Was dein Herz verspricht
Ausschnitt zurückkehrte, wo dunkelgrüne Federn die Rundungen ihrer Brüste kitzelten.
Einer seiner Mundwinkel hob sich. »Vielleicht täuscht mich meine Erinnerung, aber ich dachte, Ikarus wäre ein Mann gewesen.«
Es freute sie, daß er erraten hatte, wen sie darstellte. »Durchaus möglich, vielleicht aber auch nicht. Schließlich ist es eine Legende, und die kann falsch sein.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Möglich. In jedem Falle bist du ein sehr schöner Ikarus«, er beugte sich nah zu ihrem Ohr - »und ich würde nichts lieber tun, als dir diese Federn alle einzeln auszupfen.« Die Hitze in ihren Wangen wurde stärker. Nicholas beugte sich tief über ihre Hand. »Würdet Ihr gern mit mir tanzen, Mylady Ikarus?«
»Ich würde nichts lieber tun, Mylord.«
Ein silbernes Glitzern erschien in seinem Blick. »Gar nichts, Mylady? Ich hätte gedacht, daß es da doch etwas gäbe, etwas - sagen wir Intimeres -, das Euch vielleicht noch besser gefallen würde.«
Sie wurde von Begehren überschwemmt. Herrgott im Himmel. Sie konnte das Brennen seines Blicks spüren, als berühre er sie. Er flirtete mit ihr, spielte verführerische Spiele mit ihr, die er sich als Vormund nie zugestanden hatte. Er fühlte sich sicher hinter der Maske, erlaubte ihr, eine Seite von ihm zu sehen, die sie noch nicht kennengelernt hatte. Das Spiel der Verführung konnte der Graf von Ravenworth unvergleichlich gut spielen, und sie fühlte sich weiblich und begehrt.
Sie senkte die Wimpern. Vielleicht konnte man dieses Spiel auch zu zweit spielen. »Ihr seid viel zu dreist, Herzbube. Doch es ist tatsächlich etwas an Euch, das mir gefällt. Vielleicht würde ich bei einem Kuß feststellen, was das ist. Ein langer, tiefer, sehr heißer Kuß, bei dem Ihr Euren Körper an den meinen drückt. Das könnte womöglich...«
Nicholas’ Ächzen unterbrach sie. »Kleine Hexe. Und ich dachte, dir wäre dieses Spiel neu.«
»Ich lerne schnell, Mylord. Und Ihr seid ein sehr guter Lehrer.«
»Da ist soviel, was ich dich gern lehren möchte, liebste Bess. Wir hatten bisher sowenig Zeit zusammen. Eine Nacht voller schuldbewußter Freuden, eine hastige Paarung im Garten. Heute nacht werde ich zu deinem Haus kommen. Wir werden uns Zeit lassen und den Unterricht ganz langsam beginnen. Und es wird mir ein Genuß sein, dich die Kunst des Liebens zu lehren.«
Elizabeth’ Mund wurde trocken. Heute nacht. Nicholas würde heute nacht zu ihr kommen.
»Bis dahin würde ich trotzdem noch gern tanzen.«
Er tanzte, wie er sich bewegte, mit Grazie und Eleganz, die Schritte fehlerlos und instinktiv. Wann immer er ihre Hand berührte oder seinen Arm um ihre Taille legte, schien ihre Haut dort zu glühen. In seiner schwarzroten Verkleidung wirkte er gefährlich und verführerisch. Aus jeder seiner Poren drang seine sinnliche Ausstrahlung.
Zum erstenmal wurde ihr klar, welchen Willen er wohl hatte aufbringen müssen, um diesen Charakterzug so lange vor ihr zu verbergen. Das hatte er ihretwegen getan, weil sie sein Mündel war und er sein Wort gegeben hatte. Dafür bewunderte sie ihn - und sie war froh, daß er die Beherrschung endlich aufgegeben hatte -, wenigstens für heute abend.
Morgen würden sie beide ihre jeweilige Rolle wieder ein-nehmen, doch jetzt hatte Elizabeth einen Blick auf die gefährlich anziehende, verruchte Seite seines Charakters geworfen, und in den langen Nachtstunden würde er ihr noch mehr davon zeigen. Das Versprechen in seinem Blick schien zu sagen, daß er sie heute nacht in einer Weise nehmen würde, wie er es noch nie getan hatte.
Ihre Hand zitterte, als sie sie in die Falten ihres Rocks drückte. Ihr Herz hämmerte, und ihre Brüste fühlten sich köstlich geschwollen an. Sie würde den Ball mit Nicholas so lange genießen, wie sie es wagte, und dann würde sie in das Haus zurückkehren. Elias Moody und Theo Swann hatten sie herbegleitet, also würde sie sicher nach Hause kommen.
Nicholas hatte das Stadthaus sorgfältig ausgesucht. Es hatte Fenster, die man mit Fensterläden und dazugehörigen Schlössern verschließen konnte - und einen extra Eingang, der direkt in den ersten Stock führte. Sie schaute zu Nicholas, spürte seinen heißen Blick, folgte dem sinnlichen Lächeln seiner Lippen. Auch dort sah sie ein süßes, erotisches Versprechen.
Er ließ sie bei ihrer Tante, während er mit seiner Schwester tanzte, die in ihrem langen blauen Kostüm mit blonder Perücke bis zum Boden den ganzen Abend mit wechselnden Männern getanzt
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