Was dein Herz verspricht
Augen. »Mein Bruder hat Rachael Warring nicht ermordet.
Er ist unschuldig. Ihr glaubt das wahrscheinlich nicht, aber es ist die Wahrheit.«
»Es tut mir wirklich leid wegen Nick. Ich hoffe wirklich, daß er unschuldig ist, doch deswegen bin ich nicht hier.«
Sie schluckte schwer, versuchte den Blick abzuwenden, doch der seine schien das nicht zuzulassen. »Warum denn dann? Warum seid Ihr gekommen? Was wollt Ihr?«
Seine Züge wurden weicher. Seine Augen wanderten zärtlich über ihr Gesicht. Sie dachte an den Abend, als er sie in den Vauxhall Gardens geküßt hatte.
»Ich bin Euretwegen gekommen, Lady Margaret. Ich habe die Zeitungen gelesen. Ich habe den Klatsch und die Andeutungen gehört. Sie haben die Vergangenheit wieder ausgegraben, und Ihr und Euer Bruder müßt darunter leiden. Ich kann mir kaum vorstellen, in was für einem Alptraum Ihr gerade leben müßt.«
Sie schaute weg, hatte plötzlich einen Kloß im Hals. »Der Skandal war nicht sehr angenehm, aber ich denke, ich werde es überleben.«
Er hob mit den Fingern ihr Kinn. »Wirklich, Margaret? Oder wird es Euch zerbrechen, wie es schon einmal beinahe geschehen ist?«
Sie antwortete nicht. Sie wußte keine Antwort. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Seine Hand fühlte sich behutsam an, als er sie vorsichtig von ihren Wangen wischte.
»Es war dumm von mir, Euch zu verlassen. Ihr müßt wissen, daß ich das absichtlich getan habe. Ich hatte geschäftlich zu tun. Ich dachte, ein paar Wochen Abstand würden mir die Möglichkeit geben, die Dinge zu durchdenken und herauszufinden, ob das, was ich für Euch empfand, wirklich der Wahrheit entsprach. Ich wollte keinen Fehler machen.«
Ihr Herz zog sich zusammen. Was sagte er da? Daß er sie gern hatte? »Ihr seid meinetwegen fortgegangen? Ich glaube, das verstehe ich nicht.«
»Wie könntet Ihr in Eurer Unschuld? Ich bin fortgegangen, weil ich begonnen habe, mich in Euch zu verlieben. In dem Moment, als ich Euch zum erstenmal sah, habe ich Euch schon begehrt. Wo immer Ihr auch hingingt, habe ich Euch beobachtet. Ich hörte Euch lachen, und ich wollte Euch küssen. Ich sah Euch lächeln, und ich wollte, daß dieses Lächeln nur mir gehören sollte. Ich wollte mit Euch schlafen, aber es war mehr als nur das. Was ich empfand, war tiefer als körperliches Verlangen, und es hat mir wirklich angst gemacht. Ich ging fort, um meine Gefühle zu ordnen. Jetzt tut es mir leid, daß ich das getan habe. Wenn ich geblieben wäre, hättet Ihr nicht so viel zu leiden brauchen.«
Sie gab sich Mühe zu verstehen, seinen Worten richtig zuzuhören, obwohl ihr Herz so wild hämmerte. »Es hätte nichts geändert, wenn Ihr geblieben wäret. Die Gräfin wäre trotzdem tot, und der Skandal wäre derselbe geworden.«
»Wenn ich geblieben wäre, hätten sie es nicht gewagt, Euch in dieser Weise zu diffamieren. Ich hätte Euch meinen Schutz anbieten können, Margaret, und deswegen bin ich heute gekommen. Ich möchte Euch bitten, mich zu heiraten.«
Maggie biß sich auf die Unterlippe. Die Welt schien plötzlich zu kippen. Sie stolperte weg von ihm und sank aufs Sofa, denn ihre Beine waren plötzlich zu weich geworden, um sie noch aufrecht zu halten. Andrew kniete sich vor sie und nahm ihre Hand.
»Ich weiß, daß du dies nicht erwartet hast. Wenn genug Zeit dafür gewesen wäre, dann hätte ich dir den Hof gemacht, wie ich es eigentlich tun sollte. Aber es ist keine Zeit, Maggie. Ich kann nur hoffen, daß die Zeit, die wir getrennt waren, dir Gelegenheit gegeben hat, deine eigenen Gefühle zu prüfen. Wenn du mich auch nur halb so gern hast wie ich dich, dann hoffe ich, daß du meinen Heiratsantrag annimmst.«
Maggie leckte sich über die bebenden Lippen. Es war alles so verwirrend, so unerwartet. Sie blinzelte noch einmal, weil erneut Tränen in ihre Augen traten. »Ich dachte, du würdest überhaupt nichts für mich empfinden. Ich dachte, der ganze Klatsch hätte dich vertrieben.«
»Der Klatsch - es ist mir völlig egal, was diese einfältigen Tratschweiber verbreiten. Ich liebe dich, Maggie, und ich möchte, daß du meine Frau wirst.«
Ihr Herz zog sich zusammen. Sie schaute in sein starkes, schönes Gesicht, und die Unsicherheit begann zu verblassen. Sie liebte ihn. Sie wußte das schon seit einiger Zeit, vielleicht seit damals, als er sie beim Kostümball zum Tanzen aufgefordert hatte. Sie hatte versucht, das zu verleugnen, sich einzureden, daß es gar nicht so war. Doch jetzt, in ihrem Herzen, spürte sie die
Weitere Kostenlose Bücher