Was dein Herz verspricht
auf den Boden.
»Du -«, Nicholas zeigte auf den linken der beiden, »binde das Mädchen los, aber ganz vorsichtig.«
Sie zitterte, als Nathan zögernd die Steppdecke beiseite schob und mit unsicherer Hand ihre Fesseln löste. Dann trat er zurück.
»Gut«, sagte Nicholas. »Und jetzt bring ein Stück von dem Seil her, und fessele deinen Freund.«
Der Rotbärtige fluchte breit, bewegte sich aber nicht. Nathan tat, wie ihm geheißen worden war, und band Charlie Hände und Füße zusammen.
Nicholas hatte sie selbst noch nicht angesehen. Jetzt betrachtete er sie kurz, wie sie barfuß und in weißem Nachthemd, mit wirrem Haar und einer lila Beule am Kinn dastand.
Seine dichten Augenbrauen zogen sich zusammen. »Geht’s dir gut?«
»Ja... ja, ich - ich bin unverletzt. Etwas angeschlagen, aber sonst in Ordnung.«
»Komm her«, sagte er sanft.
Sie ging zu ihm hinüber, blieb neben ihm stehen und war überrascht, als er schützend einen Arm um ihre Taille legte. Er hielt sie fest, drückte sie kurz an sich, betrachtete die Schwellung an ihrem Kinn mit finsterem Blick.
»Glaubst du, du kannst den anderen fesseln?«
Elizabeth nickte. »Ja, ich denke schon.« Sie holte das andere Stück Seil vom Baum und ging vorsichtig mit ihren bloßen Füßen wieder über die Lichtung. Sobald sie den Mann gefesselt hatte, schob Nicholas die Pistolen in seinen Hosenbund. Er überprüfte die Knoten bei beiden Männern, zog sie etwas strammer, wandte sich dann ihr zu und hob sie kommentarlos hoch.
»Es tut mir leid, daß das geschehen ist. Ich wünschte, ich hätte es verhindern können.«
Sie umklammerte seinen Hals und genoß das Gefühl der Sicherheit, das in ihr aufwallte. »Du hast es doch versucht. Du hast jedesmal dein Bestes getan.«
Er setzte sie seitlich auf seinen Sattel, ging zurück zum Baum, um die Seidendecke zu holen, und wickelte sie behutsam hinein. Dann schwang er sich in den Sattel hinter ihr.
»Bist du sicher, daß es dir gutgeht? Sie haben dich nicht... belästigt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, sie hatten Angst vor Bascomb.«
»Das hatte ich gehofft.« Er ließ den Hengst lostraben, da ertönte ein Ruf hinter ihnen.
»He, Ihr könnt uns doch nicht einfach hierlassen!«
Nicholas’ Lächeln war maliziös. »Nur für eine Weile. Ich werde bei erster Gelegenheit ein paar Polizisten zu euch schicken, die euch gern losbinden und ins Gefängnis bringen werden.«
»Moment mal, Herr«, jammerte der Dünne. »Wir haben ihr nix getan und war’n ganz vorsichtig mit ihr.«
Nicholas betrachtete die Schwellung an ihrem Kinn. »Nicht vorsichtig genug, mein Freund, wirklich nicht.«
Der Hengst galoppierte davon, und Elizabeth lehnte sich an Nicholas’ Brust. Muskulöse Arme legten sich um sie. Sie konnte spüren, wie sein Herz in seiner sehnigen Brust schlug.
»Danke, daß du gekommen bist«, sagte sie, und sein Griff wurde eine Spur fester.
»Welcher von den beiden hat dich geschlagen?«
Sie sah ihn an. »Warum? Das ist doch unerheblich.«
»Nein, ist es nicht.«
Der rauhe Ton überraschte sie. »Ich habe geschlafen«, log sie. »Ich weiß nicht, welcher es war.« Natürlich war es
Charlie gewesen. Sie würde nie vergessen, wie die große, haarige Faust in ihr Gesicht donnerte. Aber Nicholas hatte auch so schon genug Schwierigkeiten. Wenn er an Charlie Vergeltung übte, würde es nur noch schlimmer werden.
Ein dünnes Lächeln hob seine Lippen. »Tja, dann werde ich sie wohl beide verprügeln müssen.«
Elizabeth drehte sich etwas, um ihn ansehen zu können. »Überlaß das doch der Polizei. Du solltest dir nicht noch mehr Schwierigkeiten machen. Bitte, wenn schon nicht für dich, so tu es wenigstens für mich.«
»Es gibt eine Menge Dinge, die ich für dich tun würde, Süße, aber die beiden davonkommen lassen, das nicht.«
»Aber -«
»Jetzt sei still und ruh dich etwas aus. Wir haben einen langen Ritt vor uns, bis wir haltmachen können.«
Sie befolgte seinen Rat, schloß die Augen und überließ sich dem Rhythmus des großen, schwarzen Pferdes, zufrieden, daß sie in Sicherheit war. Sie schmiegte sich noch enger an Nicholas und spürte die Wärme seines Körpers, die sie umfing. Die Erschöpfung setzte sich durch, und schon bald war sie fest eingeschlafen.
Nicholas strich etliche unordentliche Strähnen flammendunklen Haares hinter Elizabeths Ohren. Sie schlief in seinen Armen, erschöpft von ihrem gräßlichen Erlebnis. Der Anblick der Schwellung an ihrem Kinn ließ jedesmal
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