Was dein Herz nicht weiß
ihn nach, sondern wärmte sich an der freudigen Aufregung. Ja, sie waren tatsächlich eine Familie.
Soo-Ja wusste, dass Hana müde war und ins Bett gehörte. Auch sie selbst war erschöpft. Seit zwanzig Stunden war sie auf den Beinen und hatte das Gefühl, gleich umzufallen. Aber sie konnte sich einfach nicht von dieser seltenen und wunderbaren Szene lösen. Alle tanzten um Hana herum, küssten sie auf die Wangen und stritten sich darum, wer sie als Nächstes halten durfte. Normalerweise herrschte in der Familie nicht viel Herzlichkeit, und vielleicht war dies das letzte Mal, dass Hana so viel Liebe von allen empfing.
Schließlich, nach unzähligen Hallelujas der Schwiegermutter und Freudenschreien der Jungen, schlug Soo-Ja vor, dass sie schlafen gingen. Hana konnte kaum noch die Augen aufhalten. Innerhalb weniger Minuten wurde es so still, als hätten alle einen Schlaftrunk zu sich genommen. Ihre Lider wurden schwer, und sie schliefen ein, wo sie gerade gestanden hatten, sodass ihre Körper ein merkwürdiges Muster auf dem Boden bildeten.
Mitten in der Nacht wachte Soo-Ja auf, weil sie den Nachttopf benutzen musste. Sie sah, dass Na-yeong noch wach war, und schickte sie ins Bett, aber ihre Schwägerin erklärte, sie könne nicht schlafen. Da beschloss Soo-Ja, trotz der Kälte lieber das Toilettenhäuschen aufzusuchen. Als sie sich erhob, rief Na-yeong nach ihr. Soo-Ja bedeutete ihr, still zu sein und setzte sich neben sie.
»Was ist denn?«
»Wirst du ihnen erzählen, dass ich Hana auf dem Markt verloren habe?«, fragte Na-yeong verlegen.
»Hast du es ihnen denn nicht gesagt?« Soo-Ja hatte sich gewundert, wieso niemand gekommen war, um ihr bei der Suche nach Hana zu helfen. Das also war der Grund.
Na-yeong holte tief Luft. »Nein, sie sollten nicht wissen, dass ich dir gefolgt bin. Aber es war ein Fehler.«
»Na-yeong, ich habe eigentlich keine Lust, mit dir zu reden.«
Aber die Schwägerin fuhr fort. »Sie haben in der ganzen Gegend nach ihr gesucht. Ich kam mir ein bisschen dumm vor, als ich sie dabei beobachtete, weil ich doch genau wusste, dass Hana nicht hier sein konnte.«
»Mach dir keine Sorgen, ich werde niemandem erzählen, dass du mir gefolgt bist und Hana auf dem Markt verloren hast«, sagte Soo-Ja kühl. Dabei ging es ihr weniger um eine Versöhnung mit Na-yeong; sie zweifelte vielmehr daran, dass die Schwiegereltern ihre Tochter angemessen bestrafen würden. Aber das war jetzt zweitrangig – sie hatte Hana wieder.
»Danke.«
Na-yeong legte sich hin, als wollte sie schlafen, aber Soo-Ja war nun hellwach. Na-yeong hatte sie mit ihrer Schlaflosigkeit angesteckt. »Wann ist Min zurückgekommen?«, wollte Soo-Ja von ihr wissen.
»Sofort nachdem du gegangen bist. Meine Mutter hat Du-Ho und Chung-Ho zum Versteck geschickt, um Oppa zu sagen, was passiert ist. Die drei haben überall nach dir und Hana gesucht. Oppa war sehr traurig. Er hatte Angst, er hätte euch beide verloren.«
Soo-Ja dachte daran, dass Min am nächsten Tag wieder zurück in sein Versteck musste. Das Happy End würde also nur wenige Stunden anhalten.
»Und wo ist dein Vater?«
»In Daegu.«
»Warum ist er denn jetzt schon zurückgefahren?«
Na-yeong zuckte mit den Achseln. »Weiß ich nicht. Aber wir sehen ihn ja bestimmt morgen, wenn wir nach Hause fahren.«
»Wahrscheinlich. Schlaf jetzt, Na-yeong.«
»Eonni … «
»Was ist?«
»Es tut mir leid«, sagte Na-yeong. Soo-Ja konnte den Kummer in ihrer Stimme hören.
»Schlaf jetzt.«
»Kannst du mir verzeihen?«
»Schlaf jetzt.«
Sobald sie wieder in Daegu waren, machte Soo-Ja sich mit Hana auf den Weg zu ihrem Vater, um ihm alles zu erzählen. Aber als sie in ihrem Elternhaus ankamen, grüßte die Mutter sie distanziert. Sie bot der Tochter etwas zu essen an, aber sie wirkte, als wäre sie wütend auf Soo-Ja, versuchte jedoch, ihren Ärger zu verbergen. Soo-Ja fragte sich, was sie jetzt schon wieder angestellt hatte. Sie vermutete, ihre Mutter sei verärgert, weil sie sich so lange um Jae-Hwa hatte kümmern müssen. Die hatte sich viel Zeit gelassen, um wieder zu sich zu kommen, und das Haus erst vor Kurzem verlassen, um eine Stelle in einer Ventilatorenfabrik anzunehmen.
Soo-Ja und ihre Mutter saßen sich in angespanntem Schweigen gegenüber und warteten auf den Vater. Nur Hana griff nach den Reiskuchen auf dem Tablett und stopfte sie sich fröhlich in den Mund.
»Ich hoffe, die Familie deines Mannes genießt die zweite Mitgift«, sagte die Mutter
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