeugte sich noch einmal, lächelte Hana an und sagte: »Auf Wiedersehen, kleine Schwester. Sei lieb zu deiner Mutter.« Da wusste Soo-Ja, dass er zuvor die Wahrheit gesagt hatte.
    Soo-Ja und Yul beobachteten, wie Bae nach Hause lief, in eine Dunkelheit, die ihr sehr fremd vorkam. Als sie die Gestalt des Jungen in der Entfernung nicht länger wahrnehmen konnten, wandten sie sich schließlich einander zu. Jetzt kommt also diese berühmte Filmszene, dachte Soo-Ja – der Abschied, zuerst von der unwichtigen Figur, dann von der

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