Was dein Herz verspricht
er uns nicht alle in Gefahr bringen will.«
»So sei es«, sagte Elias mit entschlossenem Glitzern im Blick.
»So sei es«, sagten auch die anderen fast gleichzeitig. Elizabeth hoffte, daß sie ebensogut Zusammenarbeiten würden, wenn sie das Gefängnis eroberten.
Maggie saß allein vor dem Feuer im Salon ihres Bruders. Die knisternde Glut im Kamin war das einzige, was die Ruhe des Hauses störte. Der Sommer war vorüber. Ein kühler Wind strich von der weit entfernten See durch die Straßen, und leichter Nebel hatte begonnen, sich über die Stadt zu legen. Der polierte Holzboden im Flur knackte.
Pendergass, wahrscheinlich. Der Butler war der einzige im Haus, der um diese Zeit noch auf war. Maggie seufzte und legte sich in ihrem Sessel zurück. Es war leer im Haus ohne Nick. Ganz leer. Und sie fühlte sich so allein.
Maggie nahm das Buch zur Hand, das sie zu lesen versucht hatte. Flüchtling aus dem Wald, aber die Seiten schienen ineinanderzulaufen, und sie stellte fest, daß sie ganze Absätze wiederholt lesen mußte. Durch die Wände war aus dem Nachbarhaus leise Musik zu hören. Es wurde wohl eine kleine Soiree abgehalten. Natürlich hatte man Maggie nicht eingeladen. Man würde sie nie wieder zu gesellschaftlichen Ereignissen einladen.
Sie seufzte noch einmal, kämpfte gegen die schmerzlich aufwallenden Gefühle an. Sie hatte nicht geglaubt, daß sie das vermissen würde - die vielen Leute und die hübschen Kleider, die Schmeicheleien und die Aufmerksamkeit aber sie hatte sich getäuscht. Das Lachen und das Tanzen, die Musik und die Fröhlichkeit, hatten etwas belebt, das lange in ihrem Innern verschlossen gewesen war. Sie hatte draußen in der Welt begonnen aufzublühen, das Leben zum erstenmal begonnen, richtig zu erleben.
Und da war noch etwas, etwas, das sie sich nicht hatte eingestehen wollen. Sie hatte sich in Andrew Sutton verliebt. Er war gutaussehend und charmant gewesen, doch es war mehr als nur das. Er hatte etwas an sich, eine Festigkeit, auf die sie sich verlassen konnte. Eine Ehrlichkeit, von der sie geglaubt hatte, sie könnte ihr vertrauen.
Natürlich hatte sie sich getäuscht. Andrew war beim ersten Zeichen von Skandal aus ihrem Leben verschwunden, genauso verschwunden wie all ihre anderen Freunde aus Gutwetterzeiten. Jetzt erst hatte sie bemerkt, wieviel ihr die Zeit mit Andrew bedeutet hatte. Sie hätte gern mehr von ihm kennengelernt, die Tiefe ihrer Gefühle erforscht und versucht herauszufinden, ob nicht eine gemeinsame Zukunft möglich gewesen wäre.
Sie würde die Chance nie bekommen. Jetzt nicht mehr. Andrews Gefühle waren genauso seicht gewesen wie die der anderen, und bei dieser Erkenntnis spürte sie ein schmerzliches Ziehen in der Brust.
Ein Schatten erschien an der Tür zum Salon. »Mylady?«
Pendergass stand in der Öffnung. »Es tut mir leid, wenn ich Euch so spät störe, aber es ist ein Gentleman gekommen, der Euch sehen möchte. Ich sagte ihm, daß es um diese späte Zeit völlig unpassend wäre -«
»Aber ich sagte ihm, daß es dringend ist«, ergänzte der gutaussehende Mann, der neben ihm erschien. »Ich habe ihm erklärt, daß ich nicht fortgehen würde, bis ich Euch gesehen habe.«
Das Blut verschwand aus ihren Wangen. Andrew Sutton stand in der Tür. Andrew war gekommen! Ihr Herz setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus und begann dann heftig zu pochen. Es war wirklich lächerlich, einfach verrückt, daß nur sein Anblick solche Reaktionen in ihr auslösen konnte.
Sie holte tief Luft, rang um Fassung und stand auf. Doch sie drehte sich zum prasselnden Kaminfeuer.
»Es überrascht mich, Euch zu sehen, Mylord, wenn man bedenkt, daß Euer Ruf darunter leiden könnte, wenn man davon erfährt, daß Ihr bei mir wart. Warum seid Ihr gekommen?«
Seine Schritte klangen gedämpft, als er sich über den dicken Teppich ihr von hinten näherte. Sie spürte seine Hände auf ihren Schultern, dann drehte er sie zu sich um. Schon bei dieser leichten Berührung begann sie zu zittern. Sie fühlte sich verletzt und verraten, und doch raste ihr Puls bei seinem Anblick.
»Ich weiß, was Ihr denken müßt, was Ihr sicher glaubt. Aber ich bin gekommen, um Euch zu sagen, daß es nicht so ist. Ich hatte von der ganzen Sache keine Ahnung - von dem Mord und dem Skandal. Am Tag, bevor die Gräfin ermordet wurde, hatte ich das Land verlassen. Was geschehen ist, habe ich erst erfahren, als ich heute nachmittag zurückkam.«
Sie sah auf zu ihm und in seine faszinierenden, braunen
Weitere Kostenlose Bücher