Was dein Herz nicht weiß
endlich.
Soo-Ja sah sie verwirrt an. »Die zweite Mitgift?«
»Dein Vater hat sehr hart gearbeitet, um die Fabrik aufzubauen. Er kann nicht ständig Teile davon verkaufen. Wir haben es nicht gerade leicht, seit Präsident Park im Amt ist«, bemerkte die Mutter spitz.
»Braucht Vater Geld?«
Plötzlich veränderte sich der Gesichtsausdruck der Mutter, als wäre ihr gerade erst etwas Wichtiges aufgefallen. »Du weißt es nicht? Haben sie dir nichts gesagt?«
Soo-Ja wurde unruhig. »Ist Vater etwas passiert? Geht es ihm gut?«
Die Mutter legte die Hand über den Mund und lachte. »Ach, das ist zu komisch. Sie haben dir nichts gesagt, oder?«
»Bitte, Eomma, was ist denn passiert?«
Da berichtete die Mutter, dass Soo-Jas Schwiegervater gekommen war und von seinen Schulden erzählt hatte, und davon, dass Min drohte, ins Gefängnis geworfen zu werden. Der Schwiegervater hatte erklärt, dass er fünfzig Millionen Won brauchte.
»Er hat nicht direkt gesagt, dass du ihn geschickt hast. Und Vater dachte, du würdest zu Hause sitzen und dich zu sehr schämen, um selbst vorbeizukommen. Der Gedanke hat ihn ziemlich mitgenommen, er wollte dich unbedingt retten. Ich glaube, er war so froh, dir helfen zu können, dass es ihm nichts ausmachte, sich beinahe selbst zu ruinieren. Er ist zu einem alten Freund gegangen, der ihm schon seit Jahren die Niederlassung in Jungangtong abkaufen wollte. Kannst du dir vorstellen, wie glücklich dieser Mann war, als dein Vater aus heiterem Himmel zu ihm kam und ihm sagte, er könnte die Fabrik haben, wenn er das Geld dafür gleich bezahlte? Fünfzig Millionen Won. Die sofort in die Hände deines Schwiegervaters übergingen.«
Soo-Ja war wie vom Donner gerührt. »Hat Abeoji … hat Abeoji Mins Vater das ganze Geld gegeben?«
»Er hat gesagt, was ihm gehört, gehört auch Soo-Ja«, erzählte die Mutter mit großen Augen. »Aber was soll aus deinen Brüdern werden? Oder aus deinem Vater? Er wird langsam alt und kann nicht mehr so hart arbeiten wie früher. Ich hoffe, dein Ehemann weiß seine Freiheit zu schätzen – sie ist teuer erkauft.«
Soo-Ja versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. »Eomma, ich schwöre dir, ich habe nichts davon gewusst! Mein Schwiegervater hatte kein Recht, herzukommen und so zu tun, als spräche er für mich!«
»Erzähl deinem Vater nichts davon«, bat die Mutter kummervoll. »Er war so glücklich, dir helfen zu können. Ich glaube, er hat es getan, damit er den dankbaren Blick auf deinem Gesicht sehen kann. Zeig mir einen anderen Vater, der so viel opfern würde nur für einen dankbaren Blick.«
»Das ändert nichts an der Sache«, erklärte Soo-Jas Vater, als sie ihm berichtete, dass man sie nicht informiert hatte. »Indem ich deinem Mann helfe, helfe ich auch dir. Es sind deine Verwandten. Ihr Schicksal ist untrennbar mit deinem verbunden, bis zu dem Tag, an dem du stirbst.«
Sie saßen in seinem Zimmer und tranken heißen Yulmucha -Tee. Soo-Ja konnte den kalten Wind heulen hören. Sie sah zu, wie ihr Vater ein paar Räucherstäbchen entzündete, deren feiner Geruch bald das Zimmer erfüllte.
»Er hätte es mir sagen sollen«, sagte Soo-Ja voller Kummer. »Ich hätte ihn zurückgehalten.«
»Dann hätte ich ihm das Geld hinter deinem Rücken gegeben, nur, um deinen Mann vor dem Gefängnis zu bewahren. Du weißt, ich kann Nam nicht leiden. Aber er ist Mins Vater. Und es ist ein Unterschied, ob man bloß verdächtigt wird, ein Verbrechen begangen zu haben, oder ob man deswegen wirklich festgenommen wird. Das hätte Mins Zukunft zerstört. Und deine. Und denk an Hana. Dein Mann kann nichts dafür, dass er einen solchen Vater hat.«
»Dann weißt du also alles«, entgegnete Soo-Ja. Sie saß da, als würden ihre Füße und Ellbogen von drückenden Gewichten zu Boden gezogen.
»In dem Moment, als Mins Vater anfing zu reden, wusste ich, dass es in Wirklichkeit seine Schulden waren und nicht Mins.«
»Er hält sich für furchtbar schlau«, seufzte Soo-Ja.
Der Vater nickte und lächelte. »Mir ist es gar nicht recht, dass du bei diesen Leuten leben musst.«
Das wusste er also auch. Soo-Ja fragte sich, ob ihre Versuche, froh zu wirken, wirklich so durchsichtig waren, und die Leute aus Höflichkeit bloß so taten, als glaubten sie ihr, obwohl sie sehen konnten, wie unglücklich sie war.
»Wenn ich dir erlaubt hätte, nach Seoul zu gehen und die Diplomatenschule zu besuchen, hättest du ihn nie geheiratet«, bemerkte der Vater.
»Du kannst dir
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