Was dein Herz verspricht
nicht wollte, daß er sie sah. Verdammter Mist. Je eher sie verheiratet war, desto besser. Er wollte dieses Schuldgefühl hinter sich lassen. Und er wollte aufhören, dieses ständige, quälende Verlangen nach ihr zu empfinden.
Er wollte, daß sie verschwand und sein Leben wieder normal wurde. Er drehte sich widerstrebend um. »Also gut. Hol deine Haube, ich lasse die Kutsche Vorfahren.«
11
Elizabeth saß neben Margaret Warring und Nicholas gegenüber in der modernen schwarzen Kutsche der Ravenworth’. Die Spannung zwischen ihnen schien keine Luft zu lassen, doch Stück für Stück entspannten sie sich angesichts der guten Laune Maggies, die froh war, nach so langer Zeit die Stadt wiederzusehen.
Die Straßen in St. James waren von Kutschen und Straßenverkäufern belebt. Zeitungsjungen, Kohlenhändler, Kirschenverkäufer, Schuhputzer. Damen und Herren eilten über den Bürgersteig, die Arme hoch beladen mit bunt eingepackten Schachteln und Päckchen.
Maggie plapperte aufgeregt, und manchmal wünschte Elizabeth sich, sie wäre gar nicht da.
»Schau nur, Nick!« Maggie deutete auf einen Pulk Kinder, die sich vor einem Parfüm- und Handschuhladen drängten. »Ein Puppentheater. Ich habe keines mehr gesehen, seit ich ein kleines Mädchen war.«
Nicholas sah die freudige Rötung in den Wangen seiner Schwester, und einen Moment dachte Elizabeth, er würde wirklich lächeln, was er natürlich nicht tat. Er ließ nur den Kutscher vor dem Geschäft von Madame Boudreau anhalten, der schicksten Modistin der Stadt.
Mit knappen, effizienten Bewegungen half er ihnen aus der Kutsche, und Elias Moody gesellte sich als eine Art Wächter zu ihnen.
Während Elias draußen stand und Nicholas geduldig auf einem eleganten Sofa wartete und dann und wann seine
Meinung zu Farben und Stoffen sagte, wurde an Margaret und Elizabeth Maß genommen für neue Kleider.
Elizabeth war zuerst fertig, denn sie benötigte nur ein paar Kleider, um ihre Garderobe zu vervollständigen. Also mußte sie sich wohl oder übel auf den engen Platz neben den Grafen setzen, wo sich ihre Beine fast berührten und ihr Rocksaum sich über seinen schwarzen Schuh legte.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu, dann senkten sich schwarze Wimpern über das Silberblau seiner Augen.
»Du hast gut gewählt«, sagte er. »Das Grüngoldene ist perfekt für den Ball, den der Herzog geplant hat.«
»Schön, daß es dir gefällt.«
»Es hat nichts damit zu tun, was mir gefällt, sondern damit, was dich im besten Licht zeigt, so wie es bei dem grüngoldenen Kleid sicher der Fall sein wird.«
Sie starrte in sein markantes Gesicht und spürte plötzlich Ärger aufsteigen. »Ich bin doch keine Ware, Mylord, die man möglichst gut zur Schau stellen muß. Wenn meinen Verehrern mein Aussehen nicht gefällt, können sie sich gerne eine andere Frau zum Heiraten suchen.«
Nicholas zog die Brauen zusammen. »Und was ist mit Oliver Hampton? Muß ich dich daran erinnern, daß er vorhat, dich in sein Bett zu zwingen?«
Röte übergoß ihre Wangen. »Ich kann dir versichern, daß ich das nicht vergessen habe.«
Er beugte sich näher zu ihr, und seine Augen schimmerten dunkelgrau und eindringlich. »Hör mir gut zu, Elizabeth. Ich weiß, wie du über Bascomb denkst. Ich weiß, daß alles im Laufe der vergangenen Wochen noch... komplizierter geworden ist. Aber ich will wirklich nur das Beste für dich.« Er drehte ihren Kopf mit seiner Hand um, so daß sie gezwungen war, ihn anzusehen. »Ich möchte, daß du glücklich wirst. Du verdienst einen Mann, der gut für dich sorgt und dich mit Respekt behandelt.«
Er sah sie so ernst an, daß ihre Unterlippe zu zittern begann. »Ach, wirklich?«
»Ja, wirklich.«
»Und was ist mit Liebe, Mylord?«
Sein unruhiger Blick wandte sich ab. »Liebe ist ein Märchen, Elizabeth. Für manche mag sie vielleicht existieren, aber für den Rest von uns ist sie nur Phantasie. Sie existiert nicht in der Realität.«
Elizabeth sagte nichts, aber ihre Brust zog sich schmerzlich zusammen aus Liebe, die sie für Nicholas empfand und die er niemals erwidern würde. Doch sie bekümmerte auch, daß Nicholas die Liebe nie gekannt hatte.
Der Nachmittag zog sich schleppend hin, und selbst Maggies fröhliches Geplapper konnte die Spannung nicht verringern, die bis zum Schluß ihrer Einkaufsfahrt die Kutsche erfüllte. Schließlich überredete Maggie sie noch zu einem Eis in einer kleinen Konditorei. Elizabeth schaffte es, ihr Kleid auf der Brust zu
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