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Was dein Herz verspricht

Titel: Was dein Herz verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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zurück, doch an Schlaf war nicht zu denken. Sicher konnte sie es schaffen, ganz leise über die Hintertreppe nach draußen zu schleichen, und keiner würde es bemerken.
    Sie nahm ein Kaschmirtuch aus der Kommode, legte es sich um die Schultern und knüpfte es vor der Brust zusammen. Auf dem Weg nach unten begegnete sie Mercy Brown, doch die hatte sich schon an ihre gelegentlichen nächtlichen Wanderungen gewöhnt und murmelte nur einen Gruß.
    Die Nacht war besonders dunkel, der Mond nur als schwacher Schimmer hinter mächtigen Wolken zu erkennen. Es regnete noch nicht, doch die Luft roch nach feuchter Erde, und sie würde wohl nicht länger draußen bleiben können.
    Sie spazierte über die gewundenen Kieswege und genoß die frische Abendluft. Eine Eule schrie, und Elizabeth sah sie als hellen Schatten über ihrem Kopf dahinstreifen und lächelte. Eulen mochte sie besonders. Sie wirkten so geheimnisvoll, überlegen und unabhängig, eigentlich ähnlich wie der Graf, dachte sie. Allerdings würde er wohl nicht besonders glücklich sein darüber, mit einer Eule verglichen zu werden.
    Er hatte auch Ähnlichkeit mit einem Habicht, gefährlich, wenn es nötig war, ein schöner, kraftvoller Vogel, der nur jagte, um seine und seiner Brut Bedürfnisse zu befriedigen.
    Elizabeth band ihr Tuch etwas fester und ging langsam weiter den Pfad entlang. Ein Schatten tauchte plötzlich am rechten Rand ihres Gesichtsfeldes auf, und sie fuhr zusammen. Bestimmt nur Einbildung, beruhigte sie sich, als ihr Herz zu rasen begann. Sie horchte, doch alles war still. Vielleicht war es nur die Eule auf dem Rückweg von ihrem Beutezug gewesen.
    Aber ihre Ruhe war dahin. Elizabeth kehrte um und machte sich auf den Weg zurück nach Haus. Doch sie war erst ein paar Schritte gegangen, da hörte sie Stoff rascheln und Schritte, und ein Mann sprang vor ihr in den Weg.
    Elizabeth stieß einen Schrei aus, bevor er das verhindern konnte, kehrte um und wollte losrennen, doch ein zweiter Mann erschien auf dem Pfad hinter ihr, und sie stieß mit ihm zusammen. Er war nur Haut und Knochen, doch er erwies sich kräftiger als erwartet. Sie versuchte, ihn wegzustoßen und schrie noch einmal, bevor sich seine Hand über ihrem Mund schloß, so daß der Ton nur noch gedämpft herauskam.
    Der erste Mann, der breiter und massiger war als der andere, fluchte und riß sie herum. Er drehte ihr so heftig einen Arm hinter den Rücken, daß der Schmerz sie fast ohnmächtig machte.
    »Halt deine verdammte Klappe, Tante, sonst tu ich’s für dich.« Er hatte einen dichten roten Bart und schien wirklich zu meinen, was er sagte. »Verstanden? Von jetzt ab wirst du genau das tun, was ich sage.«
    Sie biß sich auf die zitternde Unterlippe und nickte, obwohl sie vorhatte, wieder zu schreien, sobald sie genug Kraft dafür aufbrachte.
    Sie konzentrierte sich auf ihre Chance - als sie unvermittelt ein tappendes Geräusch hörte. Jemand rannte den Pfad entlang! Eine plötzliche Bewegung, ein Körper flog durch die Luft, und dann ging der dünne Mann zu Boden, als hätte man ihn mit einem Faß voller Steine getroffen.
    »Nicholas!«
    Er packte den dünnen Mann am Hemd, riß ihn hoch und gab ihm einen so mächtigen Kinnhaken, daß dessen Kopf knirschend auf dem Kies auftraf. Der massige Mann griff ihren Arm fester und begann, sie wegzuzerren, aber Elizabeth stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn. Sie würde sich nicht von ihm zu Bascomb schleifen lassen, solange sie noch bei Sinnen war.
    Nicholas schoß hinter ihnen her. Er packte den Mann an der Schulter und wirbelte ihn herum, löste den schmerzen-den Griff, mit dem der Kerl sie hielt, und gab ihm dann einen gezielten Schlag in den Magen, so daß er zusammenklappte.
    Das Knie des Grafen zuckte hoch und traf so heftig das Kinn des Rotbärtigen, daß der Mann nach hinten stolperte und mit solcher Wucht auf seinen Arm fiel, daß der mit einem häßlichen Knacken brach. Ein grelles Ächzen und ein unflätiger Fluch ertönten. Der Mann rappelte sich wieder hoch und rannte los, von seinem dünnen Freund dicht gefolgt.
    Nicholas beachtete sie nicht weiter, sondern stürzte hinüber zu Elizabeth, die schwankend dastand, und nahm sie sanft in die Arme.
    Seine Hand strich ihr übers Haar. »Elizabeth, geht’s dir gut? Haben sie dir weh getan?« Sie atmete genauso schwer wie er und spürte die Energie, die sein Körper noch ausströmte.
    »Ich - mir geht’s gut. Ich habe mich nur erschreckt.«
    Er hielt sie einen Moment fest, ließ sie die

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