Was dein Herz verspricht
Licht und reflektierten die gold- und perlenbesetzten Kostüme der Gäste. Frauen in der Verkleidung von Kleopatra, Johanna von Orleans und Aphrodite, Milchmädchen, Seejungfrauen, Schmetterlingen und Engeln. Männer als Höflinge des sechzehnten Jahrhunderts, Ritter in Rüstung, Seefahrer, Soldaten.
Angesichts der Tatsache, daß ihre Zukunft so ungewiß war, hatte Elizabeth eigentlich nicht kommen wollen, aber Nicholas hatte darauf bestanden.
»Wir müssen unser Leben fortsetzen, als ob sich nichts geändert hätte. Wir müssen an Maggie denken.«
Eigentlich hatte sich nicht wirklich etwas geändert. Obwohl sie und Tante Sophie jetzt ein Stadthaus in der Maddox Street bewohnten, das nicht weit vom Berkeley Square entfernt war, hatte Nicholas sie dort noch nicht besucht. Sie war sich nicht sicher, warum. Sie wußte, daß er sich Sorgen machte wegen seiner Schwester und darauf hoffte, daß einer ihrer Verehrer um ihre Hand anhalten würde.
Doch im Grunde war er der Meinung, daß keiner gut genug war. Nicht für seine Maggie. Sie hatte sich früher einen Mann und eine Familie gewünscht. Jetzt wollte er, daß sie eine Gelegenheit dazu bekam. Sie brauchte nur Zeit. Nicholas wollte dafür sorgen, daß sie sie bekam.
Elizabeth sah sich in dem prächtigen Ballsaal um und fragte sich, wo er sein mochte. Sie war mit Tante Sophie, Maggie, dem Herzog von Beldon und seiner Mutter angekommen, einer bunten kleinen Gruppe. Tante Sophie war als mittelalterliche Matrone mit hohem konischem Hut verkleidet, der Herzog mit einer römischen Toga, die eine muskulöse Schulter freiließ, Maggie als Rapunzel und die Herzogin als Madame du Barry.
»Ich hasse Kostümbälle«, murmelte die ältere Frau, lächelte dann aber und hielt ihrem gutaussehenden Sohn die Hand hin, der sich dramatisch verbeugte und sie auf die Tanzfläche führte.
Elizabeth, die einen Moment allein war, sah sich suchend nach Nicholas um. Nicholas. Manchmal konnte sie nicht glauben, daß sie zugestimmt hatte, seine Geliebte zu werden, und damit einem Leben, das so ganz anders war als das, was sie ursprünglich angestrebt hatte: eine Zukunft mit Ehemann und Familie. Aber die Würfel waren gefallen, und sie wollte das nicht ändern.
Sie hatte den Eifer ihrer vier Verehrer dadurch etwas gebremst, daß sie angedeutet hatte, sie bevorzuge einen der anderen.
»Es tut mir leid, Mylord«, hatte sie zu David Endicott gesagt, »aber mein Herz ist einfach unentschlossen. Ich scheine nie zu wissen, was es als nächstes tut.« Sie hatte angedeutet, es handle sich um Tinsley, aber natürlich hatte sie Tinsley gegenüber Tricklewood erwähnt. Und obwohl sie alle vier noch Interesse zeigten, war nur noch Tricklewood wirklich hartnäckig.
»Ich werde Euch gewinnen«, hatte David geschworen. »Ihr werdet irgendwann noch feststellen, wie gut wir zueinander passen.«
Elizabeth hatte nur gelächelt und gewünscht, sie könnte ihm die Wahrheit sagen. Sie hatte Angst, er würde sich wirklich in sie verlieben und wußte selbst zu gut, wie schmerzlich das sein konnte. Sie war froh, daß Tricklewood heute abend nicht hier sein würde.
Elizabeth betrachtete ihr Spiegelbild in den Wänden des Ballsalls. Tante Sophie hatte ihr bei ihrem Kostüm geholfen und Federn aus ihrer bizarren Sammlung beigesteuert. Die hatten sie zusammen grün gefärbt und an ein oben enganliegendes weißes Baumwollkleid mit üppig fließendem Rock genäht. So war sie heute abend ein weiblicher Ikarus, entschlossen, zum Himmel zu fliegen, doch letztendlich zu nah an die Sonne aufsteigend...
Hinter einer waldgrünen Federmaske wartete sie nervös darauf, daß Nicholas erschien, und während sie mit Maggie sprach, waren ihre Gedanken bei ihm. Sie fragte sich, in was für einem Kostüm er erscheinen würde, und hoffte, daß sie in Verkleidung endlich wagen konnten, miteinander zu tanzen.
Er erschien eine Stunde vor Mitternacht, und selbst mit der rotschwarzen Satinmaske, die er trug, erkannte sie ihn sofort. Er war verkleidet als Herzbube - sehr passend, wie sie fand - die langen, muskulösen Beine in engen, schwarzroten Satinhosen. Sie sah ihn durch den Ballsaal kommen, bewunderte seine breitschultrige Gestalt und bemerkte auch, wie ansprechend sich die enge Hose um die bemerkenswert füllige Wölbung seines Geschlechts legte. Ihre Wangen begannen hinter der Maske zu glühen.
Er blieb direkt vor ihr stehen, betrachtete sie mit einem langen, ausgiebigen Blick von oben bis unten, der schließlich zu ihrem tiefen
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