Was dein Herz verspricht
Ravenworth sprechen. Die Öffentlichkeit hält ihn für schuldig. Es gibt keinen Zweifel, daß man Nicholas hängen wird.« Sie zwang sich, das laut auszusprechen, obwohl sich ihr der Magen dabei umzudrehen drohte.
Es wurde still im Zimmer. Elizabeth betrachtete die gesenkten Köpfe. Nur Maggie fehlte bei dieser Versammlung. Maggie, die der Sache einfach nicht gewachsen sein würde. Sie konnte schon kaum den Klatsch ertragen. Und was Elizabeth vorhatte, würde den Klatsch deutlich verstärken, aber es gab keine andere Wahl - wenn Nicholas überleben sollte.
Elizabeth holte tief Luft und suchte nach passenden Worten. »Meiner Meinung nach gibt es nur einen Weg, Nick zu retten. Wir müssen den wirklichen Mörder finden und Lord Ravenworth’ Unschuld beweisen, oder Nicholas muß das Land verlassen. Nick haßt es, im Gefängnis zu sein. Ich glaube nicht, daß er es zulassen wird, wenn Sir Reginald die Verhandlung zu verschieben versucht. Das bedeutet -«
»Ihr meint, wir haben nicht viel Zeit«, sagte Elias.
»Ich meine, die Verhandlung beginnt vielleicht schon nächste Woche. Und dann werden sie ihn noch besser bewachen. Und es wird keine Möglichkeit mehr für ihn geben, zu entkommen.«
Theo hob den Kopf. »Entkommen? Meint Ihr das wirklich, was ich da höre, Miss?«
Elizabeth atmete tief durch. Sie verlangte ziemlich viel, und sie glaubte, daß es Nicholas’ einzige Chance war. »Ich meine, wir müssen Seine Lordschaft aus Newgate herausholen.«
Die Gruppe verstummte. Tante Sophie fächelte sich mit der einen Hand Luft zu.
Theo runzelte die Stirn und sah sie an. »Ich bin dagewesen, Miss. Es is’ nich’ leicht, da rauszukommen.«
»Nein, aber ich habe einen Plan, der funktionieren könnte. Doch ich brauche eure Hilfe dazu.«
Elias begann langsam zu grinsen, aber dann war sein ganzes Gesicht davon erfüllt. »Das Mädel hat recht. Wir müssen ihn da raushauen. Hätt’ ich selber draufkommen müssen.«
Theo lachte. »Da haste recht, Elias. Ich bin dabei.«
»Und ich auch«, sagte Mercy. »Und wenn er erst raus ist, wird er ’n sicheren Platz brauchen. Ich hab da ’n Vetter mit ’nem Wirtshaus hier in der Stadt. Da könn’ wir ihn direkt unter der Nase der Polizei verstecken.«
Elizabeth’ Hoffnung begann zu wachsen. Und sie spürte eine unendliche Zuneigung zu Nicholas’ treuen Freunden. »Vielen Dank. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich eure Hilfe zu schätzen weiß.«
Sie fragte sich, was Nicholas wohl sagen würde, wenn sie in seiner Zelle erschienen. Ihr Herz zog sich zusammen, wenn sie daran dachte, was er tun könnte, wenn er sie sah. Und wenn er wirklich wollte, daß sie jemanden anderen heiratete? Wenn er ihrer tatsächlich müde geworden war?
Elizabeth verdrängte die trostlosen Gedanken. Eigentlich war es nicht wichtig. Sie liebte Nicholas Warring und wollte ihm helfen. Der Rest wäre dann seine Sache.
Nick lag auf der Maisstrohmatratze in seiner Zelle und starrte auf die schweren Eichenplanken, die den Fußboden der Zelle über ihm bildeten. Es war früh am Abend und noch kaum dunkel draußen. Aber er war so müde. Er schlief jede Nacht nur ein paar Stunden. Die Erleichterung, die nur tiefer, entspannter Schlaf bringen konnte, blieb ihm verwehrt.
Er starrte zur Decke, spürte die Schwere der Steinmauern, die ihn einschlossen, die unerträgliche Einsamkeit, die sich bleiern auf seine Brust legte und seine Seele zerstörte.
Er drehte sich zur Seite, in dem vergeblichen Bemühen, es sich bequemer zu machen, dachte an Elizabeth, vermißte sie mit jedem Herzschlag. Er dachte an die friedlichen Tage, die sie im Garten zusammen verbracht hatten, an das gemeinsame Lachen, die Nächte voller Leidenschaft. Wenn er die Augen schloß, konnte er sich den Geschmack ihrer Lippen vorstellen, den Duft ihres Haars, die Glätte ihrer Haut. Er erinnerte sich an das schelmische Blitzen, das manchmal in ihren Augen lag, und wünschte, er könnte das noch einmal sehen.
Statt dessen lag er auf dieser kalten, klumpigen Matratze, sehnte sich mit allen Fasern des Seins nach ihr und wußte, daß er sie wahrscheinlich nie Wiedersehen würde, verfluchte seine eigene Dummheit.
Er hätte wissen müssen, daß es so kommen würde. Er hätte wissen müssen, daß man ihn für den Mord an Rachael verantwortlich machen würde. Seine letzte bittere Kostprobe von der englischen Gerechtigkeit hatte sieben Jahre angedauert. Schon als er vom Tod seiner Frau erfahren hatte, hätte er wissen müssen, daß er
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