Was dein Herz verspricht
viel Zeit im Garten verbracht, und die Vögel, die ich so liebe wie er, haben stets meine Stimmung gehoben.«
Nick lächelte. »Daran werde ich denken, wenn meine Stimmung je einer Anhebung bedarf.«
Sie wollte etwas sagen, doch da sah sie hinter seiner Schulter Roger Fenton, den Viscount Harding, auftauchen, Seine Augen waren mit einem unangenehmen Ausdruck auf Elizabeth gerichtet. Nick fluchte lautlos. Statt sein Mündel mitzunehmen auf einen Spaziergang, hätte er sie ins Haus schicken sollen.
Harding betrachtete sie von oben bis unten. Es war offensichtlich, daß sie seine Billigung fand. »Das ist also die Dame, die du versteckt hältst.«
Unbewußt stellte sich Nick etwas vor sie. »Miss Woolcot war gerade auf dem Weg ins Haus.« Er warf ihr einen eindeutig warnenden Blick zu. »Nicht wahr, Miss Woolcot?«
»Nun, ja... ich glaube schon...«
»Viscount Harding, stehe ganz zu Eurer Verfügung, Miss Woolcot.« Er verbeugte sich schwungvoll. »Nicholas hat erwähnt, daß sein Mündel unter diesem Dach wohnt. Aber jetzt ist mir erst klar, warum er Euch verborgen hält.«
»Ich habe mich bemüht, den guten Ruf der Dame zu schützen - denn er ist schon allein durch die Tatsache gefährdet, daß sie mein Mündel ist.«
Elizabeth streckte eine weißbehandschuhte Hand aus. »Ich habe Euch beim Rennen gesehen. Ihr wart sehr gut. Ihr hättet Seine Lordschaft fast geschlagen.«
Roger lächelte. »Habe ich sonst auch immer. Nick gibt sich selten so viel Mühe wie gestern.«
»Elizabeth«, sagte Nick warnend, »ich glaube, es ist Zeit, daß Ihr hineingeht.« Sie sah zu ihm auf und hob überrascht eine Augenbraue, denn ihr wurde klar, daß er eben zum erstenmal ihren Vornamen gebraucht hatte.
»Wie Ihr wünscht, Mylord.« Sie warf Roger Fenton ein wohlerzogenes, distanziertes Lächeln zu. »Guten Tag, Lord Harding.«
»War mir ein Vergnügen, Miss Woolcot.« Harding sah ihr den ganzen Weg bis zum Haus hinterher, und von Sekunde zu Sekunde ärgerte sich Nick mehr.
»Was immer du gerade denken magst, das Mädchen ist tabu. Sie ist jung und naiv, und solange sie hier lebt, befindet sie sich unter meinem Schutz.«
Die Lippen des Viscounts hoben sich zu einem flüchtigen Lächeln. »Sie ist wirklich bemerkenswert hübsch. Vielleicht bist du selbst an ihr interessiert?«
Eine Hitzewelle kletterte an Nicks Hals hoch. »Das Mädchen ist mein Mündel. Ihr Vater hat sie in den Schutz meines Vaters gestellt. Ob mir das gefällt oder nicht, es be-deutet, daß sie jetzt unter meinem Schutz steht. Und das ist das einzige Interesse, das ich an Elizabeth Woolcot habe.«
Harding schwieg, aber der Glanz in den Augen des Viscounts gefiel Nick ganz und gar nicht. Harding war gutaussehend und ein Heiratskandidat, aber er war ein besessener Spieler. Er hatte schon das Vermögen seiner Familie verloren und seine erste Frau früh ins Grab gebracht. Trotzdem konnte er den Spieltischen nicht fern bleiben. Er trank zuviel und hatte nicht die geringsten Skrupel, eine nichtsahnende Jungfrau zu verführen.
Herr im Himmel, Männer wie Harding waren der Grund, warum er Sydney Birdsall davor gewarnt hatte, Elizabeth überhaupt nach Ravenworth zu bringen. Gott sei Dank würden Harding und ein paar der anderen morgen abfahren. Plötzlich wünschte er sich, der Rest seiner Gäste würde ebenfalls möglichst bald verschwinden.
In einem einfachen, marineblauen Kleid kam Elizabeth die weite, geschwungene Treppe herunter und ging in Richtung Hintertür. Sie war auf dem Weg zu den Stallungen, um den Grafen zu suchen, denn inzwischen war ihr klar, daß er genauso früh wie sie aufstand. Sie hatte ihn schon öfter morgens beim Ausreiten beobachtet und ihn heute morgen von ihrem Zimmer aus in Reitkleidung in Richtung Scheune gehen sehen.
Dort fand sie ihn und seinen Pferdeknecht Freddy Higgins zusammen über den Huf einer der Zuchtstuten gebeugt. Elizabeth sah ihnen eine Weile von fern zu, genoß den Duft des Stalls nach Heu und Pferden, gutgeöltem Zaumzeug und der Salbe, die sie für das Bein des Pferdes verwendeten. Sie war überrascht angesichts der Besorgnis in Nicholas Warrings Stimme, die anziehend tief und ruhig klang, wenn er Anweisungen gab.
»Ich kümmere mich selbst drum«, sagte Higgins. »Die is’ stark. In vierzehn Tagen ist sie bestimmt wieder auf’m Damm.«
»Danke, Freddy.« Ravenworth drehte sich um und wollte gehen, da sah er Elizabeth näher kommen. »Hallo, Miss Woolcot, wie ich sehe, seid Ihr wie üblich früh auf den
Weitere Kostenlose Bücher