Was dein Herz verspricht
es eine Zeit gegeben hatte, in der viel mehr Zärtlichkeit darin gewesen war. »Berichte deiner Tante von diesen Plänen und sage Mercy, daß sie dich begleiten wird.«
»Ja, Mylord.« Sie wandte sich Sydney zu in der Hoffnung, daß er ihren Schmerz nicht bemerken würde. »Bleibt Ihr zum Abendessen?«
»Ich fürchte nein, meine Liebe. Zuviel zu tun.« Er hob ihre Hand an seine Lippen. »Ich freue mich darauf, Euch bald wiederzusehen.«
»Ja, Sydney, ich mich auch, Ihr seid wirklich ein guter Freund.«
Nick sah zu, wie Elizabeth hinausging, und konnte erst dann wieder richtig atmen.
Sydney sprach weiter. »Ich weiß, daß Euch das nicht leichtfällt, Nicholas. Die Leute in der Stadt zeigen Euch seit zwei Jahren die kalte Schulter. Ich bin sicher, daß sie jetzt auch nicht freundlich sein werden, aber irgendwann werden sie Euch akzeptieren müssen. Ich hoffe, daß es hilft, wenn ich Euch versichere, daß Ihr sicher das Richtige tut.«
Sydney hatte recht. Selbst angesichts seiner berüchtigten Vergangenheit und seines Rufs als Wüstling war er doch ein mächtiger Mann. Vielleicht ein Ausgestoßener, aber mit Beldons Hilfe würden sie ihn nicht völlig ignorieren. Seine Schwester würde eine Chance bekommen, ihre schmerzliche Vergangenheit hinter sich zu lassen, und Elizabeth würde sich so viel in der guten Gesellschaft bewegen können, daß sie sicher einen annehmbaren Ehemann fand.
Der Gedanke lag wie ein Stein auf seiner Brust.
Nick verabschiedete sich von Sydney, der kurz darauf aufbrach, und saß dann wieder allein in seinem Arbeitszimmer. Er goß sich einen Cognac ein und setze sich an den Kamin, vor seinem inneren Auge Elizabeth, wie sie stolz und trotzig dagestanden hatte - und absolut bezaubernd. Er wußte, daß er ihr weh getan hatte, und doch schien es keine andere Wahl zu geben. Ihre Liebesnacht war ein schlimmer Fehler gewesen. Indem er sie nicht weiter beachtete, wollte er diese Tatsache so deutlich wie möglich machen.
Aber vielleicht gab es dazu noch einen besseren Weg. Vielleicht sollte er ihr einfach sagen, wie leid es ihm tat, aber in Wahrheit hatte er Angst davor.
Alles, was Elizabeth Woolcot betraf, machte ihn einfach schwach. Wenn er ihr auch nur einen kurzen Blick auf diese Schwäche erlaubte, befürchtete er, sie könnte sehen, wie sehr er sie immer noch begehrte. Und wenn sie ihm auch nur etwas entgegenkam, dann war er nicht sicher, ob er würde widerstehen können.
In jener Nacht im Wirtshaus hatte er es auf jeden Fall nicht gekonnt.
Nick schlief wenig in der Nacht, und seine Träume waren erfüllt von Elizabeth Woolcot, wie sie nackt unter ihm lag, sich ihm wollüstig entgegenstreckte. Wenn er gerade nicht von ihr träumte, dann von seinen Eltern, von früheren, glücklicheren Zeiten, von der Nähe, die seine Eltern miteinander gehabt hatten. Und er träumte von Elizabeth mit einem schwarzhaarigen Kind auf den Armen, einem Jungen, der aussah wie er selbst. Er hörte sie lachen und zu dem Kind sagen, es solle ihn Papa nennen.
Er erwachte von irgendwelchen Geräuschen in der Nacht, Grillen, die zirpten, eine Eule, die schrie. Der Traum hatte sich so wirklich angefühlt. Ohne seine Zuflucht fühlte er sich entsetzlich einsam.
Bis er aus dem Bett, angezogen und aufbruchfertig war, hielt die schlechte Laune an. Akbar stand im Stall bereit, dazu ein Brauner für Elias, der mit ihm zu dem Gefängnis in Dorking reiten würde, um dort mit dem örtlichen Friedensrichter zu sprechen.
»Constable Ragsdale hat die beiden dahin verfrachtet und gesagt, er wolle dafür sorgen, daß sie eingesperrt bleiben, bis ich zurückkommen und Anzeige gegen sie erstatten kann.« Er lächelte finster. »Eine hübsche Zelle in Newgate wird sie lehren, sich besser zu benehmen.«
Elias schnaubte. »Pah, Newgate! Die Hunde könn’ froh sein, wenn se nich’ hängen.«
Doch als sie in Dorking ankamen, erfuhren sie als erstes, daß der Friedensrichter Cyrus Dunwitty sie freigelassen hatte.
»Was! Ihr wollt mir sagen, daß sie fort sind? Daß Bascomb einfach hier hereingekommen ist und ihre Freilassung gefordert hat?«
Dunwitty schluckte schwer. »Nicht genau. Aber auf jeden Fall sind die Männer weg.« Der bleiche, fette Mann, Sohn eines reichen Landedelmannes, hatte mausbraunes Haar, das schon langsam dünn wurde. »Lord Bascomb sagte, es habe einen Irrtum gegeben. Er sagte, die Männer hätten nur seine Verlobte zu einem Besuch zu ihm begleitet, wie er sie angewiesen hatte. Da weder Ihr noch die junge
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