Was dein Herz verspricht
ihrem Körper war angespannt, alle Knochen taten ihr weh. Stundenlang hatte sie über einem Sattel gelegen, konnte Arme und Beine nicht bewegen und würgte immer wieder wegen des Knebels in ihrem Mund. Sie hatte das Gefühl, am Rand der Panik zu sein, als die Männer schließlich nachgaben. Am Ende einer Schnur, an das sie gebunden war, hatte sie hinter einem Busch verschwinden und dann sogar aufrecht vor dem massiven Mann mit dem roten Bart reiten dürfen.
Elizabeth erinnerte sich an die beiden Männer, die schon einmal versucht hatten, sie zu entführen. Nicholas hatte sie gerettet. Sie fragte sich, wo der Graf jetzt wohl sein mochte und ob er ihnen folgte. Sie sah zu den beiden Männern am anderen Ende der Lichtung hinüber. Sie waren bis spät in die Nacht geritten, und obwohl ihr halbbekleideter Zustand ihr anfangs peinlich gewesen war, schien Bascomb seinen Männern ganz klargemacht zu haben, daß sie sie nicht belästigen durften. Jetzt saßen die beiden auf einem Baumstamm und kauten ein Stück Brot und ein Stück getrockneten Hering. Sie hatten Elizabeth auch etwas angeboten, doch ihr Magen weigerte sich, so hungrig sie auch sein mochte, Nahrung aufzunehmen.
Elizabeth schauderte, obwohl sie nicht wirklich fror. Sie hatten sie an einen Baumstamm gebunden und dann die Steppdecke über sie gelegt, so daß sie ganz darunter verschwand. Sie lagerten in einem Wäldchen mit Sicherheitsabstand vom Pfad und hatten kein Feuer gemacht. Die Pferde waren etwas abseits angebunden, und die Männer hielten abwechselnd Wache.
Sosehr sie sich auch bemühte, Elizabeth konnte nicht schlafen. Ihre Gedanken schossen ständig zu dem Tag zurück, als Oliver Hampton sie im Arbeitszimmer ihres Vaters bedrängt hatte. Beinah wäre es ihm gelungen, sie zu vergewaltigen, obwohl sie ziemlich sicher war, daß er die Sache nicht so gesehen hätte. Es war eine einfache Verführung gewesen, hätte er behauptet. Damals hatte er sie mit seinem ganzen Körper aufs Sofa gedrückt, ihren Mund mit schlabbrigen, nassen Küssen bedeckt und mit seinen feuchten Händen unter ihrem Rock ihre Beine hinaufgegrapscht.
Als sie jetzt daran dachte, drehte sich ihr wieder der Magen um.
Diesmal würde er sie zwingen. Er würde nicht warten und riskieren, daß sie ihm wieder entkam. Er würde sie nehmen, sie kompromittieren und dann zwingen, ihn zu heiraten.
Wenn nicht bis morgen ein Wunder geschah, würde sie die Gräfin von Bascomb werden. Eine andere Frau würde das vielleicht als Wirklichkeit gewordener Traum betrachten.
Elizabeth erschien es wie ein furchtbarer Alptraum.
Sie machten sich vor Morgengrauen wieder auf den Weg, Elizabeth immer noch im Nachthemd, ihre Beine wund, wo sie nackt an dem rauhen Sattel rieben. Ihr Haar hatte sich gelöst, und da ihre Hände gefesselt waren, hatte sie es nicht wieder flechten können.
Um die Mittagszeit machten sie eine kurze Pause, um zu essen und die Pferde zu tränken. Elizabeth aß einen Apfel und ein Stückchen Käse, doch das verstärkte ihre Übelkeit nur. Das Kinn tat ihr weh, wo der Bärtige ihr den Schlag versetzt hatte, und an ihrem Spiegelbild im Bach sah sie eine häßliche bläuliche Schwellung.
»Zeit zum Aufbruch«, sagte der Dünne, der Nathan hieß. Er sah sie an und grinste. »Wir wollen doch nich’, daß Seine Lordschaft unnötich lange auf seine Braut wart’n muß.«
»Ich bin nicht seine Braut«, knirschte Elizabeth. »Ihr brecht das Gesetz. Wenn Ihr klug seid, laßt Ihr mich frei, bevor ich dafür sorge, daß Ihr eingesperrt werdet.«
Die beiden brachen in Gelächter aus, klatschten sich auf die Schenkel und schnaubten vergnügt.
»Wenn du klug bist, du dusseliges Weibsstück, dann hältst du deine scharfe Zunge zurück - besonders dann, wenn du mit deinem neuen Mann im Bett bist.«
Ein Zweig knackte. Alle drei Köpfe wandten sich mit einem Ruck dem Mann zu, der jetzt auf die Lichtung trat. »Ich glaube, die Dame hat recht«, bestätigte Nicholas mit stählernem Ton. »Ihr beide benehmt euch ungesetzlich. Wenn ihr klug seid - und weiterleben wollt -, werdet ihr jetzt ganz still stehen und keine plötzlichen Bewegungen machen.« Er entsicherte die Pistolen, die er in beiden Händen hielt, genau auf die Herzen der beiden Männer gerichtet.
Mein Gott, Nicholas war gekommen. Ihr Puls raste plötzlich und dröhnte in ihren Ohren. Wo kam er her? Wie hatte er sie nur gefunden?
»Verdammte Scheiße«, sagte Nathan.
Charlie hob langsam seinen gesunden Arm, spuckte dabei aber angeekelt
Weitere Kostenlose Bücher