Was dein Herz verspricht
in ihr Inneres zu sehen. Sein Körper war angespannt. Seine Schultern schienen wie aus Stahl. Dann hob er den Kopf und machte einen Schritt zurück.
»Um sieben Uhr morgen früh fahren wir ab nach London. Du solltest vorher möglichst noch schlafen.«
Elizabeth sagte nichts, stand nur da und sah ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwand. Ihr Herz schlug heftig, schmerzlich. Etwas brannte hinter ihren Augen. Es tat ihr nicht leid, was sie getan hatte. Und es würde ihr auch nie leid tun.
Sie wünschte nur, daß es Nicholas nicht bedauern würde. Und daß sie seine harten Worte vergessen könnte, die ihr so weh taten.
Maggie lehnte sich im Sitz der Kutsche zurück und fühlte sich irgendwie unwirklich. Es war neun Jahre her, seit sie zum letztenmal nach London gefahren war, damals, als sie als Sechzehnjährige in die Gesellschaft eingeführt werden sollte. Ihr Vater war so stolz gewesen. Dutzende von jungen Männern hatten um ihre Hand konkurriert, doch sie war noch zu jung gewesen und hatte sich amüsieren wollen, anstatt gleich an die Ehe zu denken.
Dann war der Herbst gekommen, das Ende der Saison, und sie waren nach Ravenworth Hall zurückgekehrt. Neun Jahre später konnte sie sich nicht mehr vorstellen, warum sie sich damals bis über beide Ohren in Stephen Bascomb verliebt hatte. Eigentlich hatte er sie nur verführt, und in ihrer Unschuld hatte sie ihre entsprechenden Gefühle für Liebe gehalten.
Maggie sah aus dem Fenster, an dem große, grüne Felder vorüberzogen, gesäumt von niedrigen Steinmauern. Ab und zu fuhren sie durch ein Dorf, wo Kinder und Hunde sie lärmend umrundeten.
Es war still in der Kutsche. Elizabeth saß ihr gegenüber neben Tante Sophie, während Nicholas vorn bei Jackson Freemantle auf dem Kutschbock saß. Mercy Brown, Edward Pendergass und Elias Moody fuhren in der hinteren Kutsche mit ihrem Gepäck.
Maggie sah hinab auf das neun Jahre alte Kleid, das sie trug. Von der gleichen Sorte hingen noch Dutzende in ihrem Kleiderschrank, alles andere als der neueste Schrei mit den weiten Rüschenröcken. Das erinnerte sie an all die Jahre, die vergangen waren, an die Schande, die ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte.
Sicher würde die kommende Zeit schwierig werden. Sie und Nick waren gesellschaftlich Ausgestoßene, obwohl eigentlich nur wenige Leute genau wußten, was Stephen wirklich getan hatte. Sie nahm an, daß Elizabeth auch lieber aus Liebe heiraten würde, als nur eine Ehe zu akzeptieren, die ihr Bruder oder Sydney für sie arrangierten.
Doch sie waren alle gleich fest entschlossen. Nick wollte sein Mündel sicher verheiratet wissen, Elizabeth wollte von Oliver Hampton befreit werden, und Maggie wollte eine neue Chance, das Leben zu entdecken.
Wenigstens würde sie nicht allein sein, dachte sie und lächelte zum erstenmal an diesem Tag. Sie erinnerte sich aus Kindertagen an Rand Clayton als großen, breitschultrigen, dunkelhaarigen und eindrucksvollen Mann. Wenn der Herzog von Beldon noch so war wie damals, würde ihr Plan sicher funktionieren.
Nicks aus Ziegeln gebautes Stadthaus am Berkeley Square war drei Stockwerke hoch und im klassischen Stil gebaut. Seine Mutter hatte es großzügig mit Möbeln im neugriechischen Stil eingerichtet, mit eleganten Sheraton-Sofas, Urnen von Wedgewood und Tischen von Hepplewhite. Wenn er nur durch die Flure ging, dachte er schon an sie, machte ihn etwas traurig, brachte ihn aber auch zum Lächeln.
Sie hatten sich schon nach einem Tag ganz gut eingerichtet, eine besondere Eigenschaft des Hauses trug dazu bei, daß man sich schnell darin heimisch fühlte. Am Morgen hatte er eine Nachricht des Herzogs von Beldon bekommen, der um ein Treffen bat. Nick sah auf die Uhr, als er die Treppe hinunterging. Der Herzog würde jeden Augenblick kommen.
Rand Clayton, Herzog von Beldon. Nick hatte sich seit seiner Rückkehr nach England nicht mehr erlaubt, an seinen Freund zu denken, hatte alle Angebote Rands ausgeschlagen, weil er sicher gewesen war, daß sie nur seinem Pflichtbewußtsein entsprangen. Daß Rand erneut die Initiative ergriffen hatte und klarmachte, daß er ihre Freundschaft immer noch zu schätzen wußte, machte sein Herz schwer.
Nick ging ins Arbeitszimmer, doch bevor er seinen Schreibtisch erreicht hatte, klopfe Pendergass.
»Mylord? Ich störe nur ungern, aber Seine Gnaden, der Herzog von Beldon, ist hier. Ich habe ihn in den Grünen Salon gebracht.«
»Danke, Edward. Sag ihm, daß ich sofort kommen werde.« Nick holte einmal
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