Was dein Herz verspricht
tief Atem. Er war seinem Freund eine Erklärung schuldig. Irgendwie sah es so aus, als würde er sich in letzter Zeit zu häufig entschuldigen müssen.
Er betrat den eleganten Grünen Salon mit den marmornen Kaminen an beiden Enden und dem goldenen Spinett seiner Mutter an einer der moosgrünen Wände.
Rand stand von einem samtenen Sofa auf, als Nick hereinkam, und ging auf ihn zu. Er war ein mächtiger Mann mit breiten Schultern und harten Muskeln, kaffeebraunem Haar und goldgefleckten braunen Augen. Er lächelte ein so warmes, vertrautes Lächeln, daß sofort ein Teil von Nicks Anspannung verschwand.
»Euer Gnaden - es freut mich, Euch zu sehen.«
Rand grinste, und ein Grübchen wurde in seiner linken Wange sichtbar. »Euer Gnaden, scheiß was drauf! Ich bin immer noch Rand für dich und werde es ewig bleiben.«
Nick erwiderte das Grinsen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das zum letztenmal getan hatte. Er nahm Rands große Hand, der die andere auf seine Schulter legte. »Ich fühle mich wie ein Idiot«, sagte Nick. »Aber ich wollte dich halt nicht beschämen.«
»Du hast nichts getan, das ich nicht unter denselben Umständen auch getan hätte. Schweinerei, daß sie dich dafür in die Verbannung geschickt haben.«
Nick feixte. »Aber ich habe sie reingelegt und überlebt. Wie wäre es mit einem Cognac? Ich könnte einen vertragen.«
Rand nickte. »Klingt ziemlich annehmbar.«
Nick schien sein Lächeln nicht mehr abstellen zu können. »Mein Gott, es tut wirklich gut, dich zu sehen.« Bis heute war Nick nicht aufgefallen, wie sehr er seinen Freund vermißt hatte.
Mit dem Cognac setzten sich die beiden einander gegenüber auf zwei Sofas vor dem Kamin.
»Ich muß dir sagen«, meinte Rand, »daß es in den vergangenen Jahren immer wieder Zeiten gab, als ich mich fragte, ob du je wieder die Kurve kriegen würdest. Ich hatte Geschichten über die Behandlung von Verbannten gehört. Es muß ja ein ziemlicher Alptraum gewesen sein.«
»Manchmal war es schlimmer.« Weil er seinen Freund schätzte, erzählte ihm Nick von der Zeit in Jamaica, über die brennende Hitze, die Knochenarbeit und die Wanzen. Es klang wie die Hölle, doch in Wahrheit gab es keine Möglichkeit zu beschreiben, wie schlimm es wirklich gewesen war.
»Ich bin froh, daß du zurück bist«, sagte Rand. »Aber mir scheint, deine Schwierigkeiten sind noch nicht zu Ende.«
»Wenn du Bascomb meinst, hast du absolut recht. Ich weiß wirklich sehr zu schätzen, was du für uns tun willst, Rand.«
»Sydney hat gesagt, dein Mündel wäre sehr charmant. Offensichtlich scheint Oliver das auch zu denken.«
Nick spürte einen Stich von Schuldbewußtsein, dann die übliche Welle von Ärger. Er erzählte Rand kurz, welche Mühe sich Bascomb gegeben hatte, um Elizabeth zu zwingen, ihm zu Willen zu sein.
»Das überrascht mich eigentlich nicht«, knurrte Rand. »Der Mann war immer besessen in bezug auf Frauen, die er
wollte. Da war doch diese Schauspielerin - wie hieß sie noch gleich?«
»Maryann Wilson.«
»Ja, genau. Jedesmal wenn sie ihn zurückwies, kaufte er ihr noch ein Stück teuren Schmuck. Und schließlich bezahlte er ein wahres Vermögen, sie als seine Geliebte auszustatten.«
»Ich erinnere mich.«
»Während du weg warst, gab es noch andere. Letzten Sommer hatte er eine hübsche junge Witwe, Cynthia Crammer. Offensichtlich war sie durch Geld nicht umzustimmen, und es gab Gerüchte, Oliver hätte ihre Kinder bedroht.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Wäre mir auch lieber.«
Nick fluchte leise. »Herr im Himmel, der Mann ist ein echter Mistkerl.«
Rand trank einen Schluck Cognac. »Elizabeth Woolcot ist die einzige Frau, der er bisher die Ehe angeboten hat. Ich nehme nicht an, daß er ihre Ablehnung leichtgenommen hat.«
»Das ist milde ausgedrückt.«
»Mein Sekretär arbeitet schon an den ersten Schritten zu unserer Kampagne - ein Ball für nächsten Samstag ist das erste Ziel. Ich glaube, er könnte etwas Hilfe gebrauchen. Vielleicht würde deine Elizabeth ihm etwas unter die Arme greifen?«
Deine Elizabeth. Wieder kam das Schuldgefühl hoch, gemischt mit einem Schuß Verlangen. Jedesmal wenn er an sie dachte, fiel ihm die heiße Liebesnacht mit ihr ein. »Das tut sie sicher gern. Hat Sydney dir schon gesagt, daß meine Schwester auch hier ist?«
»Die kleine Maggie ist hier?«
Er nickte. »Sie hat das Kloster verlassen. Wahrscheinlich würdest du sie nicht mehr wiedererkennen, Rand. Sie ist
kein kleines Mädchen
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